14.07.2015

Ventilator

Ventilator - Wort des Tages - EVS Translations
Ventilator – Wort des Tages – EVS Translations

Die Wahrnehmung der Briten ist sicherlich von Land zu Land sehr unterschiedlich (Amerikaner finden die Briten vielleicht „reserviert“, Europäer dagegen sind möglicherweise geneigt, sie als …pardon… „unkontrollierbare, betrunkene Hooligans“ zu bezeichnen), aber zumindest in einem Punkt sind sich alle einig: das Wetter in Großbritannien ist miserabel! Für die meisten in Großbritannien lebenden Ausländer hat das typische britische Wetter nur zwei Jahreszeiten: Frühling und Herbst. Aber gerade in diesem Jahr erweist sich dieses Klischeedenken als falsch.

Großbritannien erlebte gerade den heißesten Juli seit 2006, mit Temperaturen nahe 37 Grad Celsius. Darüber hinaus folgten auf Hitze und Feuchtigkeit spektakuläre Stürme. Während die Medien vor den Gefahren der Hitze warnen und viele auf den Komfort der modernen Klimaanlagen nicht verzichten wollen, möchten wir Ihnen heute einmal eine traditionellere Art der Abkühlung vorstellen – Ventilatoren.

Zwar legt der Name eine moderne Erfindung der industriellen Revolution nahe, doch geht sein Ursprung auf das lateinische Wort ventilātor zurück (eine Zentrifuge, die mit Luft angetrieben wird).

Die Verwendung von Ventilatoren und assistierter Beatmung kann bis in biblische Zeiten zurückverfolgt werden. Mechanische Ventilatoren, die mit Unterdruck-Belüftungsmechanismen arbeiteten, gibt es jedoch erst seit Ende 1700. Dem britischen Leser begegnete der Begriff im Jahre 1741, als Stephan Hales seine Description of Ventilators veröffentlichte und ihre Vorteile beim Einsatz in Minen, Hospitälern, Fabriken, auf Schiffen sowie zur Trocknung von Getreide und Lebensmitteln beschrieb.

Ventilator – Erfindung

Allem Anschein nach wurden die ersten Ventilatoren hauptsächlich in der Produktion und in der Industrie eingesetzt und wurden häufig durch Wind- und Wasserkraft angetrieben, wie in The Scots magazine 1753 zu lesen war: „Ventilatoren, angetrieben durch eine Windmühle, waren eingebaut.“

Auch in der Bekleidungsindustrie hielten die Ventilatoren Einzug. 1875 beschrieb Edward Knight in seinem Buch The practical dictionary of mechanics die Rolle der Ventilatoren beim Nähen von Hüten und Stiefeln: „Der Ventilator für Hüte hat in der Krone eine Öffnung, und einen Kopfbügel, der einen bestimmten Abstand zum Schweißband aufweist…..Der Ventilator für Stiefel ist oben doppelt und mit Löchern ausgeführt.“

Anfang des 20. Jahrhunderts setzte man während der Polioepidemie sehr häufig medizinische Unterdruckapparate in den verschiedensten Versionen ein, die schließlich als Eiserne Lunge bezeichnet wurden.

Überdruck-Beatmungsgeräte gab es seit etwa 1900 und die typischen Beatmungsgeräte der Intensivstation (ITS), die wie heute kennen, wurden erst in den 1940iger Jahren entwickelt.

Ventilator ist auch heute noch ein Begriff, den wir in erster Linie mit der Medizin oder Industrie in Zusammenhang bringen, während wir unsere tragbaren Geräte für zuhause eher als Lüfter (fan) bezeichnen. Viele denken vielleicht, der englische Begriff „fan“ (Lüfter) sei eine moderne Abkürzung, aber tatsächlich geht er bis ins 9. Jahrhundert zurück. Mehr darüber ein anderes Mal, denn für heute soll es erst einmal genügen, dass die sich drehenden Flügel, die uns Luft zufächeln, uns gegen diese rekordverdächtigen Temperaturen helfen.