13.08.2019

Souvenir

Souvenir – Wort des Tages – EVS Translations
Souvenir – Wort des Tages – EVS Translations

Als aufmerksame Menschen lieben wir es, uns an Dinge zu erinnern, besonders an die wichtigen Ereignisse in unserem Leben. Geburt, Tod, Heirat, Taufe, Schulabschluss, oder auch ein ganz besonderer Urlaub, wichtige Ereignisse verdienen es, dass man sich an sie erinnert. Unser heutiges Wort kann eine bloße Erinnerung an etwas sein, aber meistens verbindet man damit einen bestimmten Gegenstand, beispielsweise ein Konzertprogramm, eine Miniatur-Freiheitsstatue aus Plastik, einen Cowboyhut oder ein T-Shirt, und für viele Menschen sind diese Dinge fast ebenso wichtig, wie das Ereignis selbst, und zwar wegen ihres Symbolcharakters. Werfen wir mit unserem heutigen Wort doch einmal einen Blick auf diese nutzlosen Kleinigkeiten, ohne die es offenbar einfach nicht geht (denn sie liegen haufenweise in unseren Zimmern, in Kommoden, auf Regalen und auf Kaminsimsen herum), die Souvenirs.

Unser Wort souvenir bedeutet ‚Andenken oder Erinnerung‘, oder es ruft eine solche wach – und wie Sie vielleicht schon an der Schreibweise erkannt haben, ist es ein französisches Wort, nämlich ein direktes Lehnwort vom altfranzösischen souvenir, ‚erinnern oder in den Sinn kommen‘. Sein eigentlicher Ursprung ist der lateinische Begriff subvenire, was wörtlich übersetzt ‚von unten hochkommen‘ bedeutet, aber als ‚erinnern‘ verstanden werden kann.

Die menschliche Eigenart, Ereignisse zu kennzeichnen oder kleine wertlose Gegenstände, Erinnerungsstücke und Andenken aufzubewahren, die an besondere Momente erinnern, gibt es schon lange, und so mag es überraschen, dass die erste Verwendung des Begriffs im Englischen erst etwa 250 Jahre zurückliegt. Die erstmalige Erwähnung ist in einer Sammlung der Selected Letters (1857) des englischen Schriftstellers, Historikers und Politikers Horace Walpole zu finden, wo er den Begriff in Zusammenhang mit einer Erinnerung 1775 in folgendem liebenswürdigen Satz gebrauchte: “You have always been so good to me, Madam, and I am so grateful that if my souvenirs were marked with cups, there would be many more than mile-stones from hence to Ampthill.”

Ein Jahr später wurde der Begriff erstmals für einen bestimmten Gegenstand verwendet, der als Erinnerung an eine Person, einen Ort oder ein Ereignis aufbewahrt wurde, sonderbarerweise in einem Auktions-Katalog von 1776 mit dem Titel A Catalogue of the Genuine Stock in Trade of the Late Mr. John Frankland, wo es hieß: “A souvenir mounted in gold.”

Das Ende der ersten industriellen Revolution und der Beginn des Viktorianischen Zeitalters, mit dem in den 1840iger Jahren der Gedanke der Freizeit und der Erholung aufkam, brachten es mit sich, dass sich Menschen eine Auszeit von ihrem Alltagsleben nehmen konnten, um sich an einen anderen Ort zu begeben und zu entspannen. Kein Wunder also, dass es für unser Wort jetzt neue Anwendungsmöglichkeiten gab. In der Ausgabe von The Musical World vom 20. Januar 1842 wird unser Wort als Verb verwendet, hierbei geht es um das Erinnern an eine Aufführung: “We were not hitherto aware that there was anything worth souveniring in Monpou’s wishy-washy opera.” Nur knapp ein Jahr danach war die in Philadelphia erscheinende Zeitung The North American and Daily Advertiser die erste Publikation, in der die Herstellung von Waren für Souvenirs erwähnt wurde. Hier hieß es am 13. Mai 1843: “Silk and shell souvenir card cases inlaid with pearl.”

Und zu guter Letzt beschreibt der Begriff diejenigen, für die die Jagd nach Souvenirs (zum Kaufen oder Mitnehmen) quasi zur Religion geworden ist, die Souvenirjäger, erstmalig so bezeichnet in der wöchentlich erscheinenden britischen politischen Zeitschrift, The Spectator, vom 15. November 1862. Hier beklagte man sich über Folgendes: “No sooner had the Exhibition been turned into a bazaar than this army of souvenir-hunters came flocking into the building.” Viel später, nämlich 2017, ergab eine Online-Umfrage, dass bei einem typischen Disneyland-Urlaub praktisch jeder irgendein Souvenir kauft; 69 % der Personen gaben dafür mehr als 50 USD aus, 36 % sogar mehr als 100 USD pro Person. Nun, niemand hat behauptet, dass Souvenirs- oder die Jagd darauf – etwas für schwache Nerven ist …. oder für notorische Geizhälse.