12.07.2016

Brexit

Brexit – Wort des Tages - EVS Translations
Brexit – Wort des Tages – EVS Translations

Das Verhältnis zwischen Großbritannien und Europa war schon immer von Unruhe gekennzeichnet. Einerseits liegt Europa nur einen Steinwurf entfernt, andererseits sind beide Länder aber absolut verschieden. Tatsächlich hatte der französische Präsident Charles de Gaulle bei den ersten beiden Aufnahmeanträgen der Briten für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, dem Vorläufer der heutigen Europäischen Union, 1963 und 1967 sein Veto eingelegt. Er war zum damaligen Zeitpunkt der Meinung, dass „einige Aspekte der britischen Wirtschaft, von den Arbeitsverfahren bis zur Landwirtschaft …. dazu führten, dass Großbritannien und Europa miteinander nicht zu vereinbaren seien.“ Nun wird uns der Brexit, unser heutiges Wort des Tages, wahrscheinlich zeigen, wie recht de Gaulle hatte.

Seit dem EU-Referendum am 23. Juni weiß wohl jeder, was der Begriff Brexit bedeutet – wir wissen, wofür er steht, aber woher kommt er eigentlich? Brexit ist ein Portmanteau, ein Kunstwort, das den Gedanken des „britischen Exit“, des Austritts der Briten, aus der EU zusammenfasst. Das Vermischen von Wörtern ist zwar nichts Neues – Lewis Carroll erfand den Ausdruck portmanteau in seinem Werk Through the Looking-Glass von 1871 – und Großbritannien stand der EU stets mit einer gewissen Skepsis gegenüber, aber eigentlich lehnt sich der Begriff selbst an ein anderes, etwas früher aufgetretenes europäisches Problem an: den Grexit.

Da unser Wort weniger als 5 Jahre alt ist, ist nicht ganz sicher, woher es eigentlich kommt. In Anlehnung an ein informelles Papier eines Wirtschaftsexperten der Citigroup vom Februar 2012, in dem der Begriff Grexit verwendet wurde, taucht der Begriff erstmalig offiziell in Bagehot’s notebook im britischen Economist vom 21. Juni 2012 auf: „Die Chance, dass die Briten die EU in den nächsten Jahren verlassen, ist größer denn je. Ein Brixit droht aus verschiedenen Gründen.“ Informell (und in seiner heutigen Schreibweise) erscheint das Wort erstmalig in einem Tweet, der am 15. Mai desselben Jahres von einer Denkfabrik mit dem Namen British Influence gesendet wurde und in dem es heißt: „Wir stolpern auf den Brexit zu – Großbritannien, ein Referendum, und eine immer näher rückende Abrechnung.“

Wie man sieht kann sich die englische Sprache mit ihrer Kreativität und ihren vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten an jeden Ausdruck und jede Situation anpassen, ob das zwischen Großbritannien und der EU genauso gehen kann, bleibt abzuwarten.