01.09.2016

Parmesan

Parmesan - Wort des Tages - EVS Translations
Parmesan – Wort des Tages – EVS Translations

Mit welchen Marketingtricks man auch versuchen mag, uns hochwertigen Parmesankäse zu verkaufen: Der einzige Hartkäse, der unter der Bezeichnung Parmesan verkauft werden darf, ist laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 2008 der echte Parmigiano Reggiano, der in der italienischen Region Parma hergestellt wird.

Seinen Ursprung soll der Parmesan vor nahezu 900 Jahren in den Benediktinerklöstern der Provinz Reggio Emilia haben. Erstmals schriftlich erwähnt wird er in einer notariellen Urkunde, die 1254 in Genua verfasst wurde.

Mitte des 13. Jahrhunderts vertrieben die Benediktineräbte den Parmesan bereits in ganz Italien. Und rund hundert Jahre später träumte Boccaccio von einem riesigen Berg aus köstlichem geriebenem Parmesan zur Abrundung seiner Ravioli und Makkaroni, als er in seinem Decamerone von 1348 ein imaginäres Schlaraffenland namens Bengodi beschrieb.

Zwar zeugt das historische Dokument aus Genua von der Verbreitung des Parmesans weit über seine Herkunftsregion hinaus, doch der echte Siegeszug des Hartkäses in Europa begann erst Mitte des 15. Jahrhunderts. Damals wurde der Käse von einigen der besten Köche Deutschlands und Frankreich „geadelt“, und Molière gar soll sich in seinen letzten Lebensjahren von nicht als Parmesan ernährt haben.

Der Name Parmesan entstand Anfang des 16. Jahrhunderts am französischen Königshof: Der Adel hatte Geschmack am fromaige de parmisan (Käse aus Parma) gefunden und verkürzte den Begriff zu parmisan oder parmesan .

1511 schenkte der Papst dem englischen König Henry VIII Hundert Parmesan-Laibe, und 8 Jahre später tauchte der Begriff erstmals in einem gedruckten englischen Text auf: In William Hormans Vulgaria heißt es: „We shall eat parmesan cheese“ – Wir werden Parmesankäse essen.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich der aus Italien exportierte Parmesan in England zu einer Delikatesse der Adligen und Reichen – und entsprechend entwickelte sich auch sein Preis. Ein berühmter Fall, der die Werthaltigkeit des Parmesans unterstreicht, ist der des britischen Tagebuchautors Samuel Pepys, der seine Weine und seinen Parmesankäse während des Großen Brands von London (1666) im Erdboden vergrub, um sie vor dem Feuer zu schützen.

Der Parmesan hat bis heute seinen hohen Wert bewahrt und wird mitunter in Banktresoren gelagert. Berichten zufolge werden in Italien mehr als 300.000 Parmesan-Laibe im Wert von über 200 Mio. Euro von Banken aufbewahrt.

Wir enden diesen etymologisch-kulinarischen Rückblick mit einem Zitat von  Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA und ein echter Feinschmecker. In einem Brief an John Bartram schrieb er: „Ich gebe zu: Wenn ich auf einer Italienreise ein Rezept für die Herstellung von Parmesankäse finden könnte, so würde mir dies mehr Befriedigung geben als eine Abschrift einer Inschrift irgendeines Steines.“