13.11.2018

Journalist

Journalist – Wort des Tages – EVS Translations
Journalist – Wort des Tages – EVS Translations

Es besteht wohl Einigkeit darüber, dass das Internet die Art, wie wir an Informationen gelangen, verändert hat. Und nicht nur das, denn auch die Informationen selbst haben sich dadurch verändert. Früher erhielten wir unsere Informationen aus verschiedenen Einzelquellen, beispielsweise Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Heute informieren wir uns – zu einem großen Prozentsatz – im Internet, und die Zahl der Quellen und unterschiedlichen Perspektiven hat sich enorm vergrößert. Es ist nicht leicht, angesichts der großen Menge von Fakten und Bearbeitungen der verfügbaren Informationen den Überblick zu behalten, und so vergisst man vielleicht manchmal, dass hinter jedem geschriebenen Text jemand steht, der sich die Zeit und Mühe macht, ihn zu schreiben.

Unser Wort Journalist stammt direkt vom französischen journaliste und setzt sich zusammen aus dem Wort journal, ursprünglich abgeleitet vom spätlateinischen diurnalis, ‚täglich‘, und dem Suffix -ist, ‚jemand, der etwas tut oder macht‘. Anfänglich bezeichnete man diejenigen als Journalisten, die ihren Lebensunterhalt durch das Schreiben oder Editieren von Texten für ein amtliches Journal oder Amtsblatt verdienten. Erstmals tauchte er auf in den satirischen Dialogen von James Wright über die gesellschaftlichen, literarischen, religiösen & erzieherischen Bedingungen in London, mit dem Titel The Humours and Conversations of the Town (1693), in denen der Autor über “Epistle-Writer, or Journalists, Mercurists” spricht.

Nur 2 Jahrzehnte später hatte sich die Bedeutung des Begriffs erweitert. Man verstand darunter jetzt allgemein Personen, die Ereignisse protokollieren oder in einem Journal festhalten. So schrieb Joseph Addison, Mitherausgeber des The Spectator, in einer Ausgabe von 1712: “My following Correspondent..is such a Journalist as I require… Her Journal..is only the Picture of a Life filled with a fashionable kind of Gaiety and Laziness.”

Wir leben zwar im Zeitalter sehr prominenter (oder zumindest sehr bekannter) Journalisten, welche die anfängliche, sehr spezifische Definition des Begriffs repräsentieren und ihren Lebensunterhalt durch Schreiben verdienen. Aber wenn wir uns einmal die zweite, allgemeinere Definition anschauen, kann man diese rein technisch betrachtet auch auf solch bedeutsame Werke wie Bedes Ecclesiastical History of the English People, die Angelsächsische Chronik, und sogar auf die antiken chinesischen Frühlings- und Herbstannalen anwenden.

Ganz gleich, wie man die Verfasser von Journalen nun klassifizieren will, so ist es doch bemerkenswert, dass aus einem sozusagen monolithischen Körper durch Internet, Social Media und den alternativen oder Bürgerjournalismus ein immer stärker fragmentiertes, unabhängiges und dezentrales Ganzes wird. Einerseits ist mehr Auswahl immer ein Vorteil, aber angesichts von immer mehr Optionen, immer mehr Informationskanälen, und immer mehr Fakten sollte man auch nicht vergessen, dass Journalisten nur Perspektiven aufzeigen und keine unteilbaren Wahrheiten verkünden. Schließlich hat sogar die Angelsächsische Chronik (und jedes andere Werk) eine gewisse individuelle Färbung.

Tagged as: