29.04.2019

Computer

Computer – Wort des Tages – EVS Translations
Computer – Wort des Tages – EVS Translations

Was kann über das Wort, um das es heute gehen soll, Neues gesagt werden? Ganz egal, ob wir die Zeit, in der wir leben, als das Informationszeitalter oder digitale Zeitalter bezeichnen oder ihr einen anderen Titel geben – es wird in einem ganz erheblichen Ausmaß von Computertechnologie geprägt. Sie macht unsere Smartphones smart, sie treibt einen großen Teil unserer Unterhaltungsindustrie an und sie macht die Globalisierung überhaupt erst möglich. Computer sind aus unserem modernen Alltag nicht mehr wegzudenken, doch es gibt wohl nur wenige, die sich ihrer faszinierenden Geschichte bewusst sind.

Das englische Wort „compute” wurde dem Französischen entlehnt („computer“) und stammt ursprünglich aus dem Lateinischen („computare“). Es bedeutet „zusammenzählen, rechnen“ und wenn man ihm ein „r“ hinzufügt, erhält man das Wort Computer, das im eigentlichen, wörtlichen Sinn jemanden bezeichnet, der rechnet bzw. mathematische Berechnungen durchführt.

Genau in diesem Sinn, also als wäre damit eine Person gemeint, wurde das Wort zum ersten Mal verwendet. Richard Braithwaite schrieb in seinem Buch „The Yong Mans Gleanings“ aus dem Jahr 1613 Folgendes: „I have read the truest computer of Times, and the best Arithmetician that ever breathed, and he reduced the days into a short number.” (Auf Deutsch in etwa: „Ich habe den zuverlässigsten Zeitrechner, den besten Mathematiker gelesen, der je geatmet hat, und er hat die Tage als kurze Zahl wiedergegeben.“)

Ausgehend von dieser Definition könnte man argumentieren, dass alle Menschen, die mit Zahlen umgehen, so wie Wirtschaftsprüfer oder Buchhalter (also alle, die irgendwie rechnen), „Computer“ sind. Doch wie kam es eigentlich zu unserer modernen Definition – der Computer als Maschine?

Im Sinne einer Maschine oder eines Geräts, die/das Berechnungen durchführt oder ermöglicht, wurde das Wort im englischen Sprachraum erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet. Damals leistete der englische Maschinenbauer und Universalgelehrte Charles Babbage mit seinem Konzept eines programmierbaren Computers Pionierarbeit, als er einen automatische mechanische Rechenmaschine für Zwecke der Schiffnavigation entwarf, eine sogenannte „difference engine”. 1872 dann erfand Sir William Thomson den ersten modernen analogen Computer und 1897 wurde in einem Pressebericht in der Zeitschrift Engineering erstmals ein tatsächlich existierendes Gerät wie folgt beschrieben: „Es handelt sich um einen Computer, der von Herrn W. Cox hergestellt wurde, der ihn als eine Art kreisförmigen Rechenschieber beschreibt.” Ähnliche Rechengeräte waren allerdings bereits in der klassischen Antike bekannt, insbesondere der Abakus, das Astrolab und der Mechanismus von Antikythera.

Diese Geräte wurden schon bald elektronisch betrieben, waren jedoch die nächsten 50 Jahre eigentlich nicht mehr als Rechenmaschinen – feste Programme, die ausschließlich mathematischen Zwecken dienten. In den 1930ern wurden zwar elektromechanische Relaisrechner entwickelt, doch vollständig automatische, digitale Computer sind eine Erscheinung des 21. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Computer in immer mehr Anwendungsgebieten eingesetzt und schließlich zu multifunktionalen Datenbearbeitungsmaschinen weiterentwickelt, die hinter einem großen Teil dessen stecken, was unsere moderne Welt ausmacht.

Als Computer kleiner, leistungsfähiger, verfügbarer (und erschwinglicher) wurden, kam es zu einem explosionsartigen Anstieg der Nutzerzahlen. 1956 kam der Bendix G15 auf den Markt und auch die Einführung des LPG-30, der zu einem Preis angeboten wurde, der heute etwa 373.000 Euro entspricht, fällt in dieses Jahr. Als 1977 der Commodore PET und (3 Monate später) der Apple II (von Steve Jobs und Steve Wozniak) eingeführt wurden – vollständig zusammengebaute Computer für den Massenmarkt – folgte eine Flut an verschiedensten Software- und Anwendungsprogrammen. Und in den Jahren danach wurde der Computer, der 1982 im Time Magazine als „Machine of the Year“ gefeiert wurde, zunehmend kleiner, leistungsstärker, tragbarer und unverzichtbarer.

Computer werden nun seit etwa 60 Jahren auf einer breiten Basis genutzt und in dieser Zeit hat sich viel getan. Doch das ist erst der Anfang. Heute gibt es Yoga-Outfits, die feststellen, ob ihr Träger die Bewegungsabläufe richtig ausführt, tragbare Geräte, mit denen die Gesundheit überwacht werden kann, und Kontaktlinsen, die sich auf den jeweiligen Sehbedarf einstellen. So entwickeln sich Computer zu einer neuen unverzichtbaren Grundlage für Gesundheits- und Wellness-Produkte. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen verändern zunehmend eine ganze Reihe von Aspekten unseren täglichen Lebens – unter anderem die Art, wie wir Waren herstellen, wie wir unsere Wohnung beheizen, wie wir unsere Fahrzeuge fahren oder (ungeachtet sprachlicher Unterschiede) miteinander kommunizieren. In diesem Zusammenhang sollte auch die Blockchain-Technologie erwähnt werden, die bisher zwar größtenteils bei Finanztransaktionen zum Einsatz kommt, aber das Potenzial hat, verschiedene Industrien wie z. B. die die komplette Datensicherheitsbranche durcheinanderzuwirbeln. Hier ist also disruptives Potenzial und wie auch in anderen Fällen, in denen eine Disruption zu erwarten ist, sollten wir uns bewusst machen, dass Entwicklungen dieser Art mit Kosten verbunden sind und dass gesellschaftliche und rechtliche Normen dem technologischen Fortschritt oft hinterherhinken.