08.12.2015

Solidarität

Solidarität – Wort des Tages - EVS Translations
Solidarität – Wort des Tages – EVS Translations

In vielerlei Hinsicht sieht es so aus, als sei die moderne Kommunikationstechnologie zu einer Art Büchse der Pandora geworden. Sie liefert uns alle Arten von Informationen von überall in der Welt und man kann sie überallhin mitnehmen. Aber manchmal ist es genau das, was uns, als Einzelmenschen, von den Ereignissen entfernt, uns hilflos und unbedeutend fühlen lässt. Nehmen wir einmal die tragischen Ereignisse in Paris – das Mitgefühl, Verständnis und die Einigkeit, die durch unser heutiges Wort gefördert werden, kann jeden befähigen, ein Teil der Lösung und nicht mehr nur Beobachter der Szene zu sein. Und genau deswegen war in den letzten Tagen ein ganz bestimmtes Wort in aller Munde. Zwar bleibt es häufig, und das ist traurig, den schlechtesten Zeiten vorbehalten, doch kann Solidarität, richtig eingesetzt, das widerspiegeln, was der amerikanische Präsident Abraham Lincoln in seiner Antrittsrede als „die besseren Engel unseres Wesens“ bezeichnete.

Für viele von uns, die ein bestimmtes Alter überschritten haben, ist die Definition von Solidarität so eng mit der unabhängigen polnischen Arbeiterbewegung Solidarność, was in der Übersetzung „Solidarität“ bedeutet, Anfang der 1980er Jahre verknüpft, dass man kaum glauben kann, dass seine Geschichte wesentlich weiter zurückreicht und viel verzweigter ist. Das Wort tauchte im Englischen im frühen 19. Jahrhundert auf und leitet sich von Französisch solidarité ab, und das wiederum stammt vom lateinischen Wort solidum, was so viel bedeutet wie „ganze Summe“. Und genau diese „Ganzheit“ oder Einheit verleihen dem Wort Solidarität seine Stärke.

Der Ausdruck dieser Stärke scheint sich jedoch, ohne zu tief in die Philosophie oder das logische Denken abzutauchen, auf 2 Denkrichtungen aufzuteilen. Der universellere Ansatz, beispielsweise die katholische Soziallehre und die Arbeiten des russischen Fürsten Pjotr Kropotkin, legt nahe, dass es bei Solidarität eher um das instinktive Verstehen und darum geht, das zu tun, was getan werden muss, um anderen zu helfen und dem allgemeinen Wohl der Gesellschaft zu dienen. Emile Durkheim vertrat eine weniger altruistische Ansicht und betrachtete die Solidarität als etwas, das im besten Interesse einer jeden Gruppe ist, beispielsweise zur Unterstützung einer Familie oder eines Stammes. Und in komplexeren Zusammenhängen, wie dem uns allen bekannten polnischen Beispiel, nehmen einzelne Gruppen, beispielsweise Gewerkschaften, ihre Interessen wahr unter der Annahme, dass es für die allgemeine Besserstellung der Gesellschaft unter allen Gruppen ebenfalls Interdependenz/wechselseitiges Vertrauen gibt.

Die erste bekannte Verwendung des Wortes Solidarität im Englischen findet sich in dem 1841 erschienenen Werk von Hugh Doherty, False Association & Its Remedy, wo es ganz einfach als „kollektive Verantwortung“ definiert wird. Ralph Waldo Emerson gebrauchte das Wort eher in einem nationalistischen Sinne. Er schrieb in English Traits (1856) über England: „Ein Geheimnis seiner Macht ist das gegenseitige Verstehen…sie haben Solidarität, oder fühlen Verantwortung, und sie vertrauen einander“. In dem Verständnis, dass es Solidarität eigentlich zwischen allen Objekten geben kann, die für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten, stellte George P. Marsh fest: „Die Sprachorgane agieren und reagieren aufeinander;..es herrscht zwischen ihnen, um einmal ein Wort zu benutzen, das jetzt noch nicht Englisch ist, aber sicher bald sein wird, eine gewisse Solidarität“.