18.08.2015

Trüffel

Trüffel - Wort des Tages - EVS Translations
Trüffel – Wort des Tages – EVS Translations

Egal, ob Sie Trüffel nun als Pilz kennen, der am Fuß eines Baumes im Wald unterirdisch wächst, oder als köstliches Konfekt, das Wort selbst beschreibt etwas, das praktisch jeder mit Luxus und Dekadenz in Verbindung bringt. Beide, sowohl die süße als auch die pikante Verwendung des Wortes haben einiges gemeinsam, beispielsweise den hohen Preis, die zeitaufwändige Herstellung/Gewinnung, und dass sowohl Trüffel als auch Schokolade als Aphrodisiakum gelten. Aber damit enden dann die Gemeinsamkeiten. Bevor wir uns näher mit dem Wort beschäftigen, sei vorab eines erwähnt: die Schokoladenversion hat den Pilz zum Vorbild, ähnlich wie man aus Marzipan täuschend echte Früchte herstellt.

Das Wort truffle erscheint in der englischen Sprache erstmalig im späten 16. Jahrhundert. Wie viele kulinarischen Begriffe stammt es von dem mittelfranzösischen trufle, von dem viele glauben, dass es von dem lateinischen Wort tuber/tufer abgeleitet ist, in der Bedeutung „Beule″ oder „Schwellung″. Nach einer anderen Theorie hängt das Wort mit dem italienischen tartuffo (Mailand: tartuffel) zusammen, was „Kartoffel″ bedeutet, wegen der Ähnlichkeit mit dieser. Aber abgesehen von der Herkunft und Verwendung des Wortes genießt man Trüffel bereits seit langer Zeit: die Neusumerer erwähnten, dass sie von den Amoritern bereits im 20. Jahrhundert v. Chr. gegessen wurden.

Aber eine Sache, die vielen in Erinnerung bleibt, ist der Preis. Warum also sind die beiden Trüffelarten so teuer? Beim Pilz ist dies darauf zurück zu führen, dass er wirklich sehr schwer zu finden ist – nur bestimmte Tiere wie Schweine, Hunde und Ziegen können für die Erkennung des ganz bestimmten Duftes von Trüffeln trainiert werden und bis in die 1800er Jahre konnten Trüffel hierzulande nicht erfolgreich kultiviert werden. Und außerdem war die Tatsache, dass es sich um eine seltene Delikatesse handelt, der Grund dafür, dass sie oft nur für die Reichen und Adligen reserviert waren, allen voran Franz I von Frankreich, womit der Status der Trüffel noch gesteigert wurde. Der Trüffel als Konfekt verdankt seinen Preis der aufwändigen Herstellung: bis vor kurzem konnten Schokoladetrüffel wegen der Wärme und dem Risiko, dass sie schmolzen, nicht maschinell hergestellt werden. Das heißt, sie wurden sämtlich von Hand gefertigt, und das war wesentlich zeitaufwändiger.

In England tauchte das Wort für Trüffel, truffle, erstmalig 1591 auf. In Christopher Cattans The Geomancie heißt es, dass „Sowohl der Topas als auch der Trüffel die Macht der Keuschheit und der Unterwerfung des Fleisches besitzen”, was ein wenig ironisch anmutet, bedenkt man einmal den amourösen Ruf des Trüffels. Ein Jahrhundert später, 1692, erhält man mit John Ray einige willkommene Einblicke in die Trüffelsuche in The Wisdon of God. Er schreibt: „Indem sie eine Schnur an das Hinterbein eines Schweins binden, dieses vor sich her treiben und aufpassen, wo es stehen bleibt und im Boden zu wühlen beginnt,…sind sie sicher, einen Trüffel zu finden.” Und schließlich erklärt der Schriftsteller und Maler Denton Welch die Verlockung, die von einem Schokoladetrüffel ausgeht, in seinem Entwicklungsroman In Youth is Pleasure 1944: „Er stellte sich den aromatischen, beißenden Staub vor, der [an dem Herz] klebte und dieses umhüllte…wie helles, bitteres Kakaopulver an einem schweren, dunklen Trüffel.”