21.07.2020

Pitch Deck

Pitch Deck – Wort des Tages – EVS Translations
Pitch Deck – Wort des Tages – EVS Translations

Marketing ist eines von vielen Feldern, das über eine eigene Sprache und Terminologie verfügt. Unser heutiges Wort des Tages zeigt dies exemplarisch. Wörtlich betrachtet ist unser Begriff äußerst verwirrend, denn einen Pitch kennt man aus dem Sport, zum Beispiel als Wurf des gleichnamigen Pitchers beim Baseball. Mit einem Deck hingegen assoziiert man meist Schiffe oder Kartenspiele. Was also ist ein Pitch Deck? In der Geschäftswelt – insbesondere im Marketing – ist das Pitch Deck ein zentraler Begriff mit einer festen Bedeutung: Es soll Gleichgesinnte zusammenbringen, Finanzmittel einwerben und als Sprungbrett für innovative Ideen dienen.

Im Wesentlichen bezeichnet ein Pitch Deck eine kurze und prägnante Zusammenfassung eines Geschäftsplans – meist in PowerPoint, Prezi oder Keynote –, die potenziellen Investoren präsentiert wird. Zwar klingt „Pitch Deck“ gewiss mehr nach Business als „Präsentation für Anleger“, der genaue Ursprung des Begriffs ist aber unklar. Da sich PowerPoint in den späten Neunzigerjahren in der Geschäftswelt fest etablierte, dürfte er wahrscheinlich auch aus dieser Zeit stammen.

Zerlegt man den Begriff in seine beiden Teile, so fällt auf, dass deren wörtliche Bedeutung zusammengefügt wurde, um eine semantische Lücke zu füllen. Das sich aus dem Altenglischen piccean ableitende Verb to pitch bedeutete ursprünglich „auswerfen“ oder „werfen“ und geht auf die Geschichte des Sir Ferumbras aus der Zeit um 1380 zurück, in der es hieß: „His heart was angry & full of mood, & was full high of pitch.“ Die moderne Bedeutung des „Einwerfens“ von Gedanken, um zu überzeugen (und zwar von einem Produkt, das man verkaufen möchte), findet sich hingegen erstmals in der Saturday Evening Post, in der es am 25. September 1943 hieß: „Louie […] pitches kitchen gadgets.“ Das Deck, das ursprünglich eine waagerechte Fläche bezeichnet, die den Rumpf von Wasserfahrzeugen nach oben abschließt, leitet sich aus der in der Seefahrt gebräuchlichen Verwendung des Mittelniederländischen dekken ab, was „Dach“ oder „Abdeckung“ bedeutet, und wurde erstmals in einem Brief von Sir Edward Echyngham an Kardinal Wolsey aus dem Jahr 1513 verwendet (der 1897 in den Letters and Papers Relating to the War with France von Alfred Spont abgedruckt wurde). Dort beschreibt dieser sein Vorgehen wie folgt: „And because I had no rails upon my deck I coiled a cable round a[long] deck, breast high, and likewise in the waste.“ Das Bild der gestapelten Schiffsdecks wurde bald auf alle Dinge übertragen, die flach übereinander gelegt werden können, beispielsweise in The Book of Honour von Francis Markham aus dem Jahr 1625 („Any whose Pedigree lies so deep in the deck, that few or none will labour to find it.“).

Aus beidem ergibt sich also die Präsentation einer begrenzten Anzahl „gestapelter“ Folien (ursprünglich in physischer, heute in digitaler Form), deren Zweck darin besteht, potenzielle Investoren von einem Geschäftskonzept zu überzeugen. Hinter dieser einfachen Erklärung steht jedoch eine erhebliche Komplexität: Auf nur etwa zwölf Folien wird ein ganzer Geschäftsplan präsentiert (wenn auch in vereinfachter Form) – mit Vision, Begründung, Finanzierungsbedarf, Überblick über den Markt und die Konkurrenz, Geschäftsmodell, Budget usw., um Interesse an einem zweiten Treffen zu wecken. Die richtige Balance ist dabei entscheidend: Ein Übermaß an Informationen und Details könnte Investoren abschrecken. Ein Mangel an Informationen und Details hingegen würde zu viele Fragen offen lassen, was Investoren ebenfalls abschrecken könnte.

In vielerlei Hinsicht geben erfolgreiche Pitch Desks – ähnlich wie der Begriff selbst – genügend Aufschluss, lassen aber auch genug offen, um Interesse zu wecken.