14.05.2019

Wedge – Keilabsatz

„Ich habe mit Kork aus Sardinien experimentiert und einzelne Korkstücke solange zusammengepresst, verklebt, fixiert und in Form geschnitten, bis der Zwischenraum von Sohle und Absatz vollständig ausgefüllt war.“ – Salvatore Ferragamo

Wedge – Keilabsatz – Wort des Tages – EVS Translations
Wedge – Keilabsatz – Wort des Tages – EVS Translations

Schuhe mit Keilabsatz (auch Wedges genannt) erfreuen sich großer Beliebtheit – besonders bei denjenigen, die beim Tragen von Stilettos schon einmal gestolpert oder gestürzt sind. Unabhängig von Jahreszeit, Stil oder Trend können die passenden Wedges jedem Outfit das gewisse Etwas verleihen. Angesichts dieser Wandelbarkeit mag es vielleicht überraschen, dass die Idee, diese schlichte Form bei Schuhen anzuwenden, gar nicht so alt ist, wie der Begriff und das zugrundeliegende Konzept angesichts des deutlich früheren Einsatzes beim Bau ägyptischer Pyramiden vermuten lassen könnten. Begeben wir uns auf eine Reise durch die Geschichte des Begriffs Wedge.

Der Begriff wedge, der sich aus der altenglischen Form wecg entwickelte, wurde – ebenso wie das altnordische Wort veggr und das althochdeutsche Wort weggi – von dem proto-germanischen Wort wagjaz abgeleitet, dessen Ursprung wiederum unbekannt ist und das vermutlich mit dem lateinischen Wort vomer, „Pflugschar“, verwandt ist. Zu Zeiten seines erstmaligen Auftauchens um 725 im Corpus Glossary, einem angelsächsischen Glossar, in denen man versuchte, lateinische Begriffe mit entsprechenden Begriffen des Altenglischen in Zusammenhang zu setzen, war unter „Cuneus, waecg (wedge)“ ein Stück aus Holz, Metall oder einem anderen harten Material zu verstehen, das von einem breiten Ende zu einer Spitze am anderen Ende zuläuft.

Das Wort Wedge bzw. Keil, das ein bewegliches/tragbares Teil mit schiefer Ebene bezeichnet und zu den sechs klassischen einfachen Maschinen zählt, selbst ist älter als die Schriftsprache. Ohne zu tief in die Wissenschaft abzutauchen, kann man sagen, dass die Schneidfähigkeit eines Messers und die Fähigkeit der Axt zum Spalten von Holz auf dem Grundprinzip des Keils beruhen und dieser das Anheben schwerer Gegenstände mit geringerem Kraftaufwand ermöglicht. Im Zeitalter der Pyramiden wurden Keile zunächst genutzt, um die für ihren Bau erforderlichen Steine zu schneiden und zu formen und sie anschließend mithilfe der schiefen Ebene mit geringerem Kraftaufwand in Position zu bringen.

Doch diese allgemeinen Eigenschaften werden nicht notwendigerweise auch mit Schuhe assoziiert. Was diesen Begriff tatsächlich mit Schuhen in Verbindung bringt, ist die Form. Ab 1821, als er im Werk Adonais: an elegy on the death of John Keats von Percy Bysshe Shelley auftauchte („One keen pyramid with wedge sublime, Pavilioning the dust of him who planned This refuge for his memory.“), kam es zu einem Wandel von der wörtlichen hin zu einer strukturellen Bedeutung aufgrund der allgemeinen äußeren Erscheinung.

Die Geschichte dieses Schuhs ist auch die Geschichte des italienischen Schuhdesigners Salvatore Ferragamo. Der Designer, der sich in den 1920er-Jahren aufgrund seiner Designs und Qualitätsarbeit einen Namen als „Schuhmacher der Stars“ gemacht hatte und versuchte, Schuhe herzustellen, die ebenso elegant wie bequem sind, konnte die Marktnachfrage nicht befriedigen, und da er ohne qualifizierte Schuhmacher nicht in der Lage war, den Marktbedürfnissen zu entsprechen, zog er nach Italien und führte seine Schuhproduktion in Florenz fort. Infolge wirtschaftlicher Sanktionen im Zuge des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs war Ferragamo aufgrund der Knappheit der traditionellen Materialien gezwungen, mit alternativen Materialien wie Kork, Stroh, Filz und Holz zu experimentieren. Aufgrund seiner Strapazierfähigkeit und seines geringen Gewichts machte Kork das Rennen: doch dieser neue Schuhstil bot neben der „keilförmigen Absatzerhöhung“ mehr Halt und Komfort für den Fuß und zugleich mehr Stabilität als ein schmaler Absatz.

Die im Jahr 1938 von der Herzogin Visconti di Modrone eingeführten Wedges von Ferragamo erfreuten sich innerhalb weniger Wochen größter Beliebtheit. Der Begriff fand im darauffolgenden Jahr (1939) in Mary Brooks Pickens The Language of Fashion, definiert als: „Wedge-soled, having a wedge-shaped piece making a solid sole, flat on the ground from heel to toe“ (Keilabsatz, keilförmiger Absatz, der eine feste Sohle bildet und zu den Zehen hin flach zuläuft), Einzug in den englischen Wortschatz.

Der Wedge entwickelte sich nicht nur innerhalb weniger Jahre nach seiner Einführung zu einem Klassiker, sondern konnte sich über die Jahre bewähren und große Berühmtheit erlangen. Seine Aufnahme in das Chambers’s 20th Century Dictionary (1959) lässt vermuten, dass der Begriff „Wedge“ von genauso vielen Menschen mit Schuhen wie mit dem Bau von Pyramiden in Verbindung gebracht wird.

Tagged as: