Wir alle kennen es: An einem kalten, verschneiten Tag möchte man sich einen zehnminütigen Kurzurlaub gönnen und sieht sich dafür ein Video von einem Tropenstrand voller Palmen mit behaglichem Wellenrauschen im Hintergrund an, aber … es ist einfach nicht dasselbe, wie tatsächlich dort zu sein. Sicher, man sieht die Bilder und man hört die Klänge, doch da sie lediglich auf einem kleinen Rechteck abgespielt werden, das umgeben ist von … nun, von der Realität, ist es recht schwierig, sich vorzustellen, wirklich dort zu sein. Doch die Zeiten ändern sich langsam (zum Glück!), und die Möglichkeit für eine zehnminütige echte Auszeit von der Realität könnte durch unser heutiges Wort Wirklichkeit werden: 360-Grad-Videoinhalt.
Um einen Eindruck davon zu gewinnen, was dieser Begriff beschreibt, wollen wir ihn zunächst in seine Bestandteile zerlegen. „360 Grad“ ist uns heute dank der antiken babylonischen Dynastie der Chaldäer als eine Beschreibung für einen Kreis geläufig, wird aber auch synonym für etwas verwendet, das „rundum“ geschieht. In dieser Bedeutung drückt es lediglich ein erfasstes Gesamtbild des Umgebungsgeschehens aus.
Was genau in unserem Fall rundum erfasst wird, beschreibt das vom lateinischen Verb „videre“ (sehen) abstammende Nomen „Video“, welches im heutigen Gebrauch alles bezeichnet, was mit der Aufzeichnung, Wiedergabe oder Verwendung bewegter Bilder zu tun hat. Im deutschen Sprachraum hielt es vor allem mit den technischen Neuerungen der „Videokassette“ und des „Videorecorders“ in den späten 1960er Jahren Einzug. Die Zeit vom 06.02.1970 etwa beschreibt einen im Vorjahr neu auf der Hannover-Messe vorgestellten „Video Recorder“, welcher – damals eine wahrhaft beeindruckende Neuerung – „als in Deutschland einziges Gerät in der Lage [war], gewöhnliche Fernsehsendungen aufzuzeichnen“.
„Inhalt“ schließlich beschreibt etwas „von einer Form Umschlossenes, Dargestelltes“ und ist seit dem 15. Jahrhundert neben dem älteren Begriff „in(ne)haltung(e)“ belegt, dessen Abkürzung (mit Ersatz von inne durch in) es möglicherweise darstellt. „Inhalt“ bezeichnet ursprünglich das in einem Schriftstück, einer Aussage oder einem Wort als Bedeutung Enthaltene, ist aber seit dem 15. Jahrhundert auch als mathematischer Ausdruck für eine als Raum- oder Flächenmaß ermittelte Größe belegt.
Zieht man all diese Bestandteile zusammen, ergibt sich daraus ein Gesamtwerk, das produziert wird, um seinem Endbenutzer ein immersives virtuelles Erlebnis zu bescheren, das sich quasi um ihn herum abspielt. Für diese Art von Aufnahme ist entweder eine Spezialvorrichtung mit mehreren Kameras oder eine omnidirektionale Kamera erforderlich, um so viele Winkel wie möglich zu erfassen. Die Aufnahmen der verschiedenen Kameras (oder Linsen) werden nach der Aufnahme virtuell zusammengesetzt und ihre Farben und der Kontrast so kalibriert, dass eine einzelne „Videokugel“ entsteht. Abhängig vom Bedarf oder den Anforderungen kann dieses Video so formatiert werden, dass das gleiche Bild für beide Augen wiedergegeben wird (monoskopische Wiedergabe) oder dass für jedes Auge ein eigenes, unterschiedliches Bild abgespielt wird, um Tiefe zu simulieren (stereoskopische Wiedergabe).
Für alle, die nicht persönlich vor Ort sein können, hält die Idee eines voll immersiven virtuellen Erlebnisses schier unendliche Anwendungsmöglichkeiten bereit, im Unterhaltungs- und Bildungsbereich ebenso wie im Reise- oder Schulungskontext. Im Business-Kontext allerdings entfaltet diese Art optisches und akustisches Rundum-Erlebnis bereits ihre Wirkung. Bei einer Vergleichsstudie von Magnifrye etwa wurde kürzlich festgestellt, dass 360-Grad-Videos im Vergleich mit herkömmlichen Videos „eine um 28,81 % höhere Zuschauerquote“ aufwiesen und dass „doppelt so viele Zuschauer das Video bis zum Ende schauten“. BusinessWire hat darüber hinaus Folgendes festgestellt: „Die Wirkung ist groß, sobald es um die Wiedererkennung der Marke geht: Auf Smartphones nahm die Kaufabsicht der Verbraucher um 7 % zu, und im Vergleich mit herkömmlicher Videowerbung stimmten 12 % mehr Zuschauer zu, dass die Marke ‚eine einzigartige Geschichte‘ zu erzählen hatte.“
360-Grad-Videoinhalte ermöglichen gehaltvolles, immersives Storytelling, verbessern die Nutzerbindung und sorgen für höhere Lead-Conversion. Hier erhalten Sie ein paar Tipps für Ihre interaktive globale Videomarketing-Kampagne.
