07.05.2019

5G

5G – Wort des Tages – EVS Translations
5G – Wort des Tages – EVS Translations

Angesichts der Bedeutung und Möglichkeiten, die dem heutigen Wort des Tages häufig zugeschrieben werden, entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass viele gar nicht wissen, wofür es genau steht. Auch wenn es wohl noch einige Jahre dauern wird, bis wir wirklich sein volles Potenzial nutzen können, werden derzeit von Netzagenturen und Kommunikationsbehörden weltweit, wie auch von der Bundesnetzagentur in Deutschland, die Grundlagen für diesen Fortschritt in der Kommunikationstechnologie gelegt. Es scheint also keinen besseren Zeitpunkt als jetzt zu geben, um sich mit 5G, insbesondere mit der Funktionsweise und den möglichen positiven und negativen Auswirkungen auf unsere Zukunft, auseinanderzusetzen.

Bringen wir aber zunächst einmal Licht ins Dunkel des Namens. In einer Welt zunehmend komplexer, technologiebasierter Akronyme könnte man annehmen, dass 5G für etwas Hochkompliziertes steht – tut es aber nicht. Die Wissenschaft dahinter mag zwar etwas technisch sein (mehr dazu später), der Begriff selbst ist aber einfach nur eine Kurzform von 5th Generation of mobile telecommunication technology. Ganz ähnlich dem 2008 eingeführten 4G und dem späteren 4G LTE (Long Term Evolution) als Weiterentwicklung des damals zehn Jahre alten 3G-Standards ist 5G lediglich die nächste Stufe der Entwicklung, die uns durch die 2020er Jahre begleiten soll.

Wie jede andere Drahtlostechnologie auch, vom WLAN-Router in Ihrem Zuhause bis hin zu riesigen Mobilfunkmasten, ist 5G abhängig von der technologischen Verfügbarkeit, der Bandbreite und dem Standort.

Bisher haperte es meist an der Kombination dieser drei miteinander verknüpften Aspekte. Beispielsweise war weder die Rechenleistung vorhanden, noch gab es Miniantennen für höhere Frequenzbereiche. Wir mussten uns daher auf bereits verfügbare niedrigere Bandbreiten verlassen. Andererseits mussten Sendemasten aufgrund ihrer Unansehnlichkeit und hohen Bau- und Wartungskosten strategisch günstig aufgestellt werden. Niedrigere Frequenzbereiche mit ihrer größeren Reichweite waren dabei ideal. Im Laufe der Zeit hat sich die Technologie allerdings weiterentwickelt und die Anzahl der Masten erhöht. Die verfügbare Bandbreite ist jedoch gleich geblieben, was zu Überlastung führte.

Im Vergleich zur Vorgängertechnologie 4G wurde 5G durch Fortschritte in der Miniaturisierung von Antennen mit höheren Frequenzbereichen in Mobilgeräten, in der Rechenleistung von Mobilgeräten und durch immer geringeren Platzbedarf (mit verbesserten Verarbeitungskapazitäten) von Sendemasten und verbundener Technologie möglich gemacht.

Diese Fortschritte gestatten es, dass 5G wesentlich höhere Frequenzbereiche (zwischen 30 und 300 GHz) nutzt, die bisher in Endanwendergeräten nicht verfügbar waren. Damit kann ein stark verbessertes Produkt angeboten werden. Zudem wird 5G wohl 20 Mal höhere Spitzengeschwindigkeiten als 4G LTE erreichen. Selbst wenn die Bedingungen alles andere als optimal sind, wird sich die Verbesserung durchaus bemerkbar machen (Schätzungen nach durch 10 Mal höhere Geschwindigkeit). Neben höheren Geschwindigkeiten wird 5G aber auch wesentlich niedrigere Latenzen (geringere Verzögerungszeiten) aufweisen und mehr Geräte pro Meter (bis zu 1.000 mehr) unterstützen können.

Angesichts der aktuellen Datenübertragungsraten bei 4G LTE (22 MBit/s) und selbst bei WLAN-Routern (25 MBit/s) wäre 5G nicht nur zuverlässiger und reaktionsschneller, sondern würde diese Raten auch problemlos übertreffen. Mit Blick auf die Revolution, die 4G ausgelöst hat – von Uber bis hin zu Videoanrufen – bedarf es keiner großen Vorstellungskraft, sich auszumalen, was mit 5G alles möglich wäre. Dank reaktionsfreudiger, verlässlicher Highspeed-Datenübertragung könnten wir unabhängig vom Heimrouter werden. Autonome Fahrzeuge und Virtual Reality könnten von vielen als sichere und logische Neuerung angenommen werden und neuronale maschinelle Übersetzungen könnten schneller denn je durchgeführt und bereitgestellt werden. Und es wären wohl viele weitere Dinge möglich, an die man bisher noch nicht gedacht hat.

Mit Technologie gehen natürlich immer Risiken einher, eines der größten dabei ist die Datensicherheit. Als großer Telekommunikationsgeräte-Hersteller möchte Huawei (neben anderen) natürlich gerne am Ausbau von 5G-Diensten und -Kapazität teilhaben. Aufgrund seines Sitzes in der Volksrepublik China steht das Unternehmen allerdings ständig im Verdacht, der chinesischen Regierung zu Spionagezwecken zumindest ein Hintertürchen offen zu lassen. Trotz zahlreicher Anschuldigungen und Verdächtigungen wurden abgesehen von den offensichtlichen Verbindungen zum Staat innerhalb des chinesischen Systems allerdings sehr wenige Beweise dafür vorgelegt. Angesichts der Komplexität von 5G-Anlagen in Kombination mit den Millionen von Zeilen an Code, die nötig sind, damit das 5G-System effektiv funktioniert, hat die Sicherheit andererseits oberste Priorität. Daher müssen alle Bedrohungen ernst genommen werden.

Unabhängig vom verbundenen Risiko sollte das, was 5G verspricht, auf keinen Fall außer Acht gelassen werden, vor allem wenn man bedenkt, welche unerwarteten Vorteile 4G LTE mit sich brachte. So sehr das alles noch nach Science Fiction klingt, ist es vielleicht am besten, mit einem Zitat von The Amazing Criswell aus dem furchtbar schlechten Film Plan 9 aus dem Weltall zu schließen: „Wir alle interessieren uns für die Zukunft, denn in ihr werden wir alle den Rest unseres Lebens verbringen.