20.12.2011

Deutsche Weihnachtsmärkte in England

Weihnachtsmärkte - EVS Translations
Weihnachtsmärkte – EVS Translations

Alle Jahre wieder lässt die Vorfreude auf Weihnachten die Kassen klingeln. Weihnachten ist Big Business: Bei vielen sitzt der Geldbeutel im Advent etwas lockerer und davon profitieren unter anderem die zahlreichen Weihnachtsmärkte (ca. 2.500 in Deutschland!), die Jahr für Jahr (und mit zunehmendem Ehrgeiz) um das spendierfreudige, glühweindurstige Publikum buhlen.

Auch in England erfreut sich der typisch deutsche Weihnachtsmarkt großer (und zunehmender) Beliebtheit. Die vorweihnachtliche Feierfreude „Made in Germany“ hat sich zum Exportschlager gemausert, die „deutsche Gemütlichkeit“ kommt gut an.

Der erste englische Weihnachtsmarkt fand 1982 in Lincoln statt und auch heute noch zieht dieser Markt (auf dem seit dem Beginn vor beinahe 30 Jahren unter anderem Wein der deutschen Partnerstadt Neustadt an der Weinstraße verkauft wird) die Massen an. Eine gut gemeinte Warnung: Wer klaustrophobische Tendenzen hat, sollte diesen Markt meiden, auf dem sich dieses Jahr offiziellen Schätzungen zufolge in den vier Tagen, die er andauerte, mehr als 250.000 Menschen durch die mittelalterlichen Gassen schoben (eine Zahl, die erschreckt, wenn man weiß, dass Lincoln nur 90.000 Einwohner hat). Die größeren Weihnachtsmärkte werden häufig nach dem Vorbild des Frankfurter Weihnachtsmarkts gestaltet, der zu den größten und ältesten Weihnachtsmärkten Deutschlands gehört. Dies ist insbesondere in Birmingham, seit 1966 eine Partnerstadt Frankfurts, der Fall – hier werden ganze Stände samt Personal direkt aus Frankfurt „importiert“. Heute gilt der Weihnachtsmarkt in Birmingham, der vor etwa einem Jahrzehnt als erster englischer Weihnachtsmarkt im Stil des „Frankfurt Christmas Market” abgehalten wurde, als der größte Weihnachtsmarkt außerhalb Deutschlands.

England hat massiv aufgeholt, denn auch wenn Deutschland in puncto Weihnachtsmärkte auf eine sehr viel längere Geschichte zurückblicken kann (der Frankfurter Weihnachtsmarkt beispielsweise lässt sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen), sind die „harten Zahlen“ heute durchaus vergleichbar:

–      Sowohl in Birmingham als auch in Frankfurt wurden letztes Jahr mehr als 3 Millionen Besucher verzeichnet. (Der besucherstärkste Markt Deutschlands, der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom, zieht jährlich etwa 5 Millionen Menschen an.)

–      In Manchester und Frankfurt werden dieses Jahr an über 200 Ständen Getränke, Speisen sowie weihnachtliche und (zunehmend auch) weniger weihnachtliche Waren feilgeboten.

–      Schätzungen zufolge liegt der diesjährige Bruttoumsatz des Frankfurter Weihnachtsmarkts bei mehr als 100 Millionen EUR. In Manchester werden nach einer Studie, die 2009 von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben wurde, durch den Weihnachtsmarkt jährlich ca. 50 Millionen GBP erwirtschaftet.

–      Untersuchungen haben ergeben, dass Besucher von deutschen Weihnachtsmärkten pro Besuch ca. 30 EUR ausgeben – etwa ein Drittel allerdings nicht direkt an den Weihnachtsmarktständen, sondern in den Läden, Restaurants und Hotels der Innenstädte, die somit in hohem Maße von der Begeisterung der von nah und fern angereisten Weihnachtshungrigen profitieren. Da auf englischen Weihnachtsmärkten insbesondere als „typisch deutsch“ wahrgenommene Speisen und Getränke (wie z. B. Glühwein, der hier aus Marketinggründen häufig als solcher bezeichnet wird, obwohl es auch den englischen Begriff „mulled wine“ gibt) im Allgemeinen zu einem höheren Preis als in Deutschland angeboten werden, ist davon auszugehen, dass die durchschnittlichen Ausgaben pro Person in England etwas höher liegen.

Und damit genug der Zahlen, denn bekanntlich geht es bei Weihnachten ja eigentlich um etwas ganz anderes. In diesem Sinne: Frohes Fest!