27.03.2019

Das Übersetzungsprogramm von Microsoft stellt Japans Fähigkeit, internationaler Gastgeber für Tokio 2020 zu sein, in Frage.

Das Übersetzungsprogramm von Microsoft stellt Japans Fähigkeit, internationaler Gastgeber für Tokio 2020 zu sein, in Frage.
Das Übersetzungsprogramm von Microsoft stellt Japans Fähigkeit, internationaler Gastgeber für Tokio 2020 zu sein, in Frage.

Die U-Bahn von Osaka ist nicht gerade für Schlagzeilen in der internationalen Presse bekannt; Mitte März zog sie allerdings das Interesse der Medien durch einen bedauernswerten Umstand auf sich, nämlich die Abschaltung ihrer fremdsprachigen Webseiten. Offizielle Sprecher machten dafür ein automatisches Übersetzungsprogramm von Microsoft verantwortlich, das Verkehrs- und Fahrplaninformationen fehlerhaft ins Englische übersetzt hatte. Unter Besuchern aus aller Welt, welche die Webseite als Navigationshilfe für ihren Besuch in Tokio verwendet hatten, sorgte das für Verwirrung, und so waren die sozialen Medien schon bald mit entsprechenden Meldungen überflutet.

Im Vorfeld des Rugby World Cup und von Tokio2020 steht Japan unter Druck. Besonders für die Olympischen Spiele hat man viel in Sprachtechnik investiert und die Universitäten sind landesweit aufgefordert, Sprachstudenten als Freiwillige für dieses Ereignis auszubilden.

Schlagzeilen dieser Art, nur wenige Monate vor dem Rugby World Cup, kann man sicherlich nicht gebrauchen. Zu jedem anderen Zeitpunkt würden Übersetzungsfehler auf einer Webseite kein großes Aufsehen erregen, aber jetzt schaut man natürlich darauf. Und die eigentliche Frage hinter dieser Schlagzeile ist folgende: kann Japan seiner Rolle als internationaler Gastgeber gerecht werden? Diese Frage stellt sich im Vorfeld von Olympia jede Nation. Für Großbritannien war London 2012 in dieser Hinsicht vielleicht einfacher. Wir verlassen uns irgendwie darauf, dass die Welt Englisch spricht und wir haben eine hohe Zahl an Einwanderern, um unsere sprachlichen Unzulänglichkeiten zu verbessern. Aber die japanische Sprache stellt eine ständige Herausforderung dar (insbesondere für Gäste aus dem Westen), und das Land hat keine nennenswerte multikulturelle Bevölkerung, die ihre mehrsprachige Kompetenz zur Verfügung stellen könnte.

Liebe zum Detail, Höflichkeit, eine unglaubliche Begabung für Komfort und Bequemlichkeit, all das gehört zum weltweit hervorragenden Ruf Japans, wenn es um Gästebetreuung und Gastfreundlichkeit geht, aber für ein Event wie die Olympischen Spiele reicht das allein heute nicht mehr aus. Internationale Gäste oder Besucher erwarten Zugang zu hochwertigen Informationen und eine Betreuung in ihrer eigenen Sprache. Die Betreuung ausländischer Gäste und alles, was damit zusammenhängt müssen heute global sein. Zur Überwindung von Sprachbarrieren kann man natürlich die Technik bemühen, aber diese kann einen auch im Stich lassen, wie man am Beispiel von Microsoft sieht. Die Frage der Globalisierung in Japan ist nicht einfach zu lösen.

Ohne japanische Sprachkenntnisse ist Japan kein einfaches Reiseland. Bei schriftlich verfassten Texten kann einen sehr schnell der Mut verlassen und internationale Gäste können nicht unbedingt erwarten, dass es mit Englisch schon funktionieren wird. Aber das Land besitzt so viele andere Attribute, die es zu einem der besten Reiseländer der Welt machen. Mit einer niedrigen Kriminalitätsrate, einem äußerst effizienten Transportsystem, vergleichsweise sauberen Städten, und dieser faszinierenden Mischung aus Altertum und Zukunft ist Japan ein lohnendes Reiseziel. Im Augenblick jedenfalls ist es nur eine schlecht übersetzte Webseite, über die Sie hinwegsehen müssen.