21.07.2015

Bistro und Brasserie

Bistro und Brasserie – Wörter des Tages - EVS Translations
Bistro und Brasserie – Wörter des Tages – EVS Translations

Die Begriffe Bistro und Brasserie werden in Europa und den USA häufig synonym verwendet, aber in Frankreich, woher die Wörter stammen, behielten sie ihre ursprünglichen Bedeutungen und stehen für zwei unterschiedliche Einrichtungen.

Die Brasserie stammt aus dem Elsass und war ursprünglich eine Brauerei (wie das Ethymologielexikon bestätigt, kam der Begriff über das Keltische und das Vulgärlateinische in die französische Sprache, mit der wörtlichen Bedeutung „Brauerei“). Die ersten Brasserien waren entweder mit Betrieben verbunden, in denen Bier hergestellt wurde, oder waren im Besitz dieser Betriebe und auf den Verkauf von Bier spezialisiert. Heute werden neben Bier häufig noch andere Getränke mit geringerem Alkoholgehalt wie Cidre und Wein angeboten. In Brasserien wird natürlich traditionelle französische Küche serviert, normalerweise gibt es ein Tagesmenü, und häufig ist die Küche den ganzen Tag über bis spät in die Nacht geöffnet. Auf der Speisekarte findet man mit hoher Wahrscheinlichkeit Steak tartare mit Pommes frites, Coq au Vin (in Wein geschmortes Huhn) oder Choucroute garnie (Sauerkraut mit Würstchen).

Die erste schriftliche Aufzeichnung des Wortes Brasserie in der englischen Sprache findet sich in der Juniausgabe des britischen Reisemagazins Realm im Jahre 1864: „Möge sein Monument alle anderen Brasserien überleben!” In den USA erschien der Begriff 1882 in dem Essay eines New Yorker Kritikers: „Seine Kameraden sangen Lieder in der Brasserie.“

Von einer typischen Brasserie darf man erwarten, dass sie viel Platz bietet, eine gedruckte Speisekarte, professionellen Service und weiße Tischdecken; anders das typische Bistro – klein, intim, ungezwungen. Bistros gelten häufig als die französische Variante der italienischen Trattoria – kleine Familienbetriebe mit ordentlichem Essen – mit saisonalen Angeboten und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Mittag- und Abendessen werden zu festen Zeiten serviert und sind typisch – Boeuf bourguignon, gebratenes Hühnchen und Innereien, und reichliche Mengen von Weinen der mittleren Preisklasse.

Das Wort Bistro ist französischen Ursprungs, aber mit unklarer Ethymologie. Einige Sprachwissenschaftler vermuten, dass es von „bistouille” oder „bistrouille” abgeleitet ist, einem nordfranzösischen umgangssprachlichen Wort für Kaffee mit einem Schuss Weinbrand (von „bis” für doppelt und „touiller”, mischen) – ein Getränk, das in preisgünstigen Restaurants serviert wurde.

Nach einer anderen Theorie stammt das Wort vom westfranzösischen „bistreau”, Kuhhirte, und beschreibt den typischen Gast eines Bistros.

Die wohl anschaulichste, aber auch am wenigsten plausible Theorie ist, dass der Begriff von dem russischen Wort „bystro” (schnell) abgeleitet ist. Als Paris von den Russen besetzt war, hatten es die russischen Soldaten beim Essen und Trinken immer sehr eilig, bevor sie von ihren Offizieren wieder eingefangen wurden, und riefen den Kellnern immer wieder zu, dass sie sich mit der Bestellung beeilen sollten.

Vermutlich wurde das Wort bistro im Französischen erstmalig 1884 abgedruckt, aber erst 1922 begegneten auch englische Leser diesem Begriff. Der Kunstkritiker Clive Bell schrieb in seinem Since Cézanne: „Der vielleicht beste Maler Frankreichs, einer der besten Musiker, und ein obskurer Journalist saßen in einem kleinen bistrot am Boulevard St. Germain.”