09.06.2016

Calamari

Calamari - Wort des Tages - EVS Translations
Calamari – Wort des Tages – EVS Translations

Im Internet lassen sich eine Menge Geschichten darüber finden, wie Essen Menschen zusammenbringt und wie die Liebe zu einem bestimmten Gericht eine Brücke zwischen ihnen sein kann. Leider gehören Calamari meist nicht dazu. Calamari ist der kulinarische Name für Tintenfisch, und entweder liebt man ihn oder man hasst ihn, anscheinend gibt es nichts dazwischen, und dabei haben wir die gefürchteten Fangarme noch nicht einmal erwähnt. Wir können Ihnen nicht versprechen, dass Sie nach dem Lesen unseres heutigen Wortes Calamari mehr lieben werden, aber zumindest werden Sie dann mehr darüber wissen.

Stellen wir uns zunächst einmal die Frage: wenn Tintenfisch und Calamari dasselbe sind, warum haben sie dann unterschiedliche Namen? Um es kurz zu machen, das weiß keiner so genau. Squid (Tintenfisch) ist ein Wort unbekannten Ursprungs und man glaubt, dass es die seemännische Variante von ‚squirt‘, spritzen, ist, wahrscheinlich wegen der tintenartigen Absonderungen, die dem Tintenfisch als Verteidigungsmechanismus dienen. Calamari ist dagegen eine vergleichsweise sinnvolle Bezeichnung: sie stammt direkt vom spanischen calamar und dem italienischen calamaro ab und ist eine Ableitung vom lateinischen calamarius, und das bedeutet ‚zu einem Stift gehörend‘. Der Vergleich mit einem Stift erklärt sich aus der Tatsache, dass die ungenießbare innere Struktur des Tintenfischs wie ein Schreibgerät aussieht, und weil das Tier außerdem „Tinte“ abgibt, rundet sich das Bild.

Calamari werden seit langem u. a. von Menschen, Haien und Pottwalen als Nahrungsquelle geschätzt. Zwar liegen keine Daten darüber vor, wie viele Calamari von Haien vertilgt werden (sie halten sich da bedeckt), aber der menschliche Verbrauch liegt bei ca. 3 Millionen Tonnen jährlich.

Abgesehen davon, dass sie in Küstenregionen jederzeit verfügbar sind und in Fischrestaurants Hauptbestandteil der Speisekarte sind, gibt es für den Verzehr wichtige ernährungsbedingte Gründe. Sie enthalten relativ viel Natrium und Cholesterin und ihr Proteingehalt lässt sich beispielsweise mit Rind- oder Schweinefleisch vergleichen. Zusätzlich liefern sie Vitamin B, lebenswichtige Spurenelemente, und Omega-Fettsäuren.

Bedenkt man, dass das Wort bis in die 1560er Jahre zurückreicht, ist es ziemlich überraschend, dass es erst 1826 erstmalig im Englischen auftauchte, und zwar in den Reminiscences des irischen Sängers und Komponisten Michael Kelly. Wahrscheinlich beschreibt er hier seine Zeit in Neapel und spricht von „Stewed veal, fried calamari, a roasted chicken.” Durch Werke wie French Country Cooking (1951) von Elizabeth David und Immanuel’s Land (1956) von Maurice Duggan wurden Calamari in der Englisch sprechenden Welt mehr und bekannt und beliebt, ganz zu schweigen von den Herkunftsländern im Osten/Pazifikraum.

Seitdem haben wir mehr erfahren über die verschiedenen Aromen, Geschmacksrichtungen und Konsistenzen, die in der Welt beim Genuss von Calamari beliebt sind. Wenn Sie sie also noch immer nicht besonders mögen, denken Sie daran, es besteht die Möglichkeit, dass Sie eines Tages doch noch Ihr Traumrezept finden.