29.08.2017

Fair trade

Fair Trade – Wort des Tages - EVS Translations
Fair Trade – Wort des Tages – EVS Translations

In den Regalen von Supermärkten, Discountern und kleinen lokalen Märkten finden sich immer mehr Fair-Trade-Produkte und dennoch wissen viele nicht, was darunter eigentlich genau zu verstehen ist. Allgemein bezeichnet Fair Trade ein ethisches Handelssystem, mit dem die sozioökonomische Lücke zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern verkleinert werden soll.

Die meisten Kunden, die beispielsweise Fair-Trade-Schokolade kaufen, wissen, dass bei dieser Handelsform Kinder- und Zwangsarbeit verboten ist und die Arbeiter nicht unterbezahlt werden dürfen und auch, dass der Kakao zertifiziert ist und keine gefährlichen Agrochemikalien oder GMOs enthalten darf. Doch Fair-Trade-Produkte bieten noch viel mehr, denn die dahinter stehenden Marken tragen für gewöhnlich auf viele verschiedene Arten zu sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Nachhaltigkeit bei.

Unternehmen, die Fair-Trade-Produkte herstellen, maximieren den Einsatz von Rohstoffen aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen und setzen bei der Produktion auf Technologien, die erneuerbare Energien nutzen, Treibhausgasemissionen begrenzen und nur wenige Abfälle produzieren. Sie verwenden recycelte oder biologisch abbaubare Verpackungsmaterialien und transportieren ihre Waren oft auf dem Seeweg. Fair-Trade-Unternehmen sind bestrebt, ihre Gesamtauswirkungen auf die Umwelt zu verringern, tragen zur Armutsbekämpfung bei, schaffen Chancen für kleine lokale Produzenten und Lieferanten und respektieren die Gleichstellung von Mann und Frau sowie das Recht aller Arbeitnehmer, Gewerkschaften zu gründen oder ihnen beizutreten. Und natürlich wird streng darauf geachtet, dass Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit sowie Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten den lokalen Gesetzen sowie internationalen Übereinkommen entsprechen.

Fair Trade und Geschäftschancen

Zudem fördern derartige Unternehmen Aktivitäten, die die Management-Kompetenz der Produzenten in Entwicklungsländern steigern und ihnen mehr Geschäftschancen verschaffen, und investieren in die Bildung ihrer Mitarbeiter sowie in eine Verbesserung der Lebensbedingungen. Sie setzen also weniger auf Geldspenden oder Finanzhilfen und tragen stattdessen durch direkte sozioökonomische Investitionen zu einer nachhaltigen Entwicklung bei – ganz im Sinne des ersten Slogans der Fair-Trade-Bewegung, der in den 1960er-Jahren in Europa geprägt wurde: „Handel statt Hilfe“ (Trade not Aid).

Die Fair-Trade-Bewegung nahm Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Anfang und es dauerte nicht lange, bis sie globale Fürsprecher fand. Schon 1973 war in The New York Times Folgendes zu lesen: „Es ist an der Zeit, eine neue Ära einzuläuten, in der faire Handelsbeziehungen zwischen den Industrie- und den Entwicklungsländern gepflegt werden und der wahre Wert, den in armen Ländern produzierte Waren für Verbraucher im Westen haben, anerkannt wird.” Mit den ersten Initiativen für die Zertifizierung und Kennzeichnung von fair gehandelten Produkten fand das Fair-Trade-Konzept schließlich Eingang in den Mainstream.

Das erste Fair-Trade-Siegel wurde 1988 auf Initiative der niederländischen Entwicklungsagentur Solidaridad erstellt und auf mexikanischem Kaffee angebracht. Benannt wurde dieser Kaffee nach Max Havelaar, einem fiktionalen Charakter, der die Ausbeutung der Kaffeepflücker in den niederländischen Kolonien anprangerte. Nach diesem Vorbild wurden weitere Initiativen in anderen europäischen Ländern und in Nordamerika durchgeführt.

Mit dem Ziel, die Zertifizierungsstandards aller nationalen Fair-Trade-Organisationen zu vereinheitlichen, wurde 1997 in Bonn Fairtrade International (offiziell als Fairtrade Labelling Organizations International oder FLO bekannt) gegründet. Heute gibt es fast 1.300 Fair-Trade-zertifizierte Erzeugerorganisationen und mehr als 1,65 Millionen Bauern und Arbeiter in 74 Ländern. Der weltweite Umsatz mit Fair-Trade-Produkten beläuft sich inzwischen auf fast 10 Milliarden Euro.