23.04.2019

Proxy – Stellvertreter

Proxy - Stellvertreter – Wort des Tages – EVS Translations
Proxy – Stellvertreter – Wort des Tages – EVS Translations

Es hieß ja immer, mische dich nicht in fremde Angelegenheiten, dann kann niemand etwas gegen dich haben. Mit dem Internet hat sich das leider geändert. Zwar bedeutete Wissen immer schon Macht, aber heute ist man mit Daten ein König, und nichts ist so wichtig wie Datensicherheit. Und bei einer der besten und einfachsten Methoden für die sichere Aufbewahrung von Daten verwendet man einen Begriff und ein Konzept, die bereits seit langem in anderen Zusammenhängen bekannt waren, denn manchmal ist es besser, wenn man keine direkte Verbindung zu seinen Daten hat.

Unser Wort proxy ist eine Verkürzung des anglofranzösischen procuracie, das im Wesentlichen ‘Administration’ bedeutet und sich ursprünglich vom lateinischen procurare, ‘verwalten’, ableitet. Es geht also um die Verwaltung von Angelegenheiten, vor allem für eine andere Person.

In der Verbindung zu procuracy, der Verwaltung einer Sache stellvertretend für eine andere Person, erschien der Begriff erstmalig im ersten Englisch-Lateinischen Wörterbuch, dem Promptorium Parvulorum, etwa im Jahr 1440, wo das Wort einfach mit seiner lateinischen Bedeutung gleichgesetzt wurde: “Proxy, procuracia.”

Ungefähr 140 Jahre später bezeichnete unser Begriff das Dokument, mit dem die Befugnis zur Vertretung erteilt wurde, wie beispielsweise 1583 bei Sir Thomas Smith in seiner De Republica Anglorum (“The upper house, whose consent and dissent is given by each man severally and by himself, first for himself, and then severally for so many as he hath letters and proxies.”). Nur 2 Jahre später gebrauchte man das Wort auch in Zusammenhang mit der Vertretung der Vertreter selbst, erstmalig beschrieben in Thomas Bilson’s The True Difference between Christian Subjection and Unchristian Rebellion, wo es heißt: “The Abbesses and such as cannot come to send their proxies the lieutenant to bring with him his under officers and hundreders.”

In den frühen 1900er Jahren wurde der Begriff immer häufiger verwendet: ein Stellvertreterkampf zwischen konkurrierenden Lagern zur Steuerung eines Unternehmens wurde erstmalig erwähnt in einer Schlagzeile der New York Times von 1906, und für einen begrenzten Krieg, der im Namen nicht direkt beteiligter Mächte ausgefochten wird, ein Stellvertreterkrieg, wurde der Begriff erstmalig in einem Artikel der Chicago Tribune von 1907 verwendet.

Proxy im Internet

Zwar kann der Begriff auch heute noch in all diesen Zusammenhängen verwendet werden, aber heutzutage kennt man ihn wohl am ehesten aus der Computerwelt und in Verbindung mit Datenschutz und Datensicherheit. In einer Usenet Newsgroup erschien am 2. Dezember 1986 der Begriff unter dem Titel Re: Milking Machine Performance in comp.dcom.lans (Usenet newsgroup), wo es hieß: “To use proxy ARP [Address Resolution Protocol], you set things up so that your host issues an ARP request for every destination. The appropriate gateway responds to the ARP with its own Ethernet address”. Dieser harmlose Post – sowie ein ähnlicher Post von 1988 betreffend Proxy-Server – markiert den Beginn der Verwendung von Proxys im Internet.

Um die Bedeutung eines Proxys im Internet zu verstehen, muss man zunächst wissen, was er macht und warum. Ähnlich wie bei früheren Verwendungen handelt ein Proxy als indirekter Vermittler der Kommunikation im Internet. Mit anderen Worten, die Daten werden an den Proxy gesendet und dieser leitet sie dann an den richtigen Empfänger weiter.

OK, logisch betrachtet macht das zunächst keinen Sinn. Aber durch diese Art von Verschleierung (eine Verschleierung, die gut für uns und schlecht für diejenigen ist, die auf unsere Daten zugreifen oder diese entwenden wollen) kann das ein Sicherheitsvorteil sein. Einen Proxy zu nutzen bedeutet im Wesentlichen, dafür zu sorgen, dass Datenspione oder Datendiebe nur sehen, dass Daten an den Proxy-Dienst eines unabhängigen Dritten gesendet werden, sie sehen nicht den eigentlichen Empfänger. Diese Sicherheit kann sehr beruhigend sein, wenn man unterwegs an Firmenprojekten arbeitet oder auf die Firmenserver zugreifen will.

Neben den Vorteilen eines besseren Schutzes und einer höheren Sicherheit der Daten sind mit Proxys (in einigen Fällen) auch höhere Geschwindigkeiten und die Einsparung von Bandbreite möglich, das Unternehmen kann besser kontrollieren, wie seine Mitarbeiter das Internet nutzen, und sie können Zugang zu Ressourcen ermöglichen, die auf standortspezifischen Servern möglicherweise gesperrt sind. Natürlich gibt es unterschiedliche Proxys für unterschiedliche Bedürfnisse. Es ist also wichtig, den passenden zu finden. Dennoch können Proxys für mehr Datenschutz und eine höhere Datensicherheit sorgen und sind damit ein ungeheurer Vorteil, indem sie – so ironisch das klingen mag – Ihre Daten an jemand anderen übergeben.