01.09.2020

Technical Writing

Technical Writing – Wort des Tages – EVS Translations
Technical Writing – Wort des Tages – EVS Translations

Wir kennen Stephen King als Verfasser von dicken Wälzern, die in Maine spielen. Nathaniel Hawthorne benötigt in seinem Roman Das Haus mit den sieben Giebeln bisweilen mehrere Seiten, um eine Person oder die Geschichte eines Ortes zu beschreiben. Das Wunderbare an literarischen Werken ist ihre Fähigkeit, alle Aspekte der Sprache voll auszuschöpfen, um eine spannende und fesselnde Geschichte zu erzählen. Da Sie Stephen King oder Nathaniel Hawthorne wahrscheinlich nicht die Entwicklung von Computersoftware oder die Elektrik Ihres Autos anvertrauen würden, geht es beim heutigen Wort des Tages um die „andere“ Form des Schreibens, die in technischen und fachlichen Texten zum Einsatz kommt.

Als Begriff kann Technical Writing in zwei separate Wörter aufgegliedert werden: Technical und Writing. Der Begriff technical als Beschreibung der speziellen Verwendung oder Bedeutung von Sprache in einem bestimmten Bereich wurde erstmalig von Thomas Jackson in seinem Werk The Humiliation of the Sonne of God aus dem Jahr 1635 verwendet wurde, wo es heißt: „Every good Interpreter should have a Lexicon either of his own, or others gathering peculiar unto Divinity, specially for words used in a technical, Emblematical, or proverbial sense“ (Jeder guter Übersetzer sollte ein eigenes Wörterbuch haben, entweder selbst zusammengestellt oder das eines anderen für Wörter ,die in einem technischen, sinnbildlichen oder sprichwörtlichen Sinne spezifisch für göttliche Werke verwendet werden). Abgeleitet ist es von der latinisierten Form des griechischen Wortes téchne, das die Fertigkeit oder das Geschick bei der Arbeit oder eine Methode zur Herstellung oder eine Vorgehensweise beschreibt. Writing ist ein substantiviertes Verb und bezeichnet das Ausdrücken von Gedanken oder Ideen in schriftlicher Form. Es leitet sich vom dem altenglischen Wort writan ab (das Einritzen oder Zeichnen einer Form) sowie (noch früher) vom protogermanischen writan, der „einritzen“ bedeutet (etwas in Papier oder eine Oberfläche einritzen), und wird zum ersten Mal im Prolog von Geoffrey Chaucers Canterbury Tales (ca. 1405) verwendet: „Moreover he could draw up anything, That no man might find fault with its writing“ (Im Actenschreiben war er so präcis, daß sich nicht drehn daran noch deuteln ließ).

Technical Writing wird zwar erst seit dem Zweiten Weltkrieg als eigenständiges Feld angesehen, hat seine Ursprünge aber in der Antike. Das Bestreben von Erfindern, Wissenschaftlern und Philosophen von Aristoteles, Newton und Leonardo über die Pioniere der industriellen Revolution bis auf den heutigen Tag war es, Informationen zu verarbeiten, zu dokumentieren und zu verbreiten. Ferner hat der Wunsch, Wissen durch die Nutzung einer für das jeweilige Fachgebiet spezifischen Sprache zu vermitteln, die Entwicklung von technischem Schreiben vorangetrieben.

Im Kern bedeutet Technical Writing technische Kommunikation. Während damit in der Vergangenheit lediglich das Dokumentieren von Prozessen beispielsweise durch Schulungsmaterialien und Handbücher gemeint war, wird darunter heute jede Form der Kommunikation mit technischem Bezug verstanden, was so unterschiedliche Formate wie E-Mails, Pressemitteilungen, Kurzdossiers, Vorschläge, Whitepapers und Datenblätter umfassen kann. Wenn Sie also in einem Bereich der angewandten Technik tätig sind, praktizieren Sie wahrscheinlich technisches Schreiben.

Doch technisches Schreiben will gelernt sein. Ein guter technischer Redakteur muss ein guter Wissensvermittler sein. Es geht um mehr als das reine Verfassen einer Bedienungsanleitung. Ein technischer Redakteur muss die richtige Mischung finden, um für das Zielpublikum gut verständlich zu schreiben – auf den Punkt, aber nicht zu kurz, zielgerichtet, aber nicht zu langweilig und starr. Das heißt: Für kreatives Schreiben ist keine technische Denkweise nötig, doch technisches Schreiben erfordert eine kreative Denkweise.