25.09.2018

Hongkong

Hongkong – Wort des Tages – EVS Translations
Hongkong – Wort des Tages – EVS Translations

Bei den meisten Orten in der Welt gibt es eine ziemlich einfach verständliche und direkte Erklärung dafür, warum sie so heißen, wie sie heißen. Russland beispielsweise, das nach dem mittelalterlichen Staat mit Namen Rus benannt ist, Budapest, das durch Verschmelzung der Städte Buda und Pest entstand, oder auch Jackson Hole, Wyoming, das eindeutig in einem Tal liegt, das von Bergen umgeben ist und nach einem Trapper namens Jackson benannt wurde. Bei Hongkong ist das anders, denn man kann sich nicht wirklich darüber einigen, wie es eigentlich zu seinem Namen kam. Das mag bei einer so bekannten und vielschichtigen Stadt vielleicht seltsam anmuten. Andererseits ist es aber möglicherweise genau diese Vielfalt an Ideen und Geschichten, die Hongkong so besonders macht.

Hongkong, oder wie es offiziell heißt, die Sonderverwaltungszone Hongkong der Volksrepublik China, kann man wörtlich übersetzen mit ‚wohlriechender Hafen‘ oder ‚Dufthafen‘, abgeleitet von den kantonesischen Wörtern hēung góng. 1780 schrieb man es „He-Ong-Kong”, der Name verwies ursprünglich geografisch auf eine kleine Bucht zwischen Ap Lei Chau (oder Aberdeen Island) und der Südküste der Insel Hongkong. Aber weil sie das nicht wussten, nahmen die Engländer an, dass die ganze Insel gemeint war. Dass diese Theorie begründet ist, wird durch eine Karte aus der Ming-Dynastie untermauert, welche Ap Lei Chau und ein Dorf auf der Insel mit dem Namen “Heung Kong Tsuen” (香港村) zeigt, was so viel bedeutet wie ‚Duftendes Hafendorf‘.

Was macht einen Hafen zum Dufthafen? Dafür scheint es 2 mögliche Erklärungen zu geben. Die erste betrifft einen kleinen Fluss mit sauberem, als Trinkwasser geeignetem Süßwasser, der von den Bewohnern lange als ‚duftender Fluss‘ (香江) bezeichnet wurde, was später zum Namen für die ganze Gegend wurde. Die zweite Erklärung betrifft die Rolle des Hafens beim Transport von Agarholz und daraus hergestellten Produkten aus der nahe gelegenen Provinz Guangdong (ehemals Kanton) nach Nordchina. Agarholz war ein wichtiger Rohstoff in der Parfumherstellung, Zusatzstoff für Weine/Spirituosen, und in der Kräuterheilkunde – daher der „Duft“-Aspekt.

Diese Erklärung macht zwar Sinn – ist aber noch lange nicht die einzige.

Denn da wäre noch die Legende einer Piratin, Xianggu, welche die Insel eroberte, die dann später nach ihr benannt wurde; aber da in der Geschichte keine Piratin dieses Namens verzeichnet ist – und man kann in dieser Gegend auf eine lange Geschichte grausamer Piraten zurückblicken – bleibt das wahrscheinlich eine Legende.

Nach einer anderen Theorie wurde Hongkong nach einem Rauchgefäß benannt, das vor dem Tempel Tin Hau gefunden und aufgestellt wurde. Tempel und Rauchgefäß stehen unmittelbar am Hafen, und so nannten die Einheimischen den Hafen/die Bucht oft “Hongxianglu” (‘Dufthafen‘), und diese Bezeichnung wurde schon bald für die gesamte Insel verwendet. Sucht man nach entsprechenden Nachweisen im Ortsverzeichnis von Südwestchina, ist diese Theorie wahrscheinlich falsch.

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass Hongkong seinen Namen von einem Wasserfall mit frischem Süßwasser in Pok Fu Lam hat. Der Name ist von Xiang Jiang abgeleitet, so wird Hongkong von den Einheimischen oft genannt. Allerdings ist der Name Xiang Jiang nur hundert Jahre alt, und der besagte Wasserfall befindet sich auf einer anderen Insel in dem Gebiet, Tap Mun.

Vielleicht ist es aber mit dem wahren Ursprung des Namens wie mit der Stadt selbst: die Erforschung der Möglichkeiten bringt eigentlich den meisten Spaß.

 

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