17.12.2012

Die letzte Tochter des Waldes: Minderheitensprachen im Fokus

Viele Minderheitensprachen sind bedroht und vielleicht keine mehr als die der Kusunda, die Sprache der kleinsten ethnischen Gruppe in Nepal
Viele Minderheitensprachen sind bedroht und vielleicht keine mehr als die der Kusunda, die Sprache der kleinsten ethnischen Gruppe in Nepal

Laut „Ethnologue“, dem am häufigsten referenzierten linguistischen Katalog, werden 6 Prozent der Weltsprachen von mindestens einer Million Menschen gesprochen. Das entspricht insgesamt sechseinhalb Milliarden Menschen oder 94 Prozent der Weltbevölkerung. Für weniger prominente Sprachen verhält sich die Statistik umgekehrt. Die restlichen 94% der Sprachen – das entspricht über 6.000 – werden von nur 6 Prozent gesprochen.
Viele dieser Minderheitensprachen sind bedroht und vielleicht keine mehr als die der Kusunda, die Sprache der kleinsten ethnischen Gruppe in Nepal. Die Kusunda sind auch als „Ban Rajas“ (Könige des Waldes) bekannt. Ursprünglich Nomaden, wurde der Stamm gewaltsam zerschlagen, als ihre Heimat durch die Abholzung der Wälder verschwand.

Nach und nach hat sich der Stamm aufgelöst. Nun gibt es nur noch eine eingeborene Kusunda, die 75-jährige Gyani Maiya Sen. Sie verließ den Wald im Alter von zehn und ist nun Gegenstand der fieberhaften Aufmerksamkeit von Linguisten, die  versuchen, ihre Sprache zu dokumentieren, bevor es zu spät ist.
Selbst wenn man von kulturellen Argumenten absieht, gibt es gute wirtschaftliche Gründe dafür, Minderheitensprachen zu bewahren. Etwa 75 Prozent der pflanzlichen Drogen, die heute im Einsatz sind, wurden von Heilern der Eingeborenenstämme entdeckt. Ihre Methoden könnten als primitiv angesehen werden, aber von ihrem Wissen über natürliche Heilmittel haben wir alle profitiert. Eben dieses Wissen wird durch Sprachen übermittelt, die nun Gefahr laufen auszusterben.

Doch es gibt Anlass zu Optimismus. In Namibia nutzen die Dorfältesten mobile Technologien, um ihre jüngeren Generationen zu erreichen. Die Forschung zeigt, dass junge Menschen sich oft im Alter zwischen 16 und 25 entscheiden, ob sie ihre Muttersprache pflegen oder nicht. Die Ältesten des Stammes Herero haben ihre Kinder ohne Hoffnung auf deren Wiederkehr in Städte ziehen sehen. Jetzt arbeiten sie Seite an Seite mit Wissenschaftlern aus Dänemark am Aufbau einer Sprach-App, unter Zuhilfenahme von mobilen Tablet-PCs.
Ein noch erfreulicherer Trend zeichnet sich unter vielen jungen Menschen ab – sie übernehmen selbst die Verantwortung für ihre eingeborene Muttersprache. Auf den Philippinen bewahren Teenager die regionalen Sprachen wie Kapampangan und Huave durch die häufige Nutzung in Textnachrichten und junge Chilenen posten Videos auf YouTube in Huilliche, einer Sprache, die schon auszusterben schien. Nun können Sprecher des Huilliche mit der Welt kommunizieren.

Durch die Verbindung von traditioneller Linguistik und moderner Technologie in diesen Projekten, fühlt sich EVS Translations angesprochen. Das Projektmanagement unserer Übersetzungsbüros nutzt state-of-the-art Formatierungs- und Translation Memory-Software und setzt nur erfahrene Übersetzer ein. Diese Kombination liefert die besten Ergebnisse für Kunden aller Branchen. Die Bewahrung traditioneller Fertigkeiten durch moderne Methoden funktioniert. Sie funktioniert für uns, sie funktioniert für unsere Kunden und kann auch für die Welt der Eingeborenensprachen funktionieren.

Gyani Maiya Sen ist Mutter und Großmutter, aber ihr Sohn und ihre Tochter standen der Kusunda-Sprache mit Ablehnung gegenüber, weil sie glaubten, dass diese ihre Zweckmäßigkeit verloren hat. Die Enttäuschung, die Sen als Elternteil empfand, muss dadurch verstärkt worden sein, dass sich als die Jahre vergingen kein weiterer Muttersprachler mehr für ein Gespräch finden ließ. Aber nun könnten Kusunda mit Kapampangan, Huave und Huilliche durch eine neue Generation gerettet werden.
Die Worte der letzten Tochter des Waldes mögen nun doch überleben.