Dieses Wort steht für eines der Grundprinzipien der modernen Gesundheitsversorgung. Neben Wohnbeihilfe, Arbeitslosenunterstützung, Nahrungsmittelhilfe und Kinderschutzprogrammen bildet es in vielen Ländern die Grundlage der Sozialfürsorge. Normalerweise machen wir uns darüber keine großen Gedanken, bis wir sie wirklich brauchen, aber angesichts immer weiter steigender Gesundheitskosten könnten sich viele von uns eine gute Gesundheitsversorgung ohne sie nicht leisten. Aber abgesehen davon wissen die meisten von uns eigentlich nicht viel über die Geschichte der Krankenversicherung und wie sie entstanden ist, und wir wollen deswegen einmal einen kurzen Blick darauf werfen.
Das Wort selbst ist ein zusammengesetzter Begriff und meint die „Versicherung gegen finanziellen Verlust aufgrund einer Erkrankung“. Es enthält den Wortteil health, Gesundheit, der ursprünglich vom Proto-Germanischen hailitho, ‘vollständig, unverletzt oder mit gutem Omen’, stammt, und den Wortteil insurance, Versicherung, als Variante von ensurance, ‘eine Sicherheit oder Garantie‘, vom Altfranzösischen enseurance.
Erstmals erwähnt wurde der Begriff in einer Ausgabe des Index-Catalogue of the Library of the Surgeon General’s Office, U. S. Army von 1901, in der Überschrift “Health-insurance”, aber der Gedanke reicht weiter zurück, als man sich vielleicht vorstellen kann. Bevor es die Krankenversicherung auf nationaler Ebene gab, gab es sozusagen Proto-Krankenversicherungen, die Hilfe bei der Minimierung wirtschaftlicher Risiken durch Erkrankung einer Person boten. Beispiele hierfür sind die „Friendly Societies“ oder „Saturday Funds“ im Großbritannien des 19. Jahrhunderts, aber auch die mittelalterlichen Handwerkszünfte in Europa und im Rom der Kaiserzeit.
Nach heutigen Maßstäben ist aber die Krankenversicherung größtenteils ein Produkt der industriellen Revolution, des Sozialstaats und des Nationalstaats. Obwohl während der Industrialisierung das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Krankenversicherung immer stärker wurde, bedeutete die freiwillige Teilnahme daran oft, dass nur wenige Menschen davon profitierten, die Gesundheitsprogramme schlecht verwaltet, und die Unterstützungsleistungen unzureichend waren. Zur Verbesserung dieser Programme und Ausweitung der damit verbundenen Vorteile auf eine größere Zahl von Menschen wurde in Deutschland 1883, aufbauend auf bereits existierenden Programmen in Preußen und Sachsen, die erste Krankenversicherungspflicht eingeführt. Dies geschah aber nicht nur aus Gründen der Wohltätigkeit. Das Ziel war vielmehr eine bessere Gesundheitsfürsorge für die Arbeiterklassen, um die Migration einzudämmen und so die deutsche Industrie zu unterstützen.
Während es den Gedanken einer privaten Krankenversicherung bereits seit Jahrzehnten gab, findet sich die erstmalige Erwähnung einer gesetzlichen Krankenversicherung im Englischen erst 1911 in den Acts of the Parliament of the United Kingdom (unter King George V), insbesondere im National Insurance Act of 1911, in dem es wie folgt heißt: „Nationale Krankenversicherung… Alle versicherten Personen haben das Recht…auf Leistungen zur Krankenversicherung sowie zur Vorbeugung gegen Krankheiten.” Nach diesem Gesetz „…mussten alle Arbeiter mit einem Lohn von unter 160 £ pro Jahr 4 Pence pro Woche in die Versicherung einzahlen; der Arbeitgeber zahlte 3 Pence, und aus der allgemeinen Besteuerung wurden 2 Pence gezahlt”.
Ob nun privat und/oder ergänzend oder zwangsweise und per Gesetz, eine Versicherung scheint immer notwendiger zu werden. Man erwartet, dass bis 2020 die Ausgaben in der Gesundheitsversorgung weltweit 7,5 Billionen EUR betragen werden, das sind 10,5 % des globalen Bruttoinlandsprodukts; bei den Übergangswirtschaften wird der Kostenanstieg zwar am stärksten ausgeprägt sein, doch ist praktisch keine Region gegen die steigenden Kosten gefeit. So ist zwar Vorsicht immer noch die Mutter der Weisheit, aber es schadet sicher nicht, ein wenig Hilfe zu haben, wenn man für diese Vorsicht bzw. Vorbeugung bezahlen muss.
