10.03.2020

Kommuniziert Ihr Unternehmen geschlechterinklusiv?

Kommuniziert Ihr Unternehmen geschlechterinklusiv?
Kommuniziert Ihr Unternehmen geschlechterinklusiv?

Seit zwei Jahrzehnten bemühen sich die Vereinten Nationen darum, das Ziel der Geschlechterparität in den eigenen Reihen zu erreichen. Doch wie die Organisation ganz offen zugibt, „hinkt [sie] 17 Jahre hinterher“. Und anderen Organisationen geht es da nicht anders. Insbesondere seitdem die #MeToo-Bewegung die Schlagzeilen beherrscht hat, gehen Unternehmen und Marken weltweit verstärkt gegen sexuelle Belästigungen vor und widmen der Geschlechterparität insgesamt mehr Aufmerksamkeit. Im Rahmen ihrer internen Bemühungen haben die Vereinten Nationen Richtlinien zur Förderung einer geschlechterinklusiven Sprache in ihren sechs offiziellen Sprachen (Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch) veröffentlicht. Mit diesen Richtlinien soll in erster Linie Folgendes erreicht werden: 1) die Verwendung nicht diskriminierender Sprache, 2) das Sichtbarmachen verschiedener Geschlechter, wenn dies mit Blick auf den Kommunikationszweck relevant ist, und 3) das geschlechterneutrale Formulieren, wenn das Sichtbarmachen von Geschlechtern nicht dem Kommunikationszweck dient.

Diskriminierende Sprache in der Unternehmenskommunikation

Es ist alles andere als einfach, in Materialien für die interne oder externe Kommunikation immer die richtigen Worte zu finden. Im Deutschen wird häufig das generische Maskulinum verwendet, so wie in diesem Satz: „Wenn der Mitarbeiter mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist, kann er eine schriftliche Beschwerde einreichen.“ Mitarbeiterinnen sind hier natürlich mitgemeint, fallen aber eben oft unter den Tisch, weil es schnell gehen muss und einfacher ist. Doch sind Schnelligkeit und Einfachheit wirklich alles? Tragen wir so nicht dazu bei, den Status quo aufrechtzuerhalten?

Die Vereinten Nationen schlagen (zumindest für das Englische) hier eine andere Herangehensweise vor, die sie als „Pairing“ bezeichnen:

„Beim Pairing werden sowohl die männliche als auch die weibliche Form verwendet (er, sie; ihr, sein etc.). Diese Strategie kann verwendet werden, wenn der Verfasser / die Verfasserin Männer und Frauen explizit sichtbar machen möchte. Von einem übermäßigen Einsatz der Pairing-Strategie wird jedoch abgeraten, da dadurch insbesondere bei erzählenden Texten die Lesbarkeit beeinträchtigt werden kann. Zudem kann der Pairing-Ansatz zu Inkonsistenzen oder Ungenauigkeiten führen, beispielsweise in Rechtstexten.“

Englische und deutsche Konventionen – ein Vergleich

Rob ist einer unserer Englisch-Übersetzer und hat in seinem Arbeitsalltag oft mit deutschen Texten der Unternehmenskommunikation zu tun. Hier seine Antwort auf unsere Frage, wie er mit der Geschlechterthematik umgeht:

„Ich mache mir das gar nicht so bewusst, aber tatsächlich ist es so, dass ich die männliche Form nie als Standardform verwende. Stattdessen verwende ich in meinen englischen Texten die Pluralform, also ‚they‘ bzw. die passende Form davon. Manchmal ist das nicht unbedingt intuitiv – so ist zum Beispiel ‚themselves‘ für die dritte Person Singular korrekt, kann aber seltsam klingen. Ich mag es, dass das im Englischen zumeist sehr einfach ist. Im Deutschen sind oft alle möglichen Verrenkungen notwendig, um sowohl Männer als auch Frauen unterzubringen. Im Englischen sagen wir zum Beispiel einfach ‚translator’, im Deutschen sieht man hier oft ‚Übersetzer und Übersetzerin‘ oder ‚Übersetzer/in‘. Im Plural wird es mit ‚Übersetzer/innen‘ dann noch sperriger. Das ist jetzt vielleicht ein bisschen pauschal, aber ich habe das Gefühl, dass es im Englischen einfacher ist, allen gerecht zu werden.“

Das dritte Geschlecht

In Deutschland nehmen die Bestrebungen zu, der Erkenntnis, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, Taten folgen zu lassen. Seit 2018 können sich Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht identifizieren können, der Geschlechterkategorie „divers“ zuordnen lassen. In Stellenanzeigen wird der männlichen Form in Klammern nun ‚m‘, ‚w‘ und ‚d‘ hinzugefügt. Das sieht dann so aus: Übersetzer(m/w/d). Beim Schreiben steckt der Teufel eben oft im Detail.

Grundregeln in Bezug auf die fremdsprachliche Unternehmenskommunikation

Wie wird beim Übersetzen Ihrer Corporate-Communications-Texte mit der Geschlechterthematik umgegangen? Viele Unternehmen geben eine bestimmte Terminologie vor oder stellen sogar einen Styleguide zur Verfügung, der für die Übersetzer/innen verbindlich ist. Wenn auch Ihr Unternehmen um eine geschlechterinklusive Kommunikation bemüht ist, kann sich eine Auseinandersetzung mit den Richtlinien der Vereinten Nationen lohnen. Das, was Ihnen in diesem Punkt wichtig ist, sollte sich in den Sprachen, in die Sie übersetzen lassen, so weit wie möglich widerspiegeln. Sprechen Sie also mit Ihren Sprachdienstleistern und Sprachdienstleisterinnen (eine geschlechterinklusive, aber leider etwas sperrige Formulierung), um sicherzugehen, dass Ihre Vorgaben angemessen und konsistent umgesetzt werden.

Sie haben Fragen zum Terminologiemanagement oder möchten die Übersetzung Ihrer gedruckten und digitalen Texte der Unternehmenskommunikation in vertrauensvolle Hände legen? Dann kontaktieren Sie unser Team noch heute und lassen Sie sich zu Herangehensweisen und Lieferzeiten beraten.

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