02.07.2019

Fintech

Fintech - Wort des Tages - EVS Translations
Fintech – Wort des Tages – EVS Translations

Wenn Sie vor Mitte der 1960er Jahre Bankgeschäfte zu erledigen hatten, mussten Sie sich persönlich zu einer Filiale Ihrer Bank begeben, und zwar normalerweise vor 17 Uhr. Mitte der 70er Jahre konnten Sie, wenn Sie schnell Bargeld brauchten, schon zu einem Geldautomaten Ihrer Bank gehen. Die 90er Jahre brachten uns die Revolution, die meisten Finanzgeschäfte von zu Hause aus über unseren Computer zu tätigen zu können, und, wie wir alle wissen, können wir heute praktisch jedes Finanzgeschäft virtuell tätigen – sei es Geld investieren, überweisen oder Rechnungen bezahlen. Dazu müssen wir nur auf unser Smartphone schauen. Unser heutiges Wort Fintech bezieht sich auf alle diese Fortschritte und geht darum, Finanzgeschäfte bequemer und leichter zugänglich zu machen.

Fintech ist eine Abkürzung des Kofferworts „Finanztechnologie“, das aus einer Kombination aus dem Wort finanziell (aus dem altfranzösischen Finanzwesen im Sinne von „eine Schuld beenden, zahlen, begleichen“) und dem Wort Technologie (aus dem griechischen tekhnologia, im Sinne von „systematische Behandlung einer Kunst, eines Handwerks oder einer Technik“) besteht. Im Wesentlichen bezeichnet der Begriff sämtliche Technologien, die zur Verbesserung der Zugänglichkeit, Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und allgemeinen Nutzbarkeit von Finanzdienstleistungen eingesetzt werden.

Innovationen im Bank- und Finanzwesen sind so alt wie die Branche selbst: Bereits der Orden der Tempelritter hat ein Kreditsystem für christliche Pilger erfunden, die sich den Kreuzzügen anschließen wollten, und noch früher hatte die chinesische Tang-Dynastie Feiquan oder das „fliegende Geld“ eingeführt, das in unterschiedlichen Büros hinterlegt und wieder zurückgefordert werden konnte. Doch die früheste Verwendung unseres Begriffs kann erst auf das Jahr 1985 datiert werden. In der Ausgabe der Sunday Times vom 11. August schreibt Jane Bord im Zusammenhang mit einem „Bot“, das sich in ein Postfach eingeschlichen hatte: „Der Fehler wurde von Peter Knight, dem Redakteur eines Business Newsletters namens Fintech aufgedeckt, der „schockiert und verärgert“ war, als er sein System einschaltete und feststellte, dass ein „Außerirdischer sein Unwesen in seinem Posteingang getrieben hatte“.

Interessanterweise setzte sich der Begriff in dieser Verwendung nicht richtig durch. Er galt immer noch als ein Begriff aus dem Geschäfts- oder Marketing-Jargon. Und trotz der Geschwindigkeit der technologischen Innovation dauerte es fast zwei weitere Jahrzehnte, bis der Begriff in den allgemeinen Sprachgebrauch überging und dort verstanden wurde. Zurückzuführen ist dies auf eine Wachstumskapitalgesellschaft namens Updata Capital, die in einem Newsletter mit dem Titel Financial Technology Monitor vom 1. Januar 2003 schrieb: „Im Jahr 2002 verzeichnete der Finanztechnologie-Index Updata mit einem Rückgang von 24 % die schlechteste Performance seit seiner Gründung … Zwar ist ein Preisrückgang im Jahr 2002 für den Fin Tech-Index relativ gesehen nicht als positiv für die Branche zu bewerten, doch die von uns beobachteten Finanztechnologieunternehmen schnitten im Vergleich zum Rückgang des NASDAQ um 32 % positiv ab und lagen auf dem Niveau des breiten Marktes, auf dem der S&P 500 einen vergleichbaren Rückgang von 23 % verzeichnete.”

Nach dieser Verwendung des Begriffs wurde er allmählich in einer allgemeineren Bedeutung auf alles Finanzielle angewendet, wie in einem Artikel von Edward Robinson in der Washington Post vom 31. Oktober 2014 zu lesen ist: „Zahlreiche Fintech-Unternehmen in London und im Silicon Valley entwickeln neue Wege, um Bargeld zu verleihen, Geld ins Ausland zu überweisen, internationale Handelsgeschäfte abzuwickeln und Kreditrisiken zu bewerten – alles Tätigkeiten, die jahrhundertelang den Banken vorbehalten waren.“