27.08.2019

E-Scooter

E-Scooter – Wort des Tages – EVS Translations
E-Scooter – Wort des Tages – EVS Translations

E-Bikes bieten tolle Möglichkeiten, allerdings sind sie für die Fortbewegung in sehr städtischen Umgebungen häufig auch etwas unhandlich und schwerfällig, was schnell gefährlich werden kann, wenn man sich die Verkehrswege mit vielen Autos und Menschen teilt. Besser geeignet wäre ein kleineres, weniger sperriges Gerät, das sich besser kontrollieren und leichter steuern lässt. Auch ein solches Gerät gibt es interessanterweise bereits seit etwa einem Jahrhundert. Es ist leicht, kompakt, hat nur zwei Räder, einen Motor und eine bequeme Standposition, die wenig Balance erfordert: der E-Scooter.

Ein E-Scooter ist nichts anderes als ein herkömmlicher Scooter bzw. Tretroller (also ein Roller mit einem Trittbrett, einer Haltestange mit Griffen zum Lenken und zwei Rädern), der von einem Elektromotor angetrieben wird. Das Wort selbst setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: dem Präfix E und dem Wort Scooter. Wie bei anderen elektrischen Fahrzeugen wie dem E-Auto oder dem E-Bike steht das E in E-Scooter ganz einfach für elektrisch und weist somit darauf hin, dass das Gerät mit Elektrizität anstatt mit oder zusätzlich zu traditionelleren Methoden betrieben wird. Die Verkürzung des Wortes in dieser Form wurde erstmals in der Ausgabe des Chicago Daily Defender vom 22. November 1969 verwendet, in der es hieß: „Das Elektroauto der Ford Motor Company … Das E-Auto wurde als Testumgebung entwickelt“. Der Hauptbestandteil des Begriffs, Scooter, beschreibt „eine Person, die sich schnell fortbewegt“ und wurde von dem englischen Verb scoot (sausen, flitzen) abgeleitet, dessen Ursprung unbekannt ist. Es wird vermutet, dass es aus der Schifffahrt stammt, da es erstmals in einem Brief eines gewissen Kapitäns Tyrrell in The Annual Register of 1759 auftaucht, in dem dieser schreibt: „The largest frigate being troublesome, I gave him a few of my lower deck pills and set him a scooting like a lusty fellow, and he never returned to the action again.” [Da die größte Fregatte Ärger machte, verpasste ich ihr eine Salve aus meinem Unterdeck, sodass sie wie von der Tarantel gestochen davonwetzte und uns fortan in Ruhe ließ]. Als Substantiv wurde scooter (in seiner ursprünglichen Bedeutung) erstmals etwa 1825 verwendet, um eine Person zu beschreiben, die sich eilig fortbewegt (en: „scoots“), wie der englische Philologe Robert Forby in seiner Arbeit The Vocabulary of East Anglia vermerkt, in der er zur Bedeutung des Begriffs Folgendes schreibt: „ ‚To run like scooter,‘ i.e. very nimbly“ [Laufen wie ein scooter, d. h. sehr flink].

Ähnlich wie bei dem Wort scoot ist auch die Herkunft des Fahrzeugs selbst nicht zweifelsfrei geklärt. Angesichts der Tatsache, dass Tretroller nicht besonders komplex aufgebaut sind – ursprünglich bestanden sie lediglich aus einem an einem Brett befestigten Satz Räder mit einem irgend gearteten Griff – und dass sie viele Ähnlichkeiten zu den Konstruktionen des Fahrradbau-Pioniers Denis Johnson aufweisen, steht lediglich fest, dass es sie seit mindestens einem Jahrhundert gibt. Als Bezeichnung für ein Fahrzeug wurde das Wort scooter erstmals in The London Times vom 21. Februar 1919 verwendet, in der der vor dem Krieg bekannte Scooter wenig begeistert als neuartige Bedrohung für das Straßenpflaster beschrieben wurde. Der zusammengesetzte Begriff motor scooter debütierte am 20. Januar 1917  in einer Ausgabe der Zeitschrift The Autocar: „Seit einigen Monaten hören wir hier davon, dass sich der ‚Scooter‘ zu etwas entwickelt hat, das über das auf den britischen Inseln so beliebte Kinderspielzeug deutlich hinausgeht. Bis vor Kurzem hat man einen solchen amerikanischen motorbetriebenen ‚Scooter‘ in London allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen.“ Hier wird deutlich, dass das Konzept der Tretroller zu diesem Zeitpunkt bereits allseits bekannt war, was das Alter der Fahrzeuge belegt.

Was unser Wort des Tages angeht, so wurden die ersten Modelle elektrisch angetriebener Scooter zwischen 1915 und 1921 in New York von der Autoped Company of Long Island City und zwischen 1919 und 1922 von Krupp in Deutschland hergestellt. Ganz ähnlich wie das E-Bike und das Elektroauto, die erfunden wurden, dann fast gänzlich in Vergessenheit gerieten und im Zuge einer neuen Art der Verwendung schließlich wiederentdeckt wurden, entwickeln sich die E-Scooter auch dank leistungsfähigerer und kompakterer Batterien und Motoren gerade zu dem Personenfahrzeug der Stunde für all diejenigen, die auf der Suche nach schneller, sicherer, kompakter und relativ kostengünstiger Mobilität sind. Unternehmen wie Bird und Lime bieten E-Scooter sogar bereits neben Bike-Sharing-Stationen in Städten an.

Natürlich bringen neue Lösungen auch neue Probleme mit sich, die in diesem Falle vor allem mit der Einstufung der Roller zusammenhängen. Auf der einen Seite können sie aufgrund ihrer Geschwindigkeit gefährlich werden für Personen, die sich in reinen Fußgängerzonen bewegen. Auf der anderen Seite scheinen sie angesichts der Regeln, die üblicherweise für Fahrradwege gelten, z. B. im Hinblick auf Geschwindigkeits-, Sicherheits- und Sitzplatzanforderungen, auch nicht recht auf den Fahrradweg zu gehören. Auf öffentlichen Straßen sind sie ohne Sicherheitsfunktionen, Spiegel und Leuchten jedoch auch nicht gut aufgehoben. Mit anderen Worten: Die E-Scooter wären eine tolle Lösung für die Stadt, wenn wir uns nur festlegen könnten, wie sie genutzt und reguliert werden sollten.