01.02.2017

Technikübersetzungen – Von A wie Ahle bis Z wie Zymotechnik

Das erste Technologische Wörterbuch der deutschen, französischen und englischen Sprache

Technikübersetzungen im 18. Jahrhundert - EVS Translations
Technikübersetzungen im 18. Jahrhundert – EVS Translations

Ein einfaches Werkzeug, dessen einziger Zweck ist, Löcher in die unterschiedlichsten Materialien zu stechen, führt das erste „Technologische Wörterbuch der deutschen, französischen und englischen Sprache“ an: die Aale [heute: Ahle]. Auf Französisch heißt sie l‘alêne oder la pointe, im Englischen ist von awl oder pricker die Rede. Das frühe Fachwörterbuch für Belange des Gewerbes, der Physik, der Nautik, des Bergbaus, der Mineralogie und „sonstige[n] mechanische[n] und industrielle[n] Wissenschaften“ wurde im Jahr 1853 als erstes seiner Art im Verlag von Christian Wilhelm Kreidel in Wiesbaden veröffentlicht.

Als Reaktion auf die mangelnde Übereinstimmung der technischen Fachausdrücke in den drei großen Sprachen Deutsch, Englisch & Französisch und die herrschende Uneinigkeit zwischen Praktikern, verfasste Johann Adam Beil ein Wörterbuch, welches „das Studium fremdländischer technischer Schriftwerke“ mit einem Schlag vereinfachte (siehe Vorwort). Technikübersetzungen konnten vereinheitlicht werden. Der gelernte Küfer, auch Fassbinder genannt, war für diese Aufgabe geradezu prädestiniert: Als Sohn einer Handwerkerfamilie eröffnete er im Jahr 1815 nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug gegen Frankreich eine eigene Weinhandlung. Zehn Jahre später entdeckte er sein politisches Interesse und wurde im Jahr 1826 Senator. Als solcher ließ er unter anderem den Frankfurter Hauptfriedhof errichten. Neben seinen elf Immobilien in der Frankfurter Hochstraße, zählte auch ein landwirtschaftliches Mustergut zu seinem Besitz, auf dem im Jahr 1833 eine der ersten Dampfmühlen Frankfurts ihren Platz fand. Auf seinen vielen Reisen entdeckte Beil zunehmend seine Leidenschaft für Eisenbahnen, der er seine Tätigkeit als Direktor der Taunus-Eisenbahn-Gesellschaft ab 1840 verdankt. Der Visionär bewegte sich zeitlebens am Puls der Zeit und damit mitten im Geschehen, als die deutsche Wirtschaft ihren Aufschwung erlebt. Die Ursache für die zunehmende Bedeutung wirtschaftlicher Beziehungen und Sprachen im Bereich Technik trägt ihre Anfänge in der Industriellen Revolution, die in England bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Einzug hielt und im 19. Jahrhundert auch nach Westeuropa und die USA überschwappte. Durch die Flut an neuen Erfindungen, stieg die Produktionsleistung an, die eine Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg unerlässlich machte.

Die Publikation seines für die Lexikographie bedeutsamen Werkes erlebte Beil nicht mehr – bereits im Jahr zuvor verstarb der Direktor der Taunus-Eisenbahn im Alter von 61 Jahren in seinem Geburtsort Frankfurt am Main. Sein Technologisches Wörterbuch schließt der Frankfurter mit der Vokabel der Zymotechnik – einer Gärungstechnik, die sowohl in der Branntweinbrennerei als auch in der Bierbrauerei Anwendung findet – und leistet mit seiner Sammlung an technischen Begriffen einen wertvollen Beitrag zum Fortschritt des Übersetzungshandwerks.

Ein Original-Exemplar der ersten Auflage befindet sich im EVS Translations Book Museum für Wörterbücher in Sofia, Bulgarien.