10.02.2015

Boeuf bourguignon

boeuf bourguignon - Wort des Tages - EVS Translations
boeuf bourguignon – Wort des Tages – EVS Translations

Englisch ist eine Verschmelzung vieler verschiedener Sprachen, die man einige Zeit köcheln ließ und dann je nach Geschmack würzte. Aber es scheint ein Gebiet zu geben, wo sich die Sprache nicht so stark verändert – das Kochen. Gleichzeitig besitzen einige Begriffe aus dem Bereich des Kochens für viele Menschen scheinbar etwas Geheimnisvolles, und bei diesen handelt es sich in der westlichen Küche meist um französische Begriffe. Heute wollen wir uns eines der schmackhaftesten Wörter einmal näher anschauen, das auf das Jahr 1915 zurückgeht – Boeuf bourguignon.

Boeuf bourguignon, das man mit „Rindfleisch auf Burgunder Art“ übersetzen kann, ist ein Schmorgericht aus Rindfleisch, Burgunderwein, Fleischbrühe, Kräutern, Pilzen und typischem Suppengemüse – z.B. Kartoffeln, Möhren , Zwiebeln, usw. Aber Boeuf bourguignon ist nicht nur ein Gericht, sondern es erzählt auch etwas über den weltweiten Siegeszug der klassischen französischen Küche. Viele Jahre vor dem ersten Gebrauch des Wortes in Frankreich, etwa 1866, war das Gericht ein einfacher bäuerlicher Eintopf, bei dem das Fleisch lange in Wein und Brühe köcheln musste. In den fünfzig Jahren, bis das Wort in der englischen Sprache angekommen war, fand das Gericht als klassisches Beispiel der französischen Küche viel Beachtung in Frankreich und auch im Ausland (ähnlich wie Coq au vin, Escargots, Jambon persillé, etc.). Und mit seiner Aufnahme in das 1903 veröffentlichte Werk Le Guide Culinaire des berühmten Kochs Auguste Escoffier (der im Savoy und im Ritz-Carlton zu Ruhm gelangte) hatte es sich endgültig seinen Platz bei der kulinarischen Elite erobert.

Schon bald war das Wort zu einem Teil der englischen Sprache geworden. Nur 12 Jahre nach Escoffier’s Küchenleitfaden tauchte das Wort 1915 in der Septemberausgabe des The Century Illustrated Monthly Magazine auf, in dem der Autor eine Mahlzeit beschreibt: „Wir saßen bei unserer kräftigen Suppe und unseren riesigen Portionen Boeuf bourguignon.”

Der Restaurantkritiker und Chronist der gesellschaftlichen Elite, Iles Brody, schrieb 1944 in dem Rezeptbuch On The Tip of My Tongue: „Wer möchte schon Austern mit Wasser herunter spülen? …Oder Boeuf bourguignon?“

Aber der beste Hinweis stammt vielleicht von Michael Kenyon in May You Die in Ireland (1965): „Wie schön hätte er es gefunden, wenn ihm jemand abends ein Boeuf bourguignon gekocht hätte.“

Und da uns der Winter momentan in seinem eisigen Griff hat, wäre das doch eine gute Gelegenheit, sich mit einem schönen Teller dieses herzhaften Klassikers aufzuwärmen.