28.07.2020

PropTech

PropTech – Wort des Tages – EVS Translations
PropTech – Wort des Tages – EVS Translations

Fachsprache kann verwirren, besonders in einer Branche, in der die Dinge eher nüchtern auf den Punkt gebracht werden. Für die meisten sind Immobilien einfach Planungs-,
Bau-, Kauf- und Verkaufs- sowie instand zu haltende Objekte. Es scheint, als wären große Veränderungen in diesem Bereich nicht zu erwarten. Das mag im Kern auch stimmen, doch die Abläufe im Zusammenhang mit den oben genannten Aktivitäten bieten viel Potenzial für die disruptive Kraft der Technologie. Willkommen in der unübersichtlichen, weiten Welt der PropTech, die sich fortlaufend verändert!

PropTech kann lose als die Implementierung von Technologie in der Immobilienbranche definiert werden und ist eine Kurzform von „property technology“, was auf Deutsch – genau wie ReTech (für „real estate technology“) – Immobilientechnologie bedeutet. Das englische Wort property stammt von dem lateinischen Wort proprietatem ab und fand im 14. Jahrhundert über das Altfranzösische (propriete) Eingang in die englische Sprache. Im Sinne von „Eigentum“ bzw. „Besitz“ wurde es jedoch erstmals 1719 verwendet, als Daniel Defoe in seinem bekannten Werk Robinson Crusoe damit Bezug auf Landbesitz/Unterkünfte nahm („They..had their Properties set apart for them“). Technologie ist auf das griechische Wort tekhnologia zurückzuführen und bezeichnet einen systematischen Ansatz an eine Kunst, ein Handwerk oder eine Technik (insbesondere eine Grammatik). Das englische Wort technology kann auf das Jahr 1612 zurückdatiert werden, wurde in seiner Bedeutung als praktische Anwendung von Wissen allerdings erstmals 1829 verwendet, und zwar in der Veröffentlichung „Elements of Technology“ des amerikanischen Botanikers und Mediziners Jacob Bigelow, eines Mannes mit vielen Interessen, der eine große Bandbreite an Themen unter diesem allgemeinen Begriff subsummierte und seine Auswahl damit begründete, dass dieser Begriff hinreichend aussagekräftig sei und in einigen älteren Wörterbüchern sowie zunehmend in der Fachliteratur von Praktikern der Gegenwart gefunden werden könne.

Der genaue Ursprung des Begriffs PropTech ist unklar (die bisher beste Schätzung in Bezug auf eine breite Verwendung wurde vor noch nicht einmal zehn Jahren angestellt) und niemand kann sagen, was genau unter die Definition von PropTech fällt und was nicht. Unbestreitbar ist allerdings, dass das Wort 1) nicht neu ist und 2) einem ständigen Wandel unterliegt. Technologie trägt schon seit mehreren Jahrzehnten maßgeblich zur Weiterentwicklung der Immobilienbranche bei: In den frühen 1990er-Jahren kam erstmals spezielle PC-Software für die Immobilienwirtschaft auf den Markt und schon in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren wurden immer mehr Immobilien online vermarktet und es wurde zunehmend auf automatisierte Abläufe und beschleunigte Berichterstattungs- und Verwaltungsvorgänge gesetzt.

Die Entwicklungen dieser Zeit haben die Immobilienwirtschaft digitaler, schneller und agiler gemacht und was wir derzeit beobachten, läutet weitere massive Veränderungen ein: Mit PropTech wird die Branche noch mobiler, intuitiver und intelligenter. Diese Disruption wird sehr wahrscheinlich zu mehr Effizienz führen und maximale Profite und Kommunikation sowie, noch wichtiger, bessere (und stärker personalisierte) Interaktionen ermöglichen – in Bezug auf das Design und die Herstellung spezieller Baumaterialien sowie die Bauplanung und den Einsatz von Sensoren in Gebäuden und in Form von intuitiven Immobiliendatenbanken wie Zillow und Zoopla. Stellen Sie sich vor, Sie könnten Alexa zu Hause noch umfassender einsetzen, mittels einer App auf Ihrem Smartphone sofort Ersatz bestellen, wenn Sie undichte Wasserleitungen entdecken, oder (wenn Sie mit dem Gebäudemanagement betraut sind) alle Mieter ohne großen Aufwand davon in Kenntnis setzen, wann Arbeiten an den Lüftungs- und Klimaanlagen durchgeführt werden … PropTech hat das Potenzial, diese und viele weitere Vorstellungen wahr werden zu lassen.

Natürlich scheitert der Wunsch auch in diesem Bereich immer wieder an der Realität, wenn beispielsweise Sensoren versagen, Netzwerkprobleme auftreten oder die ständig im Hintergrund lauernden Bedrohungen rund um die Compliance konkret werden. Dass zwischen 2011 und dem ersten Halbjahr 2019 eine Zunahme der globalen Investitionen in PropTech von weltweit 163 Millionen Euro auf 11,3 Milliarden zu beobachten war, zeigt jedoch sehr deutlich, welches Potenzial PropTech hat, die Zukunft der Immobilienwirtschaft entscheidend mitzugestalten.