
Der ghanaische Schriftsteller, Motivationsredner und Youth Leadership Coach Israelmore Ayivor hat einmal folgenden Satz gesagt: „Zeige der Welt, dass Du nicht nur auf der Durchreise bist, sondern hinterlasse große Fußstapfen, wo immer Du gehst, auf dass man sich an das erinnere, was durch Dich verändert wurde.“ Natürlich hat Ayivor damit gemeint, dass man die Menschen inspirieren und positiv beeinflussen, sozusagen einen ‚positiven Abdruck‘ hinterlassen soll. Im Sinne unseres heutigen Wortes wäre es allerdings das Beste, wenn dieser Abdruck sozusagen ‚negativ‘, d h gar nicht vorhanden wäre, zumindest bezogen auf die Umwelt. Aber wie bei vielen langfristigen Zielen kann es dabei schwierig sein, zu realisieren und zu verstehen, wo wir stehen, woher wir kommen, und was unser nächstes Ziel ist. Eine Möglichkeit, unsere Fortschritte in Bezug auf unsere Umweltverträglichkeit zu messen, ist der ökologische Fußabdruck.
Der Begriff ökologischer Fußabdruck gibt einen umfassenderen Überblick über den Verbrauch der natürlichen Ressourcen als das bekanntere Schlagwort Kohlenstoffbilanz, bei dem es nur um die Emission von Treibhausgasen geht. Der ökologische Fußabdruck gibt Auskunft über die Inanspruchnahme der Natur durch den Menschen. Um besser zu verstehen, was der Begriff bedeutet, stelle man sich eine Person mit einem festen Einkommen und einer Kreditkarte vor: für eine gewisse Zeit kann diese Person mehr Geld ausgeben, als sie verdient; aber je mehr Geld sie ausgibt und je länger sie versucht, über ihre Verhältnisse zu leben, desto mehr Probleme wird sie dadurch langfristig bekommen und desto schwieriger wird es werden, das Verhalten zu ändern.
Erstmals tauchte der Begriff in einem Artikel von William E. Rees von 1992 auf. Der Professor an der British Columbia University und Fellow der Royal Society of Canada schrieb ihn für die wissenschaftliche Zeitschrift Environment & Urbanization und stellte darin fest: „Die Gesamtfläche an Land, die man für die Erhaltung einer urbanen Region braucht (ihr ‚ökologischer Fußabdruck‘) beträgt im typischen Fall mindestens das Zehnfache der Fläche, die in einer Gemeinde dafür vorgesehen sind.“ Das Konzept sowie die Berechnungs- bzw. Messmethode für den ökologischen Fußabdruck wurden jedoch in einer von Rees betreuten Doktorarbeit von Mathis Wackernagel ‚geboren‘. Die Bezeichnung von Wackernagel war wissenschaftlicher und vielleicht nicht so eingängig, denn er nannte es „appropriated carrying capacity“. Angeblich geht die Namensänderung auf einen Computertechniker zurück, der sich über den „kleinen Fußabdruck“, in dem Fall wohl die geringe Stellfläche, seines neuen Computers freute.
Zerlegt man den Begriff ökologischer Fußabdruck in seine Bestandteile, dann kann man außerdem eine Art linguistisches Recycling feststellen, in dem Sinne, dass man älteren Worten eine neue Bedeutung und einen neuen Sprachgebrauch gegeben hat. Ökologisch, mit dem Wortstamm Ökologie und der Bedeutung ‘die Wissenschaft vom Verständnis der Zusammenhänge zwischen lebenden Dingen und ihrer Umgebung‘, ist eine Kombination aus dem griechischen oikos und -logia, wörtlich übersetzt ‚Studium des Lebensraums‘. Aus dem anfänglichen allgemeinen Gebrauch des Begriffs in Ernst Heinrich Philipp August Haeckels The Evolution of Man aus dem Jahr 1879 wurde in einer Ausgabe der Zeitung The Stars and Stripes vom 23. Mai 1969 eine neue Begrifflichkeit, denn dort hieß es: “In Udall’s analysis, widely shared by conservationists, a ‘third wave’ was building—an ‘ecological’ movement that would treat resources, environment and man himself as a single, intricate ‘web of life’.” Fußabdruck, die Verbindung von Fuß, vom Proto-Germanischen *fōts (‘Fuß’), und Abdruck (engl. print), vom lateinischen premere (‚drücken oder eindrücken‘), bezeichnete noch im Jahr 1552 den Abdruck eines Fußes im wörtlichen Sinne und später, im bildlichen Sinne, die Spur von etwas, nämlich in dem Werk von Samuel Purchas von 1625, Hakluytus Posthumus or Purchas His Pilgrimes; aber die Wiederverwendung, sozusagen das Recycling, des Begriffs für etwas, das einen bleibenden Eindruck in der Umwelt hinterlässt, gab es erstmals im U.S. Senat, und zwar in der National Park Service Concessions Policy: Hearings Before the Subcommittee on Parks, Recreation, and Renewable Resources of the Committee on Energy and Natural Resources in 1979. Hier hieß es: “An alternate proposal that would remove environmental footprint from Yosemite Valley..would remove a number of buildings, consolidate service, and reduce somewhat the number of employees.”