26.09.2017

Goldener Fallschirm

Goldener Fallschirm - Wort des Tages - EVS Translations
Goldener Fallschirm – Wort des Tages – EVS Translations

Ein goldener Fallschirm wird größtenteils als eine von mehreren Verteidigungsmaßnahmen betrachtet, mit der Unternehmen sich gegen feindliche Übernahmen zur Wehr setzen. Doch hinter dem blumigen Ausdruck steckt noch viel mehr.

Im Allgemeinen bezeichnet der „Goldene Fallschirm” eine Vereinbarung über die Vergütung leitender Angestellter im Falle eines Kontrollwechsels im Unternehmen, in dem sie angestellt sind, ob durch Fusionen und Akquisitionen (Mergers & Acquisitions), Übernahmen oder anders geartete Umstrukturierungen.

Auf den Fallschirm einigt sich in der Regel der Vorstand des Unternehmens; abhängig von den Gesetzen des Staates, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat, ist darüber hinaus gegebenenfalls auch noch die Zustimmung der Anteilseigner erforderlich. Er räumt Führungskräften im Falle einer Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses oder der Reduzierung ihres Einflusses oder Standes innerhalb des Unternehmens (z. B. niedriger eingestufte Stellen) umfangreiche Entschädigungen, unter anderem in Form von Boni, Aktien und Aktienoptionen, ein. Einige goldene Fallschirme sind so formuliert, dass sie sich „öffnen“, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Anteile eines Unternehmens übernommen werden, oder einfach nur dann, wenn eine Führungskraft das Unternehmen verlässt.

Der Begriff basiert vermutlich auf dem älteren goldenen Handschlag, der Mitte der 1960er Jahre in Großbritannien erstmalig Verwendung fand. Er bezeichnet großzügige Abfindungen, die hochrangigen Führungskräften im Falle einer Beendigung ihres Arbeitsverhältnisses oder im Austausch gegen ihren vorzeitigen Ruhestand angeboten wurden. Der „Fallschirm“ steht in dieser Metapher für die sichere Landung der betroffenen Führungskräfte.

Goldener Fallschirm

Den ersten „goldenen Fallschirm“ erhielt der ehemalige Präsident und Geschäftsführer von Trans World Airlines, Charles Tillinghast Jr. Sein Einstellungsvertrag, den er 1961 unterzeichnete, enthielt eine Klausel, die ihm einen Geldbetrag zusicherte, falls er seine Stelle bei TWA verlieren sollte.

Dieser Anreiz wurde im Zuge der wachsenden Zahl an Übernahmen und Fusionen im Verlauf der 1980er Jahre zunehmend häufiger verwendet. Die Begründung dahinter war die Bindung talentierter Führungskräfte und deren finanzieller Schutz sowie die Schaffung eines Ansporns, der dafür sorgen sollte, dass sie während eines Übernahmeprozesses weiterhin objektiv und im besten Interesse der Investoren arbeiten, sowie die Erhöhung der mit einer feindlichen Übernahme verbundenen Kosten, um gegen diese abgesichert zu sein.

Kritiker dieser Praxis vertreten allerdings die Ansicht, dass Führungskräfte nicht mit einer zusätzlichen Zahlung dazu animiert werden dürften, im besten Interesse ihres Unternehmens zu handeln – und diese zusätzlichen Zahlungen konnten durchaus sehr hoch sein: Steve Wynn beispielsweise, der Geschäftsführer von Wynn Resorts, führt die Liste der goldenen Fallschirmspringer mit einem Betrag von 358 Millionen US-Dollar an.

Und nicht nur Geschäftsführer und andere Top-Führungskräfte werden mit derartigen Abfindungsregelungen gebunden. Nach dem goldenen Fallschirm kommen die „silbernen“ und „blechernen“ Fallschirme, die in der Regel als Klauseln in Anstellungsverträgen auftauchen und einer größeren Zahl von Angestellten, die durch Umstrukturierungsmaßnahmen ihre Arbeitsplätze verlieren würden, eine Entschädigung in Form von Abfindungen, Aktienoptionen und Boni zusichern.

Im Gegensatz zum goldenen Fallschirm sind die Abfindungen im Falle des silbernen und blechernen Fallschirms weniger großzügig, betreffen aber eine größere Zahl von Angestellten, die im Falle einer Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses ein solides Abfindungspaket erhalten und damit ebenfalls sicher landen können.