Eines der wohl umstrittensten Fouls im Fußball ist Tackling. Gutes Tackling ist zwar beinah eine Kunst, die Schnelligkeit, Geschick und Beweglichkeit erfordert, aber die Tatsache, dass der Vorgang vom Gegner sehr leicht „ausgeschmückt“ werden kann und von der Auslegung des Schiedsrichters abhängig ist, machen diese Art des Angriffs so gefährlich, denn er bietet Raum für Irrtümer und Diskussionen. Aber bevor wir nun darüber streiten, was Tackling ist, oder nicht ist, wollen wir einmal darüber nachdenken, was das Wort eigentlich bedeutet und wie es in die Welt des Sports gelangen konnte.
Jeder, der sich mit American Football, Fußball, oder auch Rugby auskennt, weiß, was Tackling bedeutet, nämlich einen Gegner zu stoppen bzw. ihm den Ball abzunehmen, aber der Ursprung des Wortes hat überhaupt nichts mit Sport zu tun. Der Begriff ‚tackle‘ im Sinne von ‚etwas in Angriff nehmen, anpacken‘ stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Aber bereits hundert Jahre vorher wurde von Seeleuten und Fischern das Substantiv tackle im Sinne von ‚Takel‘, Gerät oder Ausrüstung, gebraucht (auch im Sinne von Köder und Angel). Die Bedeutungen mögen zwar weit auseinander liegen, ihr Ursprung ist aber ein gemeinsamer: das mitteldeutsche takel (im maritimen Sinne) ist höchst wahrscheinlich verwandt mit dem mittelniederländischen taken (für den eigentlichen Vorgang des Haltens).
Als weiterer Beweis für diese Verquickung aus mehreren Sprachen kann die erste Verwendung des Wortes im Englischen aus dem Jahr 1486 gelten, die sich in Naval Accounts & Inventories of Henry VII findet und auf die germanische Definition verweist: „Und dieses Schiff, vollständig aufgetakelt und gerüstet, wurde an… Rauf Astry ausgeliefert…“, während sein erstmaliger Gebrauch im körperlichen Sinne 1828 erschien, in Noah Webster American Dictionary of the English Language: „A wrestler tackles his antagonist“ (Ein Ringer greift seinen Widersacher an…).
In Zusammenhang mit Fußball wurde das Wort erstmals 1884 gebraucht, als es in The Daily News von einem Spieler hieß: „He..tackled well, kicked judiciously, and as captain of the team gave every satisfaction.“ (Er beherrschte den Zweikampf, kickte den Ball mit viel Gefühl, und spielte als Mannschaftskapitän eine äußerst zufriedenstellende Rolle)
Tackling ist nicht einfach. Man versuche nur einmal, einem Spieler in der Bewegung, üblicherweise von hinten oder von der Seite, den Ball abzunehmen. Und noch schwieriger wird es, wenn man bedenkt, dass jede Art von Zweikampf gefährlich werden kann, denn jeder Kontakt mit dem Spieler vor dem Ballkontakt und jedes daraus resultierende Fallen oder Stolpern kann als Foul ausgelegt und vom Schiedsrichter entsprechend geahndet werden.
Fußball kann ein wundervolles und aufregendes Spiel sein, aber wenn sich der Spielfluss verlangsamt und das Zuschauen immer anstrengender wird, ist das leider sehr oft darauf zurück zu führen, dass Tacklings als vermeintliche Fouls gepfiffen werden.
