14.07.2020

Reduzierung

Reduzierung – Wort des Tages – EVS Translations
Reduzierung – Wort des Tages – EVS Translations

Reine Panikmache, drohende Katastrophe oder irgendwo dazwischen: Ganz unabhängig davon, wo Sie in der Debatte um den Umweltschutz stehen, hat die rege Diskussion darüber eines sehr deutlich werden lassen. Ob nun aus persönlichen/ökologischen oder wirtschaftlichen Gründen – es macht schlicht und einfach Sinn, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten leben, effizienter handeln und nachhaltig denken. Doch obwohl wir begreifen, dass wir unmöglich weiterhin so maßlos leben können wie in jüngster Vergangenheit, scheinen nur sehr wenige von uns alle modernen Annehmlichkeiten und Innovationen hinter sich lassen und zu den Mühen des Lebens vor der Industriellen Revolution zurückkehren zu wollen. Wo findet sich also der Mittelweg? Die Antwort ist das heutige Wort: Reduzierung.

In diesem Zusammenhang geht es dabei konkret um die Reduzierung oder die Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Der Begriff wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vom lateinischen Wort redūcere (zurückführen, einschränken, herabsetzen, mindern, verkleinern) abgeleitet. Dieses seinerseits entstand durch das Anfügen des Präfixes „re-“ an den Begriff dūcere (führen). Der Begriff wurde zunächst in der Wissenschaftssprache für die Zurückführung von etwas Kompliziertem auf einen einfachen Sachverhalt verwendet, bevor er die allgemeinere Bedeutung einer „Verringerung“ oder „Minderung“ annahm. Eine der ersten Verwendungen im deutschen Sprachgebrauch lässt sich in einem Artikel in Ausgabe 30 der Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten (Hamburg, 8. August 1721) nachweisen, in der über aktuelle Angelegenheiten im Geheimen Rat des Kaisers berichtet wird: „ So viel man vorhin von Reducirung einiger Kayserlicher Regimenter, welche denen andern einverleibet werden solten, gesprochen; so vielmehr wird anjetzo von Anwerdung einiger neuen Militz geredet, weil gewisse wichtige Umstände darzu sich zeigen wollen, und man noch nicht weiß, was etwan einige Puissancen, oder vielleicht auch die Ottomannische Pforte im Sinn haben.“

Im Kontext des Umweltschutzes ist das Prinzip der Reduzierung anhand der genannten Definition nicht allzu schwer zu verstehen. Allerdings ist es die konkrete Umsetzung, in der Reduzierungsbemühungen erst ihre größte Wirkung entfalten. Bedenkt man beispielsweise, dass für 70 % aller Treibhausgasemissionen der Einsatz fossiler Brennstoffe verantwortlich ist, kann eine Reduzierung hier die stärkere Nutzung von Erdgas, Solarkollektoren, Biomasse und sogar „sauberer“ Kohle bedeuten. Auf persönlicher Ebene kann die Reduzierung von Treibhausgasen so simple, aber wirksame Formen annehmen wie das Pflanzen von Bäumen, den Kauf eines Elektro- oder treibstoffeffizienteren Autos , die richtige Isolierung der eigenen Wohnung, Videokonferenzen anstelle von Reisen oder die Verwendung energieeffizienter Glühbirnen.

Von der gesellschaftlichen bis hin zur persönlichen Ebene gibt es unzählige Möglichkeiten zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Doch bestimmte Aspekte müssen stets berücksichtigt werden. Der erste Aspekt sind die gesellschaftliche Unterstützung und die möglichen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Anders ausgedrückt: Wenn die Bevölkerung ein bestimmtes Projekt nicht unterstützt oder wenn es sich negativ auf zu viele Menschen auswirkt, sind Reduzierungsmaßnahmen nur schwer durchzusetzen. Der zweite Aspekt ist die Wirtschaftlichkeit. Technologien wie die Ozeandüngung, Kernfusion und Kohlenstoffbindung mögen zwar äußerst vielversprechend sein, doch aktuell ist nicht der richtige Zeitpunkt für ihren Einsatz oder sie sind für die großflächige Verwendung noch nicht wirtschaftlich genug. Gleichwohl gibt es jedoch, wenn man genauer hinschaut, abhängig vom Ort und den Kosten stets einige Schritte zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, die jeder ergreifen kann.

Das Schöne an der Reduzierung ist die Tatsache, dass man unabhängig von seiner Meinung bald erkennt, dass sich mehr mit weniger erreichen lässt – und dass man mit weniger wiederum einen größeren Beitrag leistet.