03.09.2019

Globotics

Globotics – Wort des Tages – EVS Translations
Globotics – Wort des Tages – EVS Translations

Zeiten ändern sich, wie es so schön heißt. Und es stimmt tatsächlich. Von den Anfängen der Industriellen Revolution bis heute haben Maschinen die Art und Weise, wie wir arbeiten und leben, drastisch verändert. Zwar ist es leicht, zurückzublicken und festzustellen, wie viel sich verbessert hat, jedoch ist es mitunter schwer, zu begreifen, dass die Dinge immer noch im Wandel begriffen sind – vielleicht, weil wir uns mittendrin befinden. Zu diesen aktuellen und möglichen zukünftigen Veränderungen zählt ein Phänomen, das der Experte für Globalisierung Richard Baldwin beschreibt, Professor am Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung im Schweizer Genf: Es handelt sich dabei um Globotics. Der Begriff mag simpel klingen, beinhaltet jedoch die Verknüpfung zahlreicher Konzepte, die tiefgreifende Auswirkungen auf uns alle haben könnten.

Bevor wir allerdings näher auf dieses Konzept eingehen, betrachten wir einmal den Begriff an sich: Er dürfte sich von Baldwins 2019 erschienenem Buch The Globotics Upheaval: Globalisation, Robotics and the Future of Work herleiten und stellt eine Verschmelzung der Wörter Globalisierung und Robotik dar. Der Wortstamm des Begriffs Globalisierung, d. h., eine Handlung oder einen Prozess global zu verbreiten, geht auf das lateinische Wort globus zurück, das Kugel oder Ball bedeutet und sich schließlich als Bezeichnung für die Erde durchsetzte. Der Begriff Robotik hingegen, der die Technologie der Gestaltung, der Konstruktion und des Betriebs von Robotern bezeichnet, stammt von dem Wort robot, das durch die Übersetzung des tschechischen Begriffs robotnik (der Fronarbeiter) in die englische Sprache gelangte, welches seinerseits wiederum auf das altkirchenslawische rabota zurückgeht, das Knechtschaft bedeutet.

Während der Begriff Globalisierung erstmals 1930 in einem Buch von W. Boyd und M. M. Mackenzie mit dem Titel Towards a New Education verwendet wurde, das sich mit der Idee einer „internationalen“ Bildung und Ausrichtung beschäftigt und in dem es heißt: „Wholeness, […] integration, globalization […] would seem to be the keywords of the new education view of mind […]”, und der Begriff Robotik, der ursprünglich aus der Science-Fiction stammt, erstmals in einem Beitrag von Isaac Asimov im Mai 1941 in der Zeitschrift Astounding Science-Fiction geprägt wurde, in der er schrieb: „There’s irony in three of the greatest experts in robotics in the world falling into the same elementary trap, isn’t there?”, ist der Begriff Globotics offenkundig ein echtes Produkt des Jahres 2019.

Durch die Kombination der Konzepte der Globalisierung, der Robotik, der Automatisierung, des maschinellen Lernens / der künstlichen Intelligenz und anderer transformativer Technologien, so Baldwin, wird Globotics die Funktionsweise der Dienstleistungs- und Informationsindustrie verändern – ganz so, wie die neuen Landwirtschaftsmaschinen beispielsweise den Getreideanbau verändert haben, indem die Ernteerträge verbessert und der Bedarf an Arbeitskräften gesenkt wurden. Ähnlich verhält es sich auch mit der Steigerung der Fabrikproduktion in den 1970er- und 1980er-Jahren durch die Automatisierung und Robotik. Mit anderen Worten: Mehr Branchen werden in der Lage sein, Technologie einzusetzen, um den Status quo zu durchbrechen.

Der Einsatz sogenannter „Globots“ und „Telemigrants“ (d. h. qualifizierter, preiswerter Arbeitskräfte im Ausland, die zwar aus der Ferne, aber in Echtzeit arbeiten) hat definitiv das Potenzial, Kosten zu verringern, wenn man sich die Erkenntnisse aus dem maschinellen Lernen und der globalen Kommunikation zunutze macht. Ein kürzlich erschienener Bericht des Forschungs- und Beratungsunternehmens Gartner hatte prognostiziert, dass sich bereits im Jahre 2022 20 % der Arbeitskräfte, die hauptsächlich nicht routinemäßige Aufgaben ausüben, auf künstliche Intelligenz (KI) stützen werden.

Dennoch gilt laut Baldwin: „While AI-driven white-collar robots are good at repetitive or predictable tasks, they fail at empathy, creativity and making ethical choices” und im Hinblick auf Telemigrants erklärt er, dass diese Verwaltungsaufgaben zwar imitieren, aber keine Aufgaben ausführen können, für die sie sich im selben Raum mit anderen Menschen oder Maschinen aufhalten müssen. Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass die disruptive Natur von Globotics jede verlässliche Voraussage eines Ergebnisses (und der möglichen Konsequenzen) höchst spekulativ gestaltet, sodass wir uns am Ende wahrscheinlich irgendwo zwischen den Jetsons und einer dystopischen, auf KI basierenden Zukunft à la Terminator oder Matrix wiederfinden dürften.