16.04.2019

Ethical Fashion

Ethical Fashion – Wort des Tages – EVS Translations
Ethical Fashion – Wort des Tages – EVS Translations

Im Supermarkt findet man zahlreiche Produkte, die nachhaltig geerntet, nicht gentechnisch verändert, oder biologisch sind. Auch bei Einrichtungsgegenständen und Bürobedarf kann man heute ohne Weiteres nachhaltig produzierte, umweltfreundliche oder recycelbare Produkte finden. Vielleicht trinken Sie ja gerade ein Tässchen fair gehandelten zertifizierten Kaffee, während sie das hier lesen.

Seit ein paar Jahrzehnten haben wir für Fragen wie Nachhaltigkeit und Umweltauswirkungen ein stärkeres Bewusstsein entwickelt. Ein Bereich, der dabei bisher wenig berücksichtigt wurde, bekommt nun endlich die Aufmerksamkeit, die er verdient. Und obwohl wir uns viel damit beschäftigen, geschieht dies doch meist eher oberflächlich. Wir fragen uns, wie sieht es aus und wie viel kostet es, und denken dabei weniger an den Wirtschaftszweig oder das Produkt, das dahintersteckt. Für ein besseres Verständnis ist es an der Zeit, sich mit etwas zu beschäftigen, das für alle, denen es nicht egal ist, was sie tragen, wichtig ist: Ethical Fashion, Mode unter ethischen Gesichtspunkten.

Der Begriff Ethical Fashion tauchte erstmalig 2002 in einer Arbeit von S. Thomas und A. Van Kopplen von der School of Fashion & Textiles, RMIT University, auf, unter dem Titel “Ethics and Innovation – Is an Ethical Fashion Industry an Oxymoron?”. Zwar ist der Gedanke neu, doch setzt sich der Begriff selbst aus Wörtern zusammen, die es schon länger gibt: dem Adjektiv ethical, ethisch, erstmals verwendet in einem Werk von Lodowick Lloyd von 1573 mit dem Titel The Pilgrimage of Princes (“Certain ethical mathematics drawn out of divine and profane auctorities.”), und definiert als ‚mit moralischen Grundsätzen oder sich darauf beziehend‘. Das Substantiv fashion, Mode, fand sich in der englischen Sprache erstmals in Manners and Household Expenses of England in the Thirteenth and Fifteenth Centuries aus dem Jahr 1463, aber diese spezielle Verwendung, laut Definition ‚bezugnehmend auf Kleidung oder Stil‘, hat ihren Ursprung in Richard Tracys Supplocation to King Henry VIII von 1544 (“Sometime cap, sometime hood, now the French fashion, now the Spanish fashion.”).

Aber abgesehen von der Bedeutung des Begriffes ist das eigentlich Revolutionäre daran der zugrundeliegende Gedanke, und zwar fairer Handel und eine nachhaltige/umweltfreundliche industrielle Herstellung von Bekleidung.

Um die Notwendigkeit beider Grundsätze zu verstehen, sollte man sich einige der häufigsten Probleme der Bekleidungsindustrie vor Augen führen. Grundsätzlich kann der Anbau bestimmter Fasern zur Herstellung von Bekleidungserzeugnissen sehr ressourcenintensiv sein. Baumwolle benötigt beispielsweise eine große Menge Wasser und ist für 22,5 % der Insektizide und 10 % der Pestizide weltweit verantwortlich. Bei Pelz und Leder liegt das Problem auf der Hand. In der Produktion werden Textilien häufig chemisch behandelt, beispielsweise mit Blei, Nickel, Chrom IV, Arylamin, Phthalat und Formaldehyd, die für die Umwelt, die in der Textilindustrie arbeitenden Menschen und letztlich den Verbraucher gefährlich sind. Diese Waren werden von Arbeiterinnen und Arbeitern hergestellt, die viele Stunden unter möglicherweise für sie gefährlichen Bedingungen und bei schlechter Bezahlung arbeiten müssen. In einer Branche, wo die schnelllebige Mode häufig bis zu 52 verschiedene Styles pro Jahr hervorbringt, um ihren Umsatz zu steigern, werden nur etwa 20 % aller Textilien wiederverwendet oder recycelt, wodurch riesige Abfallmengen produziert werden.

Ethical Fashion soll eine Art Schirm-Lösung sein, die das Denken beim Verbraucher und in der Bekleidungsindustrie verändert. Beginnend mit den Rohstoffen sollen pflanzenbasierte Fasern gefördert werden, die nachhaltig sind, für ihr Wachstum weniger Ressourcen verbrauchen, und die unempfindlicher sind. In der Bekleidungsproduktion sollen natürliche Färbe- und Behandlungsmittel verwendet werden, das verbrauchte Wasser soll wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden, und die Arbeiter/-innen sollen unter sicheren Arbeitsbedingungen und bei fairer Bezahlung arbeiten. Auf Verbraucherebene liegt der Schwerpunkt in mehr Information über die Unterschiede zwischen billiger, unethischer Mode und ethischer Mode (oder auch die Frage, warum ein bestimmtes Kleidungsstück mehr kostet). Außerdem soll der Verbraucher Kleidung wieder als etwas von Wert wahrnehmen, etwas, dessen Lebensdauer wesentlich länger als die häufig nur wenige Wochen anhaltenden Modetrends sein kann.

In einer Ausgabe des Journal of Fashion Marketing and Management schrieb Catrin Joergens 2006: „Die Ergebnisse dieser Untersuchung lassen nicht darauf schließen, dass sich ethische Bedenken beim Verbraucher auf das Kaufverhalten von Mode auswirken. Beim Kauf von Mode geht es dem Konsumenten in erster Linie um persönliche Bedürfnisse und nicht um ethische Fragen.“ 13 Jahre später beginnt der Gedanke der ethischen Mode allmählich Fuß zu fassen und es gibt Hoffnung und eine Chance, zu beweisen, dass ihre damaligen Erkenntnisse falsch waren.