25.12.2014

Geisha

Geisha ist der Name der wunderschönen und rätselhaften japanischen Unterhaltungskünstlerinnen, die häufig von Nicht-Japanern für Prostituierte oder Animierdamen in Bars gehalten werden. Tatsächlich führt eine Geisha ein sehr diszipliniertes Leben in einer geschlossenen, beinahe geheimen Gesellschaft mit sehr komplexen Hierarchien. Geishas unterwerfen sich einer strengen Ausbildung in den traditionellen Künsten des japanischen Tanzes, der japanischen Musik und der gesellschaftlichen Etiquette und werden von ihren Kunden als Unterhaltung für eine abendliche Veranstaltung gemietet. Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass es in der Welt der Geishas letztendlich auch um Sex geht – was sich am stärksten in dem traditionellen und heute gesetzlich verbotenen Ritual der Versteigerung der Jungfräulichkeit einer Geisha in Ausbildung ausdrückte – obwohl es nie der Zweck ihrer Tätigkeit war.

Im 21. Jahrhundert sind Geishas in Japan eine aussterbende Rasse und sie leben in einer Welt, die mit dem, was sie einst repräsentierten, nicht mehr viel zu tun hat. Im Zweiten Weltkrieg waren Frauen im Krieg als Arbeiterinnen in den Fabriken eingesetzt und verließen die Geisha-Häuser, und die modernen japanischen Frauen sind an dieser altmodischen Lebensweise nicht mehr interessiert. Besucht man den Bezirk Gion in Kyoto, trifft man in der Nähe der Geisha-Häuser hin und wieder noch auf Geishas, die im typischen Trippelschritt zu einer Verabredung laufen. Mit ihren auserlesenen Kimonos und kunstvollen Haarteilen, die alle Blicke auf sie lenken, sind sie ein wundervoller Anblick. Wegen der hohen Absätze ihrer Sandalen und dem eng gewickelten Kimono können sie aber den lästigen Touristen, die auf der Jagd nach einem Foto sind, kaum entkommen, so sehr sie es auch versuchen.

Der Film „Die Geisha“ nach dem Buch von Arthur Golden erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das von ihren armen Eltern an ein Geisha-Haus verkauft wird. Sowohl das Buch als auch der Film kamen beim Publikum sehr gut an, außer in Japan, wo die Menschen nicht glücklich darüber waren, dass die Hauptrolle von einer chinesischen Schauspielerin verkörpert wurde. Auch in China wurde der Film nicht freigegeben, weil man der Meinung war, dass der chinesische Star eine japanische Prostituierte spielte. Abgesehen davon war man allgemein der Ansicht, dass die Frage der Nationalität keine Rolle spielt und dass es sich um eine unterhaltsame Geschichte mit wunderschönen Bildern und Kostümen handelt.

Sir Edwin Arnold (1832–1904) war ein englischer Dichter und Journalist, der in seinen späten Jahren in Japan lebte, Bücher über Japan schrieb und dort seine dritte Frau, Tama Kurokawa, eine Japanerin, heiratete. 1866 schrieb er einen Artikel in dem britischen Magazin The Contemporary review, in dem er über eine Party berichtete, zu der alle Geishas in Kyoto kommen würden. Kyoto ist die kulturelle Heimat der Geishas und Arnold hatte auf der Höhe ihrer Popularität in Japan gelebt. Vielleicht hatte er das Glück, sie zu treffen und ein wenig mehr über ihre geheimnisvolle Welt herauszufinden.