20.06.2017

Annehmlichkeit

Annehmlichkeit – Wort des Tages - EVS Translations
Annehmlichkeit – Wort des Tages – EVS Translations

Wenn man genau darüber nachdenkt, unterscheiden sich Immobilien nur unwesentlich, egal, ob sie zum Wohnen, für Gewerbezwecke oder als Verkaufsfläche genutzt werden. Eigentlich sind es doch einfach nur Gebäude: kaum mehr als eben Wände, Böden und ein Dach. Abgesehen von ihrer Nutzung ist das, was eine Immobilie wirklich von anderen unterscheidet, eines der wohl mächtigsten Instrumente im Immobiliengeschäft, und zufällig auch das heutige Wort des Tages – die Annehmlichkeit.

Ursprünglich vom Lateinischen amoenitatem abstammend, was soviel bedeutet wie ‘Herrlichkeit oder Freundlichkeit’, definieren wir unser Wort einfach als die Eigenschaft, gefällig oder angenehm zu sein.

Aus Immobiliensicht ist eine Annehmlichkeit (oder, im Plural, Annehmlichkeiten) jeder Aspekt einer Immobilie, der als Vorteil betrachtet werden kann und in der Lage ist, den Wert einer Liegenschaft zu erhöhen.

Betrachtet man die verschiedenen Standorte, so kann eine Annehmlichkeit etwas Materielles wie ein Swimming Pool sein, ein Gästezimmer oder ein Parkplatz, die Nähe zu Parkanlagen und Restaurants, oder auch aus Faktoren bestehen wie einer geringen Kriminalitätsrate oder nahegelegenen Bus- und Bahnanschlüssen.

Natürlich möchten wir alle so viele Annehmlichkeiten haben, wie wir kriegen können. Das Problem liegt allerdings darin, die Grenzen von Annehmlichkeiten zu kennen. Aus Sicht des potenziellen Immobilienkäufers wird sich stets die Frage stellen, welche Annehmlichkeiten man sich leisten kann und auf welche man bereit ist, zu verzichten – selbst die einfache Tatsache, alten Baumbestand auf dem Grundstück zu haben, kann den Wert einer Liegenschaft möglicherweise um 3-5 % oder mehr erhöhen.

Aus Sicht des Immobilienentwicklers oder –verkäufers hingegen stellt sich die Frage, welche Annehmlichkeiten angeboten werden können und ob sie das Geld wert sind. Die Investition in eine Küchen- oder Badrenovierung kann sich beispielsweise durchaus rentieren, wenn man sie auf den Gesamtwert der Immobilie aufschlägt. Der Mehrwert eines Wintergartens oder eines renovierten häuslichen Arbeitszimmers hingegen bringt nur schwerlich mehr als 50 % des investierten Geldes wieder ein.

Erstmals tauchte das Wort im Englischen Mitte des 15. Jahrhunderts in einer anonym aus dem Lateinischen übersetzten Version von Ranulf Higdens Polychronicon auf, auf Deutsch etwa: “Dieser Ort bot auch Annehmlichkeiten”. Ursprünglich bezog sich unser Wort auf die vorteilhaften Aspekte eines Ortes wie Klima, guter Boden, Jagdgründe usw.

Eine der ersten modernen Auslegungen des Wortes findet sich in der Ausgabe vom 8. Februar 1929 der Wochenzeitschrift Oxford Times, in der es zu einem Grundstückskauf frei ins Deutsche übersetzt heißt: “Die Zahlung von £ 88 für den Grundstückserwerb; die Zahlung von £ 250 als Entschädigung für den Verlust von Annehmlichkeiten und die Beeinträchtigung einer bestehenden Gartenanlage.”

Anhand dieser beiden Verwendungen und der Erfahrungen eines jeden, der schon mal mit Immobilien zu tun hatte, wird deutlich, dass, die Bausubstanz zwar wichtig ist, es aber die Annehmlichkeiten sind, die eine Immobilie attraktiv machen.