06.08.2015

Crowdfunding

Crowdfunding - Wort des Tages - EVS Translations
Crowdfunding – Wort des Tages – EVS Translations

„Dieses Hin und Her mit Griechenland geht mir allmählich auf die Nerven“ sagte ein Brite und startete eine Crowdfunding-Kampagne, um Geld für die Entschuldung Griechenlands aufzutreiben. Er hatte ausgerechnet, dass jeder EU-Bürger, ausgenommen die Griechen selbst, etwas mehr als 3 Euro spenden müsste, um die aktuell fälligen Zinszahlungen an den IWF aufzubringen. Um die gesamten Schulden der Griechen abzuzahlen, müsste allerdings jeder EU-Bürger fast 550 EUR aufbringen. Aber die Chancen standen schlecht und er brachte es mit dieser Kampagne lediglich auf knapp 2 Millionen EUR von mehr als 100.000 Spendern.

Es war zwar eine Spende, doch gleichzeitig eine Art von Crowdfunding mit Belohnung, denn als Preis winkten Fresskörbe oder ein Urlaub in Griechenland, je nach Höhe des Beitrags. Natürlich war diese Kampagne eine Alles-oder-nichts-Spendenaktion, was bedeutet, dass sie nur dann zustande gekommen wäre, wenn das Ziel von 1,6 Milliarden erreicht worden wäre.

Europa wird kein schuldenfreies Griechenland über Crowdfunding erhalten, aber die Initiative war zu begrüßen und wurde mit einem neuen Ziel von 1 Million EUR neu gestartet, mit denen man junge Menschen in Griechenland auf ihrem Berufsweg unterstützen möchte.

Crowdfunding ist eine Möglichkeit, Geld zur Finanzierung privater Kampagnen aufzubringen und ist zu einer wichtigen Peer-to-Peer-Kredit- und Investitionsquelle geworden. Aus diesem Grund wurde das Wort in die Datenbank des Oxford English Dictionary aufgenommen, die zuletzt im Juni aktualisiert wurde.

Das Grundprinzip des Peer-to-Peer-Crowdfunding hat eine lange und reiche Geschichte. 1885 gelang es beispielsweise der US-Regierung nicht, die Mittel für den Bau des Sockels der Freiheitsstatue aufzubringen. Von einer Zeitung wurde daraufhin eine Kampagne gestartet, die Spenden von mehr als 160.000 Spendern zusammenbrachte.

Aber es ist der technologische Fortschritt in Verbindung mit einer Gesinnung des Social Sharing, die Crowdfunding zu seiner aktuellen Beliebtheit verhalf.

Zum ersten Mal hörte man von einem erfolgreichen Online-Crowdfunding im Jahr 1997. Damals finanzierte eine britische Rockband ihre Wiedervereinigungstournee mit den Spenden der Fans.

Ab Mitte der 2000er Jahre entstanden weitere Plattformen für Mikrokredite, die es Einzelnen erlaubten, sich Geld an den traditionellen Banken vorbei zu beschaffen und damit viele künstlerische und zweckbasierte Projekte zu unterstützen.

Der Begriff Crowdfunding wurde erst 2006 von Michael Sullivan geprägt, dem Gründer eines Zentrums für Videoblog-Events, die eine Finanzierungsmöglichkeit einschlossen. Die Plattform, die beschrieben wurde als „basierend auf Reziprozität, Transparenz, gemeinsame Interessen und vor allem die Finanzierung durch die Masse“ erwies sich als Fehlschlag, aber der Begriff des Crowdfunding war geboren. Wenige Jahre später war der Begriff bei den Massen angekommen, als nämlich die Plattform Kickstarter die Finanzierung kreativer Business Startups förderte.

Heutzutage scheinen täglich neue Crowdfunding-Plattformen zu entstehen und die Vielfalt der Finanzierungskampagnen ist beeindruckend: Individuelle Projekte, Wohltätigkeit, Medizin, Künstler, Bildung, Wissenschaft, Politik, Grundstückserschließung, Startups auf verschiedenen Entwicklungsstufen und Produkteinzelhandel. Ganz gleich, ob es um den Traum einer Person geht, die Welt mit ihrem Hund zu bereisen, oder um ein mehrere Millionen teures technisches Produkt, Crowdfunding ist zu einem immer beliebteren Weg geworden, die Lücke der modernen Finanzierungsmodelle zu schließen.