25.03.2015

Teil IIWas sind die „Zutaten“ für eine gute Übersetzung:die beruflichen Fertigkeiten des Übersetzers

Diese dreiteilige Reihe beschäftigt sich mit dem Rüstzeug für eine gute Übersetzung und mit der Arbeit eines Übersetzers. In Teil I ging es um die Frage, wie sich die sprachliche Kompetenz eines professionellen Übersetzers von der eines unerfahrenen Übersetzers unterscheiden kann. In Teil II geht es darüber hinaus um die beruflichen Fertigkeiten, nämlich wie ein Übersetzer seine sprachliche Kompetenz in der Praxis anwendet.

EVS Translations arbeitet nach der Norm EN-15038:2006, die besagt, dass ein Übersetzer seine beruflichen Fertigkeiten, die laut dieser Norm verlangt werden, durch mindesten eine von drei Voraussetzungen nachweisen muss:

  •  Weiterführende Studien der Translationswissenschaft (anerkannter Abschluss)
  • Gleichwertige Qualifikation auf einem anderen Spezialgebiet plus mindestens zwei Jahre praktische Erfahrung als Übersetzer.
  • Mindestens fünf Jahre praktische Berufserfahrung als Übersetzer.

Die Norm hebt besonders die praktische Berufserfahrung hervor und obwohl es sich von selbst versteht, dass ein Übersetzer ausgezeichnete sprachliche Fähigkeiten besitzen muss, kann das trotzdem nicht ausreichen, wenn er keine Erfahrung in der praktischen Anwendung dieser Fähigkeiten besitzt. Hier sind nur einige der Fertigkeiten, die ein professioneller Übersetzer besitzen sollte:

Er muss Texte von hoher Qualität unter hohem Zeitdruck anfertigen (Einhaltung von Fristen)

In der Übersetzungsbranche geht es meistens um die Einhaltung bestimmter Fristen oder Deadlines. Es ist eine Sache, Informationen effektiv aus einer Sprache in eine andere zu übertragen (wie bereits in Teil I besprochen). Eine ganz andere Sache ist aber, dies unter Zeitdruck tun zu können. Viele weniger erfahrene Übersetzer müssen sich angesichts knapper Lieferfristen geschlagen geben, aber ein professioneller Übersetzer kann innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens arbeiten und trotzdem eine hochwertige Arbeit abliefern.

Er muss versiert sein in der Anwendung computerunterstützter Übersetzungstools (CAT-Tools)

Übersetzungssoftware wird von Übersetzern angewendet, um eine einheitliche Terminologie zu gewährleisten. Hierfür steht eine Vielzahl von Softwarepaketen zur Verfügung und die einzelnen Sprachdienstleister entscheiden sich für unterschiedliche Anbieter, je nach ihren Anforderungen oder den Wünschen ihrer Kunden. Für einen Übersetzer ist es deswegen nichts Ungewöhnliches, nicht mehr in einem herkömmlichen „Word-Dokument”, das gewöhnlich eher für kleinere Projekte geeignet ist, sondern mit unterschiedlichen Softwareprogrammen zu arbeiten.

Er muss in der Lage sein, mit kundenspezifischen Stilvorgaben, so genannten Style Guides, Glossaren und anderen Referenzunterlagen zu arbeiten

Übersetzer müssen lernen, sich nach den Wünschen des Kunden zu richten. Einfach ausgedrückt heißt das: ein unerfahrener Übersetzer fertigt vielleicht einen Zieltext an, von dem er glaubt, dass er eine genaue Übersetzung des Ausgangstextes ist. Ein erfahrener Übersetzer dagegen zieht bei seiner Arbeit immer wieder kundenspezifische Style Guides und anderes Referenzmaterial zu Rate, das ihm vom Kunde überlassen wurde, weil er weiß, dass es bei einer Übersetzung nicht nur darum geht, das sie nicht „übersetzt“ klingt, sondern auch darum, welche Standard-Firmenterminologie der Kunde vorgegeben hat. Gelingt es nicht, die kundenspezifischen Style Guides, Glossare oder Referenzunterlagen korrekt in die Übersetzung einzubinden, so kann das unter Umständen sogar das Produkt-Branding betreffen, weil die von einem unerfahrenen Übersetzer verwendete Terminologie möglicherweise nicht mit anderen, vom Kundenunternehmen veröffentlichten Materialien übereinstimmt.

Die oben erwähnten Fertigkeiten können durch Berufserfahrung immer weiter perfektioniert werden und werden deswegen in der Industrienorm EN-15038:2006 besonders hervorgehoben. Klar ist, dass die Norm EN-15038:2006 einen fach- und sachkundigen Übersetzer nicht nur anhand der Zahl der Jahre definiert, die er eine fremde Sprache beherrscht, sondern anhand seiner fachlichen Qualifikationen und/oder soliden praktischen Berufserfahrung, und das aus einem ganz einfachen Grund: als Garantie für Qualität.

Ein Ausblick auf Teil III

Eine Zutat fehlt noch in unserem Rezept für eine Qualitätsübersetzung: das interne Übersetzungssystem. Teil III unserer Reihe beschäftigt sich daher mit der Frage, warum die richtige Umgebung einem Übersetzer dabei hilft, eine perfekte Übersetzung abzuliefern.