22.02.2012

Nahrung zum Nachdenken: Die Fastfood-Schenkung

Neulich war ich mit dem Zug unterwegs. Mein Sitzplatzvorgänger hatte auf dem Tisch freundlicherweise ein Exemplar einer der großen Tageszeitungen hinterlassen – groß in Format und Renommee, aber ohne alles in Großbuchstaben zu schreiben, wenn Sie mich verstehen.

Nach der Lektüre einiger unterhaltsamen Artikel über Themen wie eine Tournee der Berliner Philharmoniker in Asien sowie darüber, wie Singlefrauen den Mann ihrer besten Freundinnen gern für diverse Tätigkeiten im Haushalt “ausleihen” – zum Schluss wurde die Frage aufgeworfen, warum nie ein Singlefreund des Gatten der Autorin anrufe, um die Autorin für Tätigkeiten im Haushalt auszuleihen -, war ich gerade dabei, den Rest eines Abschnittes zu überfliegen, als mir ein kleiner Artikel über die Schenkung einer Hamburger-Sammlung an ein Museum auffiel.

Als Korrekturleser, der immer auf der Suche nach Neuem oder Ungewöhnlichem ist, war ich von der Tatsache fasziniert, dass über 30.000 Objekte geschenkt werden sollten. Sofort versuchte ich, mir all die unterschiedlichen Hamburger, Cheeseburger, Fischburger, Veggieburger, Gurken, Soßen, Brötchen und anderen Zutaten und Utensilien vorzustellen, die man brauchen würde, um diese Menge an Gegenständen für eine Schenkung anzusammeln. Vielleicht erhöhte mein Interesse auch die Erinnerung an einen Sommerjob in den 1980er Jahren bei einem Fastfood Restaurant in der Rue de Rivoli in Paris: Was für Sachen hätte ich von Hamburger-Restaurants gesammelt? Würde man (und/oder frau) sich diese wirklich in einer Ausstellung anschauen wollen – und für das Privileg auch noch bezahlen?

Um sicherzugehen, dass ich alles richtig gelesen hatte, ging ich den Text nochmals durch – so wie ich es auch sonst als Korrekturleser mache, wenn mir etwas merkwürdig vorkommt. Zum Glück. Denn der Artikel handelte eigentlich von einem Sammler aus Hamburg, der gerade dabei war, einem Museum eine spektakuläre Sammlung an Artefakten aus Ägypten zu schenken.

Die 30.000 Objekte stimmten, ebenfalls Hamburger und Sammlung, aber eben ohne Bindestrich dazwischen. Wie wichtig ein winziges Zeichen manchmal sein kann. Das erinnert mich übrigens an andere lustige Missverständnisse linguistischer Art im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln, aber mehr darüber ein anderes Mal.