31.03.2016

Visa

Visa – Wort des Tages - EVS Translations
Visa – Wort des Tages – EVS Translations

Einige denken vielleicht, dass wir uns heute mit einem unverzichtbaren Reisebegleiter beschäftigen – der weltweit akzeptierten Kreditkarte. Doch nein, wir werden nicht über die Macht der Visakarte sprechen, sondern über das Dokument, mit dem wir in ein bestimmtes Land einreisen können und das auch über Dauer und Art des Aufenthalts entscheidet.

Den Gedanken des englischen ‚visa‘ – zu Deutsch Visum – im Sinne von Reisedokument gibt es bereits seit biblischer Zeit. Die früheste bekannte Erwähnung finden wir im Buch des Nehemiah, wo etwa 450 v. Chr. König Artaxerxes einem Propheten ein Schreiben ausstellt, in dem er die Statthalter der Länder jenseits des Euphrat bittet, diesem die sichere und ungehinderte Durchreise nach Juda zu gewähren.

In Kontinentaleuropa gibt es schriftliche Überlieferungen von Reisepapieren zur freien Durchreise durch bestimmte Territorien etwa seit dem 14. Jahrhundert. Im mittelalterlichen Europa wurden derartige Dokumente damals von einigen örtlichen Behörden ausgestellt. In ihnen waren die Territorien aufgelistet, durch die der Inhaber des Dokuments reisen durfte.

Den ersten echten Reisepass gibt es seit dem 15. Jahrhundert. Er wurde auf Geheiß König Heinrichs V von England ausgestellt und wies den Inhaber als Angehörigen des Königs aus, um ihm die Passage der Stadtmauer zu gestatten. Tatsächlich stammt der englische Begriff passport von dem Wort ‚porte‘, dem Haupttor einer Stadtmauer, womit sich auch der Name des Dokuments erklärt: es erlaubt seinem Inhaber die Passage des Tores.

Zu dieser Zeit konnte der König Reisedokumente für jeden ausstellen, ob er nun Engländer war, oder nicht (mit dem Unterschied, dass ausländische Staatsangehörige ihre Dokumente gebührenfrei erhielten, die englischen Untertanen aber zahlen mussten), aber es gab auch freie Handelszonen, in denen kein ‚visa‘ benötigt wurde, beispielsweise alle offenen Handelspunkte, wie die meisten Seehäfen.

Das Wort visa wurde in den englischen Wortschatz zunächst als direkte Entlehnung aus dem Französischen aufgenommen, nämlich visé, von dem Verb viser, prüfen. Aus dem ersten schriftlichen Nachweis ging auch der Preis hervor, den man für ein italienisches Reisevisum des englischen Konsuls 1842 zu zahlen hatte. In E. Lawes Scamper through Italy & Tyrol heißt es: „Es war notwendig geworden, das visé des englischen Konsuls zu beantragen, welcher eine Gebühr von fünf Francs und sechs Sous dafür verlangte.“

Es dauerte ein paar Jahre, bis das italienische Lehnwort die anglisierte Schreibweise visa erhielt, wie aus einem schriftlichen Beleg von 1859 ersichtlich wird. So heißt es in The life and remains of Douglas Jerrold: „Ich ging zum österreichischen Konsul in London und beantragte das visa für den Reisepass meines Vaters.“

Laut der Welttourismusorganisation war im letzten Jahr die Zahl der Touristen, die vor ihrer Reise ein Visum benötigten, am niedrigsten.