11.06.2015

Pastete

Pastete - Wort des Tages - EVS Translations
Pastete – Wort des Tages – EVS Translations

Wenn Sie zwischendurch schnell etwas essen möchten, gefüllte Teigtaschen mögen, oder nach einer durch und durch kornischen Speise suchen, werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf die Pastete treffen. Sie gilt nicht nur als typisch kornisch, sondern ist mehr als nur das traditionelle Gegenstück des modernen Hamburgers. Neben Fleisch, Kartoffeln, Steckrübe (auch als Rübe oder Kohlrübe bezeichnet), Zwiebeln und Gewürzen, umhüllt von einem Teigmantel, hat dieses Essen zum Mitnehmen 2 Zutaten, die vielen seiner modernen Konkurrenten fehlen: Geschichte und Identität.

Das Wort Pastete stammt von dem anglonormannischen paste und dem altfranzösischen pasté, beides bedeutet Teig oder Pastete. Pasteten sind heute für jedermann zu haben und nichts außergewöhnliches, doch anfänglich galten sie als ein Essen der „Oberen Zehntausend”. Eine der ersten Erwähnungen einer Pastete findet sich in der Herrscherzeit von Heinrich III, der im 13. Jahrhundert der Stadt Great Yarmouth ein Privileg gewährte und sie daraufhin anwies, ihm (über den Schultheiß von Norwich und den Lord von East Carlton) „einhundert Heringe, eingebacken in vierundzwanzig Pasteten” zu schicken. Nicht einmal die Angehörigen der königlichen Familie konnten der verführerischen Pastete widerstehen, wie aus einem Schreiben eines Bäckers von Heinrich VIII an Jane Seymour hervorgeht, in dem er schreibt: „…hoffe, dass diese Pastete in einem besseren Zustand bei Ihnen eintrifft, als die letzte.” Neben der Gunst der Wohlhabenden finden sich in Lord Berners Übersetzung von Froissart’s Chronicles (1525) des Hundertjährigen Kriegs einige Varianten von Füllungen. Er spricht über „Pasteten mit Lachs, Forelle und Aal.”

Im Laufe der Zeit und mit der industriellen Revolution wurde die Pastete auch in der Arbeiterklasse populär. Nirgends war ihre Beliebtheit so offensichtlich wie in Cornwall, dessen wirtschaftlicher Aufschwung vom Zinnabbau bestimmt war. Für die Bergleute war die Pastete eine vollständige Mahlzeit, die sie leicht mitnehmen und ohne Besteck verzehren konnten und die sich (z.B. auf einer Schaufel über einer Kerze) leicht erwärmen ließ.

Die Zeiten der industriellen Revolution und die Tage, in denen in Cornwall in großem Maßstab Zinn abgebaut wurde, sind längst vorbei, doch die Hektik des modernen Lebens hat die Nachfrage nach der Pastete noch verstärkt. Das hat aber auch dazu geführt, dass die Pastete heute außerhalb von Cornwall als Massenprodukt hergestellt wird. Weil sie fürchteten, dass das wohl typischste Gericht Cornwalls nach und nach an Identität verliert, haben kornische Erzeuger 2011 erfolgreich ein Gesetz für eine ‚Geschützte geographische Bezeichnung‘ durchgesetzt. Ob nun ein Echtheits-Logo auf der Verpackung den Erzeugern in Cornwall hilft oder sich der Produktionsstandort nicht kornischer Erzeuger dadurch ändert, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: vom König bis zum Bettelmann, unabhängig von Position oder Beruf, sind Pasteten sozusagen ‚Liebe auf den ersten Biss‘….vielleicht mit Ausnahme von Aal.