30.07.2015

Discjockey

Discjockey - Wort des Tages - EVS Translations
Discjockey – Wort des Tages – EVS Translations

Ein Discjockey legt Platten auf, aber ein professioneller Rennreiter ist auch ein Jockey. Warum teilt sich jemand, der mit Musikaufnahmen arbeitet, die Berufsbezeichnung mit jemandem, der mit Pferden arbeitet? Wo ist die Verbindung? Schauen wir uns zunächst einmal die Ursprünge des Wortes Jockey an.

Am Beginn des 16. Jahrhunderts war Jock der Beiname des Namens John, das heißt ein Name, der häufig als generischer Begriff für die einfachen Leute gebraucht wurde. Die Verkleinerungsform war dann Jockey (oder Johnny). In einem Gedicht, das etwa 1507 geschrieben wurde, (daher die etwas obskure Sprache) schreibt William Dunbar: „To Iok Fule my foly fre Lego post corpus sepultum”. Hier kann man die frühe Schreibweise von Jock, nämlich ‚Iok‘, sehen.

Die Verkleinerungsform ‚jockey‘ findet man in Shakespeare’s Richard III (1597), ebenfalls in ihrer frühen Schreibweise: „Iockey of Norfolke be not so bould, For Dickon thy master is bought and sould”. Die moderne Schreibweise hatte sich um 1846 bereits etabliert, als Charles Dickens seinen Roman Dombey und Sohn veröffentlichte, in dem es heißt: „You’re Dombey’s jockey, a’nt you?’ sagte der erste Mann. ‘I’m in Dombey’s House, Mr. Clark,’ returned the boy”.

Fast zwei Jahrhunderte nach seinem ersten Erscheinen in einer englischen Druckschrift verwendete man den Begriff Jockey für einen professionellen Rennreiter. John Evelyn schrieb in seinem Tagebuch: „We returnd over New-market-heath,..the Jockies breathing their fine barbs & racers, & giving them their heates” (The diary of John Evelyn, a1684). Aber jetzt hatte der Begriff Jockey viele verschiedene Bedeutungen: er konnte auch zur Beschreibung eines Bettlers, eines Betrügers, eines Kuriers zu Pferde, oder eines Pferdehändlers verwendet werden (alles Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts).

Wie kam es zu der linguistischen Verquickung eines Rennreiters mit Vagabunden und Betrügern? Vielleicht leitet sich der Jockey zu Pferde von jock als dem generischen Namen für den einfachen Burschen ab (vielleicht den Burschen, die in den Ställen bei den Pferden arbeiteten) und ist in Bezug auf die professionellen Rennreiter überhaupt nicht abwertend gemeint. Trotzdem sind wir der Verbindung zwischen einem Jockey zu Pferde und eine Discjockey immer noch nicht näher gekommen.

Discjockey erschien 1941 erstmalig in einer englischen Druckschrift, und zwar in einem Artikel des amerikanische Magazins Variety: „Disc jockey solves vacation. Turning a program over to the public while the emcee is vacationing is big stuff from a listener’s angle, WEBR is finding” (23. Juli 34/4).

Hier wurde also der Jockey im Sinne eines Moderators in der Welt des Rundfunks verwendet, aber man benutzte ihn auch für die Fahrer von motorisierten Fahrzeugen oder die Hilfskräfte von Werkstätten („garage jockeys”). 1912 hieß es in einem Artikel im Collier’s Magazin: „Einige sind sozusagen ‘gentlemen jockeys’, die ihre eigenen Autos besitzen, anmelden und fahren, nur so aus Spaß” (28. Sept. 11/2). 1942 war nach dem American Thesaurus of Slang, (L. V. Berrey & M. Van den Bark) ein Motorrad-Rennfahrer auch als „broadsider, jockey,..motor jockey” bekannt.

Vielleicht war es ungefähr zu diesem Zeitpunkt, also am Anfang des 20. Jahrhunderts, als das Wort Jockey aus dem Bereich der Pferderennen und der amerikanischen Motorindustrie in die Welt des Radios und der Musik gelangte. Ebenfalls im American Thesaurus of Slang findet sich ein Eintrag für truck driver: „truck jockey or spinner… Spec. juice jockey, a gasoline-truck driver”. Das Wort „spinner” (also „Dreher“) ist an dieser Stelle interessant, denn man spricht von Discjockeys (oder DJs) häufig als Plattendreher.

Als der amerikanische „motor-jockey“, oder „spinner”, Radio hörte, verwandelte sich die Bedeutung von Jockey als der Person am Lenkrad (und dem Burschen, der sein Pferd lenkt) zu der Person, die den Plattenspieler in einer Radiostation bedient und Platten abspielt.

Tagged as: