27.11.2018

Cookie

Cookie – Wort des Tages – EVS Translations
Cookie – Wort des Tages – EVS Translations

Was haben Cookies, die kleinen, aber nervigen Datenpakete, mit den von uns allen so geliebten Keksen zu tun? Seit dem Rezept für Nestle Toll House Cookies von Ruth Graves Wakefield, ungefähr 1938, bis zu dem kleinen, nahezu unentdeckbaren Kommunikationsprogramm, das die Privatsphäre untergräbt und im Internet verachtet wird, ist viel Zeit vergangen. Und falls Nabisco, Biscoff, und Bahlsen inzwischen nicht auch in der Computerbranche tätig sind, kann man sich fragen, was um alles in der Welt haben Kekse und Computerprogramme miteinander zu tun? Werfen wir also einmal einen Blick auf die ungeliebten „Kekse“…

Das Wort cookie ist englischen Ursprungs und hat seine Anfänge genau genommen in Schottland. Erstmalig wurde es 1754 nachgewiesen. Es erschien damals in Edmund Burts Letters from the North of Scotland, wo es heißt: “In the Low-Country the Cakes are called Cookies.” Oberflächlich betrachtet ist das doch ziemlich eindeutig. Aber genau genommen handelte sich (und das ist immer noch so) um ein kleines süßes Brötchen, oder, in Amerika, um einen kleinen, flachen, süßen Kuchen, den man typischerweise aber als biscuit bezeichnete (also NICHT als cookie).

Kleine süße Brötchen oder flache süße Kuchen sind auch heute noch biscuits (besonders in den eher angelsächsisch beeinflussten Gebieten). Aber was wir normalerweise unter einem „traditionellen Cookie“ verstehen, hat seinen Ursprung tatsächlich in den Niederlanden. Im Mittelniederländischen bedeutet koke ‘Kuchen’, und ein kleiner Kuchen heißt koekje. Die niederländische Kolonie Nieuw Nederland wurde in etwa zur gleichen Zeit wie die britische Kolonie in Virginia und weniger als 2 Jahrzehnte vor der Plymouth Colony in Massachusetts gegründet, und so hatte das Wort Zeit, im amerikanischen Englisch heimisch zu werden, nämlich fast 2 Jahrhunderte lang, bevor man es im 19. Jahrhundert in einer satirischen Zeitschrift namens Salmagundi; or The Whim-whams and Opinions of Launcelot Langstaff, Esq. & Others lesen konnte, wo es damals hieß: “Those notable cakes, high new-year cookies.” (1808).

Ein Jahrhundert später, in den 1920iger Jahren, hatte sich die Wortbedeutung vom ‚kleinen Kuchen‘ erweitert. In der Ausgabe des Collier’s Magazine vom 6. März 1920 wird cookie beispielsweise als Slang-Wort für eine attraktive Frau verwendet: “That girl friend of yours is a cookie—hey, what?” Und wenige Jahre später bezeichnete man mit cookie eine positive Eigenschaft einer Person (z. B. Klugheit oder Zähigkeit). So hieß es beispielsweise am 7. Oktober 1928 in der Chicago Tribune: “What a swell bunch of cookies you turned out to be.”

Und wie hat sich nun unser Wort von etwas Positivem, Essbarem zu etwas Lästigem, Technischem entwickelt? Die erste bekannte Verwendung in der letztgenannten Bedeutung findet sich in der Januarausgabe des UNIX Programmer’s Manual von 1979 (7. Ausgabe). Hier heißt es in einer Erörterung der fseek-Routine in der C-Standard-Bibliothek: “ftell returns the current value of the offset relative to the beginning of the file associated with the named stream. It is measured in bytes on UNIX; on some other systems it is a magic cookie, and the only foolproof way to obtain an offset for fseek.”

Die schätzungsweise 34 Cookies, die auf Ihrem Rechner platziert werden, wenn Sie zum ersten Mal eine Webseite besuchen, sind nervig für Sie, aber für die Webseiten sind sie der reinste Informationssegen, denn sie liefern z. B. Daten über die Nutzerreaktion, die Zahl der Nutzer, die die Seite besuchen, demografische Basisinformationen, und sie ermöglichen in manchen Fällen das Verfolgen der Bewegungen oder des Klickverhaltens der Nutzer. Die Probleme, die wir heute mit Cookies haben, werden vielleicht ganz treffend in einer Publikation des Scientific American vom Oktober 1996 wiedergegeben: “If cookies are handy for Web shoppers, site developers, advertisers and trackers, they are irritating and intrusive to many users who do not want to leave behind a digital fingerprint.” (Wenn Cookies für Web-Kunden, Website-Entwickler, Werbetreibende und Tracker nützlich sind, sind sie für viele Anwender, die keinen digitalen Fingerabdruck hinterlassen möchten, eher ein Ärgernis)

Wie viele Nachteile sind wir also bereit, für die Vorteile hinzunehmen? Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach zu lösen.