29.07.2014

Kitsch

Kitsch - Wort des Tages - EVS Translations
Kitsch – Wort des Tages – EVS Translations

Der Begriff „Kitsch” wurde erst vor Kurzem erfunden. Er tauchte zuerst in einem deutschen Gedicht des Jahres 1878 auf und diente zur Beschreibung eines Gemäldes von fragwürdiger Qualität.  Linguisten vermuten, dass der Begriff ursprünglich von dem englischen Wort „sketch” (Skizze, Zeichnung) abgeleitet wurde, das sehr häufig von reichen amerikanischen und britischen Touristen verwendet wurde, die Ende des 19. Jahrhunderts durch Europa reisten und auf der Jagd nach altertümlicher Kunst waren, jedoch nur allzu oft schlechte Bilder von deutschen Flohmärkten mit nach Hause brachten.

Nach seiner ersten Erwähnung um 1870 vergingen weitere 50 Jahre, bis das Wort Kitsch Einzug in die englische Sprache hielt. Zum ersten Mal wurde das Wort Kitsch in einem Brief von Brian Howard, einem extravaganten Dichter, Mitglied der Eton Arts Society und Vorbild für Anthony Blanche in Brideshead Revisted, verwendet. Howard schreibt, dass er eine angenehme Woche mit „Reiten, dem Jagen von Hunden und dem Hören von „Kitsch” im Radio” verbracht habe. Wie es bei relativ neuen Wörtern im Englischen häufig der Fall ist, wurde der Begriff bei seiner erstmaligen Verwendung zunächst in Anführungszeichen gesetzt. Der Großbuchstabe „K” weist darauf hin, dass das Wort direkt der deutschen Sprache entstammt. Kitsch bahnte sich unaufhaltsam den Weg in die englische Sprache. Der wahrscheinlich wichtigste Schritt, um das Wort fest auf der linguistischen Landkarte zu verankern, war ein Artikel des amerikanischen Kunstkritikers Clement Greenberg mit dem Titel Avant-Garde und Kitsch (veröffentlicht 1939). Dieser Artikel handelt im wahrsten Sinne von Kitsch, denn das Wort kommt in dem Artikel 53 Mal vor.

Greenberg definierte Kitsch als „ein Produkt der industriellen Revolution, das die Massen Westeuropas und Amerikas urbanisierte” und nennt dann zahlreiche Beispiele für Kitsch, darunter Hollywood-Filme, Stepp-Tanz, Titelblätter von Magazinen und Werbung. Greenberg schreibt weiter, dass „Kitsch außer Geld offenbar nichts von seinen Kunden verlangt – nicht einmal ihre Zeit.”