13.12.2011

Zu Besuch bei EVS Translations – Interview mit einer rasenden Reporterin

Auszug aus dem Bericht “In 90 Tagen um die Haniel- Welt” der “Rasenden Reporterin”:

Fast jeden Tag schicke ich eine E-Mail an meinen Ansprechpartner im Projekt-Management von EVS Translations. Und immer schreibt er mir zurück – obwohl wir uns gar nicht kennen. Er ist kein Brieffreund, sondern arbeitet bei EVS Translations GmbH. Das Übersetzungsbüro sorgt seit zwei Monaten dafür, dass auch die Kollegen im Ausland die Storys vom „speedy reporter“ lesen können. Jetzt bin ich neugierig geworden und will genau wissen, welchen Weg meine Berichte gehen, bis sie auf Englisch im Haniel Group Net stehen. Also: Auf ins hessische Offenbach.

In der Zentrale von EVS Translations angekommen, lerne ich meinen Ansprechpartner persönlich kennen. Entgegen meiner Erwartungen ist er nicht viel älter als ich. Auch sonst entspricht es überhaupt nicht meinen Vorstellungen von einem Übersetzungsbüro: Auf seinem Schreibtisch stapeln sich weder Dictionarys noch andere Bücher.

Do you speak Gälisch?

Bei ihm landen alle meine Aufträge. Er verteilt die Texte an die Übersetzer und achtet darauf, dass die vereinbarten Zeiten eingehalten werden und die Kunden zufrieden sind. Bei ungefähr 40 Übersetzungen am Tag hat er reichlich zu tun. Dabei ist nicht nur Englisch gefragt: „Wir bieten Übersetzungen in 123 Sprachen an, darunter Aserbaidschanisch, Gälisch und Kurdisch. Unser Spezialgebiet sind Geschäftsberichte. Über 50 haben wir im vergangenen Jahr übersetzt – darunter auch ,Enkelfähig von Haniel’, erzählt er beim Rundgang durch die Büros.

Dabei fällt mir die Ruhe besonders auf. Die Mitarbeiter sitzen meist in Zweier- oder Einzelbüros, damit Sie die Texte ungestört übersetzen können. Leider ist „mein“ Übersetzter heute nicht da – er hat Urlaub. Ein Kollege in Nottingham springt für ihn ein. So reise nicht nur ich durch die Gegend, sondern auch meine Texte. Jeden Tag einmal UK und zurück!

Hier korrigiert der Chef persönlich

Einer kennt meine Texte hier besonders gut: „In 90 Tagen um die Haniel-Welt“ ist Chef-Sache – Geschäftsführer und Firmengründer Edward Vick korrigiert die englische Version meiner Berichte. „Ich lese die Texte sehr gerne, sie sind eine willkommene Abwechslung zu den meist sehr zahlenlastigen Übersetzungen, die ich sonst so auf den Tisch bekomme.“, erzählt Vick. Der Firmenchef kontrolliert Inhalt und Rechtschreibung der Übersetzungen für Haniel und achtet darauf, dass das Haniel-Wording eingehalten wird. „Für Unternehmen ist es sehr wichtig, dass ihre Veröffentlichungen immer im selben Tonfall geschrieben sind und das gleiche Vokabular benutzt wird. In einer Firma ist der Chef im Englischen beispielsweise chairman of the board, in der nächsten managing director. Wir müssen sicherstellen, dass immer derselbe Begriff benutzt wird“, so Vick. Dazu erstellt EVS für jeden Kunden ein Glossar aus dem Vokabular vergangener Übersetzungen. In einem Computerprogramm wird festgelegt, welche Begriffe wie übersetzt werden sollen: In meinem Fall „Rasende Reporterin“ als „speedy reporter“. Das Glossar ist bei meinen Texten allerdings keine große Hilfe. „Da Sie sehr frei und abwechslungsreich schreiben, findet das Programm kaum Übereinstimmungen zu den Texten, die schon von Ihnen übersetzt wurden“, meint der EVS-Chef.

Simultane Korrektur

Das Postfach von Vick meldet mit einem „Ping“, dass gerade die Übersetzung zu meinem Text „Bei Haniel in Düsseldorf“ aus Nottingham angekommen ist. So habe ich die Chance, Vick bei seiner Korrekturarbeit einmal über die Schulter zu schauen. Er liest dabei doppelt: Ein spezielles Programm zeigt ihm meinen deutschen und den übersetzten englischen Satz untereinander an. „Ich kann so sehen, ob auch der Sinn stimmt. Im Englischen kann der Satz wunderschön, inhaltlich aber ganz falsch sein. Manche Dinge können unsere Muttersprachler nicht verstehen, wie Wortspiele oder Bezüge auf tagesaktuelle Geschehnisse aus Deutschland. Da springe dann ich ein“, erklärt Vick. „Eine Übersetzung bedarf auch einer gründlichen Recherchearbeit. Deutsche Wortungetüme wie ‚Bohrbetriebsleitung‘ muss der Übersetzer erst mal verstehen, bevor er ein englisches Wort dafür findet.“ Wenn der Übersetzer aber ein Wort gar nicht kennt, markiert er es für den Korrektor, anstatt zu viel Zeit mit der Wortsuche zu verschwenden. Heute hat Vick nicht viel zu beanstanden. Er verbessert einen Rechtschreibfehler und nimmt eine kleine Änderung vor. „Journalistische Texte wie Ihre sind bei den Übersetzern heiß begehrt – sie lassen Raum für Kreativität. Bei Finanzberichten sind Interpretationen unmöglich.

Ein guter Übersetzer braucht Jahre bis er sich vom Text etwas lösen und frei übersetzen kann“, so der Engländer. „Das wichtigste für unseren Beruf ist aber die Leidenschaft für Sprachen“. Mit einem Klick schickt Vick den Text an mein Postfach. Sekunden später ist die Übersetzung am Franz-Haniel-Platz abrufbar – ich hingegen muss erstmal in den Zug steigen.

Stand vom: 05.10.2011
Inhaltsverantwortlicher: Liebert, Jennifer