27.01.2015

Rant – Schimpfen, Zetern, wirres Zeug reden

Rant - Wort des Tages - EVS Translations
Rant – Wort des Tages – EVS Translations

Über etwas schimpfen oder herumzetern bedeutet, unaufhörlich über etwas zu reden, besonders über etwas, das einen ärgert oder wütend macht. In Großbritannien wird „ranting“ oder „rant on about“ in dieser Bedeutung sehr häufig von Jugendlichen verwendet. Interessant ist aber, dass dieses Wort durch William Shakespeare in die englische Sprache kam. Es ist nämlich vom Niederländischen „randten“ abgeleitet, was „Unsinn reden“ oder „spinnen“ bedeutet. Im Englischen tauchte es im Jahre 1602 auf, und zwar in der Schreibweise „rand“ in dem Manuskript von Ben Johnson für „The Poetaster”, aber Shakespeare veränderte es 1604 zu der heute gebräuchlichen Schreibweise „rant“. In seinem Stück „Hamlet“ gerät der Prinz von Dänemark selbst in einen heftigen Streit über den Tod seiner Liebsten Ophelia und sagt dabei zu Gertrude und Claudius: : “Dost thou come here to whine, To outface me with leaping in her grave? … Nay, an thou’lt mouth, I’ll rant as well as thou”.*

Jugendliche regen sich heute manchmal darüber auf, dass sie sich mit – ihrer Ansicht nach – so langweiligem altem Zeug wie Shakespeare beschäftigen müssen. „Wozu braucht man so etwas überhaupt noch? Wozu soll das gut sein?!“ Einige Schauplätze bei Shakespeare erscheinen vielen heute allzu simpel („Viel Lärm um nichts“ beispielsweise schien tatsächlich so etwas wie,…naja, ….viel Lärm um nichts…zu sein), aber Stücke wie Hamlet oder Othello haben schon etwas interessantere Handlungsstränge. Interessant ist aber auch, dass wir Shakespeare auch im 21. Jahrhundert noch recht häufig zitieren, und das fast buchstabengetreu: „Jemand zu seinem Glück zwingen“ (Hamlet), „Ich verstehe nur Bahnhof“ (Die Tragödie von Julius Caesar), „Die Pfade der Liebe sind gewunden“ (Ein Sommernachtstraum). Ein „Wort des Tages“ mit all den Worten, die Shakespeare der englischen Sprache gegeben hat, würde uns wohl für die nächsten Jahre beschäftigen. Shakespeare mag für einige ein langweiliger alter Mann mit merkwürdiger Frisur sein, aber er hat sehr viel Kluges gesagt: „Einige werden groß gebohren, andre arbeiten sich zu Grösse empor, andern wird sie zugeworffen;“ „Ich sage, es gibt keine andre Finsterniß als Unwissenheit” (Was ihr wollt).

Obwohl die Jungen auf ihn schimpfen – Shakespeare lebt und ist in unserer Sprache präsent. Ob man nun will oder nicht, man gebraucht seine Worte, aber um das zu verstehen, müsste man etwas von ihm lesen – und genau da liegt der Haken.

*In der deutschen Fassung heißt das: „Kommst du zu winseln her, springst, um mir Trotz zu bieten, in ihr Grab? … Prahlst du groß, ich kanns so gut wie du”.