14.06.2016

Lokalisation

Lokalisation - Wort des Tages - EVS Translations
Lokalisation – Wort des Tages – EVS Translations

Von dem früheren Sprecher des amerikanischen Repräsentantenhauses, Tip O’Neill, stammt bekanntlich die Aussage „Politik ist immer lokal“, während Fans der englischen schwarzen Komödie The League of Gentlemen über die Zeile „das ist ein lokales Geschäft für Menschen von hier, für Sie gibt es hier nichts” lachen. Ob man nun in Nashville, New York, oder Nottingham lebt und ob wir das nun zugeben wollen, oder nicht, es liegt in der menschlichen Natur, das Lokale anzunehmen und sich damit zu identifizieren und gegenüber dem nicht Lokalen immer etwas misstrauisch zu sein. Die Definition dessen, was „lokal“ eigentlich bedeutet, ist so vielfältig wie die jeweiligen Lokalitäten, aber der Gedanke, Dinge nach ihrer Lokalität zu definieren, bildet die Grundlage für unser heutiges Wort – Lokalisation.

Beginnen wir mit dem Wort selbst. Es stammt ursprünglich vom Altfranzösischen local, und dieses wiederum kommt aus dem Spätlateinischen localis, in der Bedeutung ‚zu einer Position gehörend‘, abgeleitet vom Lateinischen locus, ‚Ort‘. Setzen wir also unser Wort einmal zusammen. Wenn das Wort „lokal“ „eine bestimmte Position“ oder “bezogen auf eine bestimmte Position oder einen bestimmten Ort“ bedeutet, bedeutet das Suffix -ise „machen, dass etwas auf einen bestimmten Ort bezogen ist“ und unser vollständiges Wort, localisation ist das Hauptwort für diesen Prozess.

Wer Schwierigkeiten hat, das Konzept hinter der Bedeutung des zusammengesetzten Wortes zu verstehen, dem hilft vielleicht folgende Erklärung: der Versuch einer Lokalisation (oder ihr Fehlen) hat im internationalen Miteinander schon zu vielen Peinlichkeiten und Missverständnissen geführt, ganz besonders im geschäftlichen Umfeld.

Beispiel 1: Als sich Apple in den frühen 80iger Jahren, lange bevor es iPhones und iPads gab, entschloss, seine internationalen Geschäfte auszubauen, entwarf man eine internationale Tastatur für Europa, bei der aber nur Zeichen aus dem amerikanischen Englisch verwendet wurden. Angesichts der für bestimmte europäische Sprachen benötigten Sonderzeichen waren die Rechner hoffnungslos ungeeignet, was dazu führte, dass Apple die Produktion des europäischen Modells 1983 einstellte.

Beispiel 2: Als international aufgestelltes Unternehmen beschloss Starbucks, seine Präsenz in der größten europäischen Wirtschaftsnation, Deutschland, zu verstärken. Dem Kaffeegiganten war aber nicht bewusst, dass eines seiner Standardgetränke, der Latte, im Deutschen der umgangssprachliche Ausdruck für eine männliche Erektion ist. Dank der deutschen Kaffeeliebhaber endete diese Geschichte aber glimpflich, denn die Deutschen fanden die Assoziation lustig, und so blieb Starbucks ein mögliches PR-Desaster erspart.

Um derartige Fallgruben zu vermeiden und die Reichweite Ihrer Produkte in den globalen Märkten erheblich zu vergrößern sollten Sie sich an einen Lokalisations-Experten wenden.

Der erste bekannte Gebrauch unseres Wortes im Englischen stammt aus der Ausgabe von The Bury and Norwich Post vom 27. Mai 1812. Darin heißt es: „Henry Thornton.., after explaining..the solid and permanent benefits connected with this system of localization, concluded..by representing the several Auxiliary Societies as possessing claims to the warmest gratitude of the Meeting.” Im voranschreitenden Jahrzehnt wurde das Wort in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet 1826 zusätzlich im physiologischen Sinne gebraucht (und das wird es noch heute), und so hat es den Anschein, als wäre der Begriff für die meisten immer noch ein rein physischer oder geografischer.