22.10.2015

Volkswagen Käfer

Volkswagen Käfer – Wort des Tages - EVS Translations
Volkswagen Käfer – Wort des Tages – EVS Translations

Die Geschichte eines der erfolgreichsten und größten Autohersteller – Volkswagen – begann 1937, als die deutsche Regierung eine neue staatliche Automobilgesellschaft gründete.

Ferdinand Porsche erhielt den Auftrag, ein erschwingliches Familienauto zu produzieren, in dem zwei Erwachsene und drei Kinder Platz hatten, das mindestens 100km/h schnell war und nicht mehr als ein Motorrad kostete – 1.000 Reichsmark (zur damaligen Zeit etwa 140 $).

Die Automobilherstellung in Deutschland konzentrierte sich damals hauptsächlich auf Luxusmodelle und nur sehr wenige Deutsche besaßen ein eigenes Auto. Das Ziel des Deutschen Gewerkschaftsbunds war daher die Entwicklung eines Autos für die Massen. Und so hieß auch die Gesellschaft – Volkswagen, eine brillante Marketingidee, die das dahinter stehende Geschäftskonzept erkennen ließ.

Das erste Modell, auch als KdF-Wagen (Kraft durch Freude) bekannt, hatte einen luftgekühlten Heckmotor und eine Drehstabfederung. Kultcharakter hatte aber hauptsächlich die aerodynamische Form, die an einen Käfer erinnerte. Der Käfer war geboren, und er wurde erstmals anlässlich der Berliner Automobilausstellung 1939 präsentiert. Seine Massenproduktion verzögerte sich jedoch bis nach dem Zweiten Weltkrieg, und die erste Presseerwähnung der besonderen Form dieses Autos bezog sich logischerweise auf die Produktionsumstellung in der Nachkriegszeit. 1946 stand in dem Londoner Magazin Motor zu lesen: „Der deutsche K.d.F.-Wagen oder Volkswagen stellt den Übergangstypus dar, der während der Umstellung von der Kriegs- auf die Friedensproduktion produziert wurde. Er hat eine zivile Limousinen-Karosserie auf einem militärischen Fahrgestell mit mehr Bodenfreiheit, und er sieht aus wie ein Käfer auf Stelzen.“

Der Kult um den Namen des Autos wurde aber offiziell erst in den 50iger Jahren als Ergebnis einer erfolgreichen Marketingkampagne zum Programm. Als die Volkswagen-Umsätze in den USA die Erwartungen nicht erfüllten, zum einen wegen der historischen Verbindung des Autos mit dem Terror des Zweiten Weltkriegs, hauptsächlich aber wegen seiner geringen Größe und ungewöhnlichen Form (so berichtete das Magazin The American Mercury 1958: „Während die amerikanischen Unternehmen Größe und PS-Leistung ihrer Automobile immer mehr steigern, bleibt es interessant, den Erfolg dieses wunderbaren kleinen Käfers aus Wolfsburg weiter zu verfolgen“), startete eine Werbeagentur eine Kampagne, in der gerade die geringe Größe des Autos als besonderer Vorteil herausgestellt werden sollte und in der das Auto den Spitznamen „Käfer“ erhielt.

Vom Käfer wurden über 21 Millionen Exemplare weltweit verkauft und er wurde zum Symbol der Erneuerung Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Der letzte Original-Käfer rollte 2003 vom Band.

Volkswagen ist allerdings seit ein paar Wochen aufgrund einer anderen Kampagne ständiges Gesprächsthema in den Medien. Die Webekampagne des Autoherstellers für die niedrigen Emissionswerte seiner Autos auf dem US-Markt führte zum sogenannten „Dieselskandal“, denn der deutsche Autoriese musste zugeben, dass er in einige Autos Vorrichtungen eingebaut hat, die erkennen, wann sich das Auto auf dem Prüfstand befindet und die Messergebnisse dann so verändern, dass sie günstiger als im Straßenbetrieb sind. Den Berichten zufolge waren die Stickstoffemissionen auf der Straße 40 Mal höher als in den USA erlaubt. Der Skandal betrifft weltweit etwa 11 Millionen Autos, die mit der so genannten ‚Betrugssoftware‘ ausgerüstet sind.

Es bleibt abzuwarten, wie hart dieser Skandal Deutschlands größten und den weltweit zweitgrößten Autohersteller (VW hat Fabriken in 31 Ländern und seine Autos werden in 153 Ländern auf der ganzen Welt verkauft) letztendlich treffen wird und wie sich der Skandal auf den weltweiten Dieselfahrzeugmarkt auswirkt. Aber die Antwort darauf dürfte wohl unsere Liebe zum Kultauto Käfer nicht schmälern.