Wie schafft es ein so einfacher Gegenstand wie ein Reifen, so viele Menschen über so lange Zeit zu begeistern? Bereits seit vielen Jahrhunderten erfreuen sich Menschen auf der ganzen Welt an Reifen, sei es bei den Stammestänzen der Ureinwohner Nordamerikas, in der rhythmischen Gymnastik, im Zirkus oder in jüngster Zeit einfach um fit zu bleiben. In dem Buch von Joseph Strutt, The sports and pastimes of the people of England (1801) gibt er eine kurze Beschreibung des Reifenspiels als Freizeitbeschäftigung: „Einen Reifen zu trudeln ist eine Freizeitbeschäftigung unklaren Ursprungs, die aber derzeit sehr in Mode ist, besonders in London, wo die Jungen mit ihren Reifen auf den öffentlichen Straßen herumlaufen und manchmal für die, denen sie in die Quere kommen, ein großes Problem darstellen”. In dem Roman Dombey und Sohn von Charles Dickens (1848) erwähnt er ebenfalls dieses beliebte Spielzeug: „Heute Nacht konnten alle in Mr. Dombeys Haus tiefer und entspannter schlafen…Die Morgensonne weckt das alte Haus, das sich wieder ganz so wie früher zur Ruhe begeben hatte. Kinder mit rosigen Wangen laufen gegenüber mit ihren Reifen vorbei”.
Aber warum wurde aus dem Reifen ein Hula-Reifen? Es waren britische Seefahrer, die im 19. Jahrhundert in Hawaii die Hula-Tänze der Hawaiianischen Frauen sahen. Die Hüftbewegungen waren ähnlich wie bei den Reifenspielen, bei denen der Reifen um verschiedene Körperteile gedreht wurde, und so brachten sie den Begriff Hula-Hoop mit nach Hause.
Seit damals war das Interesse am Hula-Reifen als Hobby schwankend. In einem Artikel in Times Literary Supplement von 1958 stellt ein Journalist fest: „Reifen, auch die sehr alten Ursprungs, waren praktisch aus den Geschäften und Straßen verschwunden, bis sie plötzlich mit der Hula-Welle in neuer Form wieder auftauchten”. Als Wham-O, ein kalifornischer Spielzeughersteller, der Welt die bunten Kunststoff-Hulareifen bescherte, wurde dieses Spielzeug erneut zu einem beliebten Zeitvertreib für Kinder. Aber das hielt nicht lange an. 1973 berichtete der Daily Telegraph, dass nur wenige Spielzeuge so lange in Mode blieben, wie das JoJo. Der Hula-Reifen und die wenig vermissten Klacker-Kugeln sind Beispiele, die Erfolg hatten, aber sehr bald vergessen waren” (6. Apr.)
Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass der Hulareifen noch nicht ganz vergessen ist. Er feiert gerade sein Comeback, und das nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen. Glaubt man den Fitnessexperten, dann verbrennt man zwischen 400 und 600 Kalorien, wenn man einen solchen Reifen eine Stunde lang um seine Taille schwingt. Es ist also kein Wunder, dass der Hula-Reifen sich erneut großer Beliebtheit erfreut. Mit diesem Reifen aus glitzerndem oder neonfarbigem Polypropylenrohr kann man eine Kleidergröße verlieren und zu ungeahnter Form im Hüftwackeln auflaufen. Da kann das Jojo einpacken! Zurück im Rampenlicht und in den Magazinen schwärmen Promis wie Kelly Osborne geradezu von ihrem Hula-Hoop-Training: „Im Moment bin ich begeistert von Hula-Hoop…5 Minuten morgens, 5 Minuten abends…in 5 Tagen ist meine Taille schon 5 Zentimeter dünner geworden!’ (Daily Mail, 22. Jan. 2013).
Neue Fitnesstrends kommen und gehen – und das gilt auch für manche Wörter in unserer Sprache: mit dem neuen Trend fiel das Word ‚Hula‘ einfach weg. Stattdessen sagt man jetzt einfach ‚Hooping‘, das ist viel trendiger und einfacher. „Hooper“, wie die Amerikanerin Rachael Lust, rocken jetzt die Fitnesswelt. Also weniger Reifentrudeln und rosige Wangen und mehr sensationelle Tricks und Power-Workouts!
