23.06.2015

Deflation

Deflation - Wort des Tages - EVS Translations
Deflation – Wort des Tages – EVS Translations

Nach 2 Monaten mit Null-Inflation im Februar und März, meldete das Amt für Statistik in Großbritannien kürzlich, dass sich im Vergleich zum Vorjahr der Verbraucherpreisindex tatsächlich ins Negative, nämlich auf -0,1 %, entwickelt hat. Das heißt, dass ausgewählte Waren den Verbraucher jetzt weniger kosten, als im letzten Jahr. Der Hauptgrund für den kürzlichen Preisrückgang war der dramatische Ölpreisverfall und seine Auswirkung auf alle Bereiche der Wirtschaft. Diese heutzutage seltene Situation, zu der es zuletzt vor etwa 55 Jahren in Großbritannien kam und die als Deflation bezeichnet wird, verdient eine nähere Betrachtung.

Einfach ausgedrückt handelt es sich bei der Deflation, im wirtschaftlichen Sinne, um eine negative Inflation: der Preis für eine Ware geht über einen bestimmten Zeitraum immer weiter zurück. Typischerweise assoziiert man den Begriff mit dem Preis für Verbrauchsgüter; aber man kann ihn auch mit Krediten, Löhnen usw. in Verbindung bringen. Obwohl Schlagworte in wirtschaftlichen Zusammenhängen immer auf eine ungünstige wirtschaftliche Entwicklung hinzuweisen scheinen, ist die Deflation, wie es, glaubt man den Zahlen, seit kurzem in Großbritannien der Fall ist, kurzfristig eher von Vorteil. Denn sie gibt dem Verbraucher zusätzliche Kaufkraft, was sich hoffentlich darin ausdrückt, dass er mehr Geld ausgibt, und das ist dann ein weiterer Antrieb für die momentane wirtschaftliche Erholung. Aber abgesehen von einem kurzfristigen Aufschwung wie diesem können länger anhaltende Deflationen einer Wirtschaft extremen Schaden zufügen: wenn die Preise immer weiter fallen, kaufen die Verbraucher, in Erwartung eines besseren Geldwerts in der Zukunft, weniger Waren, was zu geringeren Ausgaben, mehr Arbeitslosigkeit und einer wirtschaftlichen Rezession/Depression führen würde.

Deflation – Begriff

Der Begriff Deflation wurde 1891 unter Bezugnahme auf einen Ballon eingeführt und bedeutet „Luft ablassen“. Das ist die perfekte Beschreibung dessen, was passiert, wenn Preise, Löhne usw. den Ballon einer Wirtschaft bildhaft schrumpfen lassen. Der Begriff wurde erstmalig von Sir Ralph George Hawtrey in einem Report of the British Association for the Advancement of Science von 1920 verwendet, in dem er schrieb: „Um bei einer Einheit, die an Wert verloren hat, den normalen Goldwert wieder herzustellen, bedarf es einer Deflationsmaßnahme. Deflation, eine Umkehr des Prozesses der Inflation, muss eine Verringerung der Gesamtheit des Geldeinkommens bedeuten.“ Um es ein wenig moderner auszudrücken und zu zeigen, wie sehr man sich vor einer längeren Deflationsperiode und ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft fürchtete, hieß es im Annual Register of 1955: „Einflussreiche Banker und Industrielle beschwerten sich über ein zu starkes Anziehen der ‚Kreditbremse‘ und warnten vor der Gefahr einer Deflation.“

Zwar hat sich die Inflation laut den Daten der letzten Monate verlangsamt, doch sagt die britische Regierung eine baldige Rückkehr der Inflation zu normaleren Werten voraus. Den Briten kann man daher nur empfehlen, diese Periode zu genießen, solange sie anhält.